laut.de-Kritik

Nachtschattengewächs aus Gothic Rock, Dark Metal und Doom.

Review von

In der heimischen Dunkelheimerszene geht Alexander Paul Blake alias Sascha Blach als hochgebildete Intelligenzbestie durch. Er betrieb neben deutschen und englischen Literaturwissenschaften ebenso die Studien der Soziologie und des Toningenieurwesens. Musikalisch bewegt er sich ähnlich vielseitig. Aus einem Haufen diverser Projekte, deren Bandbreite von Synthierock über Black Metal bis hin zu Folk reicht, erhebt sich Eden Weint Im Grab mittlerweile als sein Hauptact. Auch das neue Album "Nac(H)Todreise" enttäuscht nicht.

Vom etwas stereotyp wirkenden Bandnamen soll man sich nicht täuschen lassen. E.W.I.G. bieten dem Hörer eine nekromantische Tour, so schwer wie ein Brokatvorhang, so finster wie ein Kohleschacht. War es vor einiger Zeit noch Georg Trakl, vertraut Blach seit geraumer Zeit ganz den eigenen Zeilen. Diese drehen sich hier von Alpha bis Omega um das Thema Tod in allen Facetten.

"Tod, nur Tod allüberall!" Blach betont stets, das der Exitus der Kreatur lediglich eine Pforte bedeutet. Auf diesen 15 Songs erweitert er das Thema um Ritualisierung der Gesellschaft, Aberglauben des Volksmunds, philosophische Aspekte, mythischen Grusel und literarische Anspielungen. Bewusst gibt man dem Publikum nicht die eine, ultimative Antwort an die Knochenhand, sondern führt es durch einen Kanon verschiedenster Empfindungen, auf das sich jeder ein eigenes Bild mache.

Stilistisch verkörpert das Album ein modernes Nachtschattengewächs aus Gothic Rock, Dark Metal und Doom. Litaneien in Klargesang wechseln mit monströsen Growls. Dabei greifen E.W.I.G. gern in die Pathoskiste und tragen ihren Soundgerippen mitunter recht dickes Makeup auf, ohne hiermit ästhetisch zu übertreiben.

Besonders stark sind sie in jenen Augenblicken, die verschiedenste Zutaten zum trüben Strauß binden. "Die Astrale Wildnis" etwa glänzt nicht in erster Linie mit seiner recht konventionellen Melodie, sondern mit der beigefügten Black Metal-light Gitarre sowie einem Cello, dessen Rolle man sich durchaus etwas größer gewünscht hätte. Zum Glück taucht es im Verlauf der Platte noch mehrfach auf.

So manches Gebein (be-)geistert auf diesem sinistren Pfad. Die zombiehaft schleppenden "Limbus" und "Kahnfahrt Auf Dem Acheron" werden den Freund morbider Rockmusik sicherlich aufgabeln. Ebenso der fröhlich ironisiernde Abstecher "In Der Toten-Taverne".

Als kreativer Höhepunkt schält sich das countryeske "Die Verwaiste Wüstenstadt" aus der Gruft. Der Cowboy-Doom erinnert ein wenig an Lovecrafts "Stadt Ohne Namen" und schert sich erfrischenderweise kein bisschen um stilistische Szenevorgaben.

Trotz vieler Hinhörer steht manch eingefügter Stino-Track einer ansonsten verdient höheren Bewertung entgegen. Besonders die erste Hälfte schwächelt songwriterisch beim Einstieg und hindert das konstante Faszinosum ("TraumTod", "Bon Voyage") ein wenig.

Trackliste

  1. 1. TraumTod
  2. 2. Bon Voyage (Ein sonderbares Begräbnis)
  3. 3. Die astrale Wildnis
  4. 4. Der Jenseitstroll
  5. 5. Das Höllentor
  6. 6. Limbus
  7. 7. Der Exitus der Schlangen
  8. 8. Kahnfahrt auf dem Acheron
  9. 9. Legionen Luzifers
  10. 10. Die verwaiste Wüstenstadt
  11. 11. In der Toten-Taverne
  12. 12. Aevum
  13. 13. Sternenmenschen
  14. 14. Das große Mysterium
  15. 15. Epilog

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1 Kommentar mit 4 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    es ist schon ok. handwerklich gut gemacht und so. aber ich denke mir oft "musik für pubertäre jeglichen Alters, deren 'todeserfahrung' darin besteht mal den familienhamster beerdigt zu haben"

    • Vor 7 Jahren

      schon klar, dass das von deinem ende der betrachtung recht ....sagen wir mal....untrve wirken muss.
      aber das ist wohl auch dem konzept geschuldet, welches ja auch als bühnentheater mit großen entertainmentfaktor gedacht ist. insofern bietet der ansatz zumindest dem rezensenten hier keine angriffsfläche.

      ich finde es aber zwischendurch auch schon mal erfischend, nen doom-song mit deutschen texten vor zu finden.

    • Vor 7 Jahren

      Ja das stimmt natürlich. Ich fand ja auch samsas traum inkl sämtliche methastasen recht gediegen damals :o
      Ich war auch über 12 jahre die hard Eisregen-fanboi :o :o
      aber es ist halt... pubertär.
      wenn ich deutschen doom hören will, höre ich DRECKSAU mit sehr erfrischenden lyrischen hochgenüssen wie "Meine verletzte Seele liegt hinter.... einer... WAND AUS SCHEISSE!!!!" :D :koks:
      drecksau fehlen mir tatsächlich. schade, die nur so wenig gemacht haben

    • Vor 7 Jahren

      null pubertär und textlich echt gelungen finde ich ja die artverwandten dornenreich, besonders das hier:
      http://www.laut.de/Dornenreich/Alben/Flamm…

    • Vor 7 Jahren

      die mag ich tatsächlich auch sehr, würde es aber nicht zugeben :D ich habe damals auch viel von Nocte Obducta gefeiert :o

      wenn das die falschen leute hören :dsweat: