laut.de-Biographie
Die Türen
"Von schwarzer bis weißer Musik, von Doo-Wop über Synthiepop bis Garagenrock haben Die Türen schon alles verwurstet, was sich verwursten lässt. Manche sagen, sie seien die deutschen Ween. Wir wissen nur: sie wohnen in Berlin", reimen die Türen selbst auf ihrer Labelseite. Das war ungefähr Mitte der Nullerjahre, als die Band nicht etwa 20, sondern genau zwei Alben in ihrer Diskografie stehen hatte. Und als alternative Musik-Interessierte bei der Nennung des Bandnamens Ween noch nicht googlen mussten.
Wie so viele Berliner Bands sind auch Die Türen Zugezogene. Was berühmte Töchter und Söhne wie Udo Lindenberg, Barbara Morgenstern und Erdmöbel in der Hauptstadt suchten, treibt auch die Türen an. Das Gründungskonzert des Extrem-Pop-Trios findet an Silvester 2002 noch in der Heimat Münster statt. Danach war Schluss, Ramin Bijan, Gunther Osburg und Sänger Maurice Summen wollen einen Plattenvertrag, den ihnen aber auch in Berlin niemand anbietet. Kurzerhand beschließen sie, ihr Album einfach selbst rauszubringen.
Bühne frei für Staatsakt, auf dem neben dem Mutterschiff über die Jahre zahlreiche wichtige Formationen veröffentlichen, darunter Ragazzi, Stereo Total, Mittekill, Mediengruppe Telekommander, Frank Spilker, Andreas Dorau oder Isolation Berlin. Als Büro für das eigene Label dient zuerst die WG von Gunther und Maurice. Ramin beherbergt dafür das Studio, in dem die Band ihr Debüt "Das Herz war Nihilismus" aufnimmt.
Das Debüt mausert sich zum Kritikererfolg und so wird ein Vertriebswechsel von Kook zu Indigo beschlossen. Ihr zweites Album "Unterwegs Mit Mother Earth" erscheint 2005. Nach der Auflösung von Blumfeld kommt Keyboarder Michael Mühlhaus 2007 als festes Mitglied zu den Türen und Markus Spin am Schlagzeug komplettiert das Quintett. Mit ihm entsteht "Popo", das Album mit dem Aldi-Nord-Cover, eine nach eigenen Worten "heillos verspätete Landflucht-Hymne".
Nach wie vor beruht der Charme der Band auf dem Spiel mit Mehrdeutigkeiten. "Wir sitzen alle in demselben schwarz-gelben Unterseeboot", singen sie 2012 auf einem Song des Albums "ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ". Gemeint sind die Tiefseetaucher Angela Merkel, Horst Seehofer und der damalige FDP-Vorsitzenden Philipp Rösler.
Anfang 2019 erscheint mit "Exoterik" in schön größenwahnsinniger Manier ein Dreifach-Album auf den Säulen von Postpunk, Krautrock und Psychedelic. Muss man sich leisten können (wollen). Bei den Türen dabei ist seit 2012 Andreas Spechtl an Keyboards und Gitarre, bekannt geworden als Sänger der österreichischen Dandys Ja, Panik sowie Chris Imler (Drums). Michael Mühlhaus hilft derweil bei Kante aus.
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