Porträt

laut.de-Biographie

Eden Weint Im Grab

Wenn Extremmetalbands sich über den Tellerrand ihres Genres hinaus bewegen, bringt meist irgend jemand den meist überflüssigen Verlegenheitssticker 'Dark Metal' ins Spiel. Eden Weint Im Grab hingegen machen dem Begriff wirklich alle Ehre. Angefangen bei finsteren Black Metal-Wurzeln entwickelt die Truppe um Alexander Paul Blake ihre Bandbreite über Doom, Gothic, theaterhafte Moritaten etc.

Eden Weint Im Grab - Na(c)htodreise
Eden Weint Im Grab Na(c)htodreise
Nachtschattengewächs aus Gothic Rock, Dark Metal und Doom.
Alle Alben anzeigen

Der genannte Sänger - samt schickem William Blake Pseudonym - ist in Personalunion Bandchef, Hauptsongwriter, Texter und überhaupt der künstlerische Fixstern des 2002 in Berlin gegründeten Bandprojekts. Bis zum dritten Album "Traumermarsch Nach Neotopia" ist "EWIG" sogar eine reine Soloangelegenheit des Multiinstrumentalisten Blake. Das ändert sich spätestens mit "Der Herbst des Einsamen".

Die CD markiert eine deutliche Fortentwicklung. Blake öffnet sich musikalisch und erweitert Eden nach und nach zum Quintett. Zusammen vollziehen sie eine radikale musikalische Kehrtwende. Die Platte addiert etwa Ambient oder Hörcollagen zum spröden Metal. Als lyrische Basis schnappen sie sich Gedichte des österreichischen Expressionisten Georg Trakl. Allesamt von Alexander Paul Blake interpretiert und gemeinsam vertont.

Von da aus konnte der Weg nicht zur Rückkehr der simpleren Anfänge führen. Dennoch sollte der Metal weiterhin eine Hauptrolle in der komplett deutschsprachigen Geisterbahn inne haben. So liefern sie 2011 ein recht eingängiges Dunkelwerk ab ("Geysterstunde"), dessen BM-Vergangenheit nur noch als abstrakte Zutat mit geglätteten Gummigitarren sichtbar ist. Was den Puristen ein Alptraum, das ist dem offenen Metalfreund ein Genuss.

Die Öffnung zu breiterem Sound verschafft Blake die Möglichkeit, seinen kleinen Horrorladen um eine Moritaten ähnliche Bänkelsangsnote zu erweitern, die seinen schaurigen Bildern sehr entgegen kommt. Black, Dark, Doom, Goth, & ähnlich extremer Metalspielarten stehen im allgemeinen nicht gerade Schlange, wenn es um Acousticversionen geht. Nicht so die Kombo aus der Hauptstadt.

Zur vorläufigen Krönung ihres kreativen Irrgartens hauen sie eine unplugged LP mit einer Coverversion ("Das Ich") und zwei neuen Songs als Bonus auf den Tisch. Das im Genre außergewöhnliche Experiment funktioniert hervorragend, da EWIGs Lieder über genug musikalische Substanz verfügen, das Strippen unbeschadet zu überstehen. Edelgäste wie die Geigerin Aline Deinert (Neun Welten, Haggard, Empyrium)
sowie der Cellist Markus Freitag ("Before I Forget") runden das intime Bild kammermusikalisch ab.

"Na(c)htodreise" (2017) wiederum ist modernes Nachtschattengewächs aus Gothic Rock, Dark Metal und Doom. Litaneien in Klargesang wechseln mit monströsen Growls. So darf man gespannt sein, in welche Richtung sich Mr Blake beim nächsten Mal bewegen wird. Denn beständig ist bei EWIG nur das Unbeständige.

Alben

Surftipps

Noch keine Kommentare