laut.de-Biographie
Chinx
"Could have been a pilot, could have been a doctor / Could have been a pimp, could have been a mobster / Could have been a mack, could have been a dope boy / Homie matter of fact, I'm a motherfuckerin' coke boy" – "I'm A Coke Boy"
Coulda, woulda, Leere. Am 17. Mai 2015 wird der Porsche von Lionel 'Coke Boy' Pickens Chinx aka Chinx Drugz in Queens von Kugeln durchlöchert und lässt den 31-jährigen Rapper tot zurück. Nach seinen Queens-Kollegen Mazaradi Fox, Stack Bundles und Jam Master Jay erwischt es einen der heißesten NY-Emcees der Trap Rap-Ära, die im 2010er Jahrzehnt das Rapgame regiert.
Nicht nur OGs wie Raekwon haben Chinx aus Far Rockaway in den charttechnisch mageren Big Apple-Jahren auf der Rechnung, auch die jungen Fans in aller Welt feiern die Mixtapes der Coke Boys um French Montana und Co-Kapitän Chinx. Die beiden Jungs sind nach der schier endlosen Haftstrafe von Montana-Mentor Max B die einzigen New Yorker, die es stimmig und innovativ verstehen, Einflüsse des Trap Rap mit dem harten Eastcoast-Sound und der Geschichte von Biggie oder Noreaga zu verknüpfen – oftmals kongenial produziert von Harry Fraud.
Vor seinem Durchbruch als Coke Boy rappt Lionel als Chinx Drugz natürlich schon eine lange Zeit in Schule und Straßen. Die Gegend in Far Rockaway ist extrem arm und heruntergekommen und Chinx' komplette Familie sitzt entweder im Knast oder hängt an der Nadel. "Wo ich gewohnt habe, ist es abgewrackt, wirklich abgewrackt. Fast jedes männliche Familienmitglied saß schon mal im Knast." Neben dem obligatorischen Dealen ist es vor allem die Musik, die ihn selbst vorantreibt.
"Ich began mit dem Rappen in Junior High School und nahm es ab der neunten Klasse dann Ernst. Ich investierte meine Straßenknete in ein Studio und übte." Der Name 'Chinx Drugz' findet sich schnell, da man neben der Mucke eben kifft und tickt wie ein Großer. Zu seinen engen Schulkameraden gehört damals auch ein gewisser Stack Bundles, mit dem er später die Riot Squad gründet. 2004 geht Chinx dann für vier Jahre hinter schwedische Gardinen und erlebt aus der Ferne wie Stack Bundles' Karriere nach dem Kennenlernen von Max B und der Byrd Gang um Jim Jones durch die Decke geht. 2007 muss er dann ebenso hilflos mitansehen, wie sein alter Freund ebenfalls in Queens erschossen wird. Als er ein Jahr später aus der Haft entlassen wird, will Chinx die Straßen und das illegale Leben hinter sich lassen.
"Als ich 2008 nach Hause kam, war Stack Bundles auf den Straßen unser 2Pac, unser Biggie. Er war eh immer einer meiner Lieblingsrapper, so dass ich ihn, unsere Geschichte und unsere Mühen nicht einfach sterben lassen konnte. Auch wenn ich zwar nicht in seine Fußstampfen passe, so kann ich aber definitiv die Fackel für ihn weitertragen."
Und genau das macht Chinx. Während der drei Tapes umfassenden "Hurry Up And Die"-Serie zwischen 2009 und 2010 stößt er fest zu French Montana und seinem Coke Boys-Label. Es folgen mit Harry Fraud an den Reglern die Fast-Klassiker-Tapes "Flight 2011" und "Cocaine Riot I" sowie der Beginn der "Coke Boy"-Reihe. 2013 lässt er für die EP "I'll Take It From Here" den nächsten Teil seiner Vergangenheit hinter sich und cuttet das 'Drugz' aus seinem Namen. Auch die Zeiten im Ghetto sind vorbei und er zieht mit seiner Familie und den drei Kindern in einen ruhigeren Stadtteil.
Die Zeichen stehen gut, er ist 2015 in der Auswahl zum "Freshmen Of The Year" des XXL Magazins und arbeitet hart an seinem Studioalbumdebüt "Welcome To JFK", als ihn Killer per Drive By Shooting am Sonntagmorgen auf dem Queens Boulevard ermorden. Die Vergangenheit hat ihn anscheinend doch eingeholt.
In dem 2013er Interview antwortet Chinx zwei Jahre zuvor auf die Frage, ob er vor so etwas keine Angst hat, folgendes: "Nein, ich mache mir keine Sorgen. Ich habe nichts Krasses zu verbergen und schlafe gut. Am Ende des Tages sind wir alles Sünder. Ich bin nur ein junger Mann aus New York City, der versucht, Geld zu verdienen und seine Familie zu ernähren. Wichtig für mich ist, wenn Leute später sagen: 'Yo. That was a good dude.'"
Wenigstens diesen Wunsch scheint sich, erfüllt zu haben. P. Diddy tweetet kurz nach Chinx' Tod: "Life is so short. Why are we killing each other? For nothing. Just got a really good guy. So Sad. God bless his family and kids."
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