3. Dezember 2021

"Wir haben uns keine Grenzen gesetzt"

Interview geführt von

Mit Elder und Kadavar fusionieren zwei Retro Rock-Experten zu einem magischen Miteinander. Unter dem Namen Eldovar bringt das Sextett ein Album heraus, das es ohne den Lockdown nicht gegeben hätte.

Szenezugehörigkeit und Standort sind bei beiden Bands deckungsgleich. Eldovar sind das Eldorado im Stile und Geiste der innovativen Rockmusik Ende der Sechziger oder Anfang der Siebziger. Dennoch gibt es keine ornamentreichen Instrumentalschlachten; vorherrschend sind die urwüchsige Kraft des Proto Metal, das Rauschhafte des Psychedelic Rock und die Melodien des Artrock. Da sowohl Kadavar wie auch die gebürtigen Amis Elder in Berlin ansässig sind, kam die Lockdown-Langeweile gerade recht, um wenigstens die heimischen Wände zum wackeln zu bringen. "A Story Of Darkness & Light" ist vielseitig und verfügt doch über die nötige Struktur, um Ernst genommen zu werden. Wir sprachen mit Lupus Lindemann, dem Sänger und Gitarristen von Kadavar.

Hi Lupus, geht's dir gut?

Ja, mir geht's soweit gut. Es ist ein bisschen wenig zu tun. Die Tour wurde ja wieder abgesagt. Man hangelt sich durch. Man ist es ja mittlerweile gewohnt.

Natürlich war es schade, dass es euch mitten in den Vorbereitungen getroffen hat. Aber ihr habt ja noch ein zweites Eisen im Feuer. Wie fühlt sich das für dich an, einerseits die Tourabsage und andererseits die Kollaboration mit Elder, ein lachendes und ein weinendes Auge?

Die Platte ist im Frühjahr 2021 entstanden, auch als Reaktion auf die Tour-Absagen. Es zieht sich demnach wie ein roter Faden durch. Die logische Schlussfolgerung wäre, dass wir jetzt, wo die Tour wieder gecancelt ist, ein neues Album machen (lacht). Man hätte wahrscheinlich die Tour in manchen Städten noch durchdrücken können. Das wäre jedoch mit vielen Einschränkungen verbunden gewesen und man hätte sich damit nicht wohl gefühlt.

Am Anfang der Corona-Krise waren es ein paar Tausend gewesen, die sich pro Tag infizieren. Wir sind als Konsequenz zuhause geblieben und nicht mehr auf die Straße gegangen. Jetzt haben wir zehnmal, wenn nicht sogar zwanzigmal so viele Zahlen und das Leben geht so weiter wie wir dachten, dass es wieder sein wird.

Wir als Band tragen natürlich auch ein Infektionsrisiko, das ist die eine Sache. Bedeutender ist: Wir fühlen uns verantwortlich für unsere Zuschauer. Deswegen lautet unsere Entscheidung, den Winter abzuwarten. Gleichzeitig ist es als Musiker oder generell als Künstler nicht mehr lustig. Es sind viele Einnahmen weggebrochen. Die alte Leier, das begleitet uns seit eineinhalb Jahren.

Mit Blick auf das Album hatte man endlich mal Zeit so etwas anzugehen, wofür einem unter normalen Bedingungen schlicht die Zeit fehlt. Zwei Bands, die die ganze Zeit touren und sich wenn überhaupt mal in der Bar über den Weg laufen. So hat es sich ergeben, dass wir über mehrere Monate Zeit hatten und uns obendrein langweilig gewesen ist.

Ihr habt den Umständen entsprechend das Beste aus der Situation herausgeholt. Und es dürfte vielen Fans ein Lächeln auf das Gesicht zaubern, dass hier zwei ausgewiesene Experten-Combos mit Blick auf die Rockmusik der Sechziger und Siebziger ihre Kompetenzen zusammengeworfen haben.

Das hoffe ich schwer. Es ist keine Kadavar-Platte und es ist auch keine Elder-Platte. Es ist schon etwas eigenständiges. Bisher haben wir zwei Singles veröffentlicht. Trotzdem ist es für die Leute schwer zu fassen. Man muss es als Gesamtwerk betrachten und am Stück hören, um es zu verstehen. Eine wirkliche Single gibt es nicht. Die Leute, die bislang alles gehört haben, haben eine besseren Überblick und mehr Verständnis. Bei denen, die bislang nur Auszüge kennen, gibt es auch Skeptiker.

Wir haben unsere Fans mit den "Isolation Tapes" gehörig vor den Kopf gestoßen oder zumindest die Grenzen ausgereizt, wie weit man gehen kann. Elder sind sich ihrer Sache immer treu geblieben. Da ist wahrscheinlich der ein oder andere Fan noch engstirniger. Elder zierten sich zu Beginn damit, die Platte zu veröffentlichen. Das hat sich gelegt, auch wenn das Votum der Fans natürlich schon im Hinterkopf mitschwebt.

Mit Blick auf die Sechziger/Siebziger: So freigeistig wie damals die Musiker an die Kompositionen herangegangen sind und ihr Instrumentarium erweitert haben, so engstirnig kann mittlerweile auch auf diese Form der Musik zurückgeblickt werden. Hier gibt es wie in anderen Szenen engmaschige Codes. Sich zu sehr auf diesen Zeitraum zu verengen, heißt gleichzeitig weniger die Grenzen auszutesten.

Es gibt aber auch genügend Genres, in denen wir uns auf dieser Platte bewegen, von Krautrock, über Hardrock bis hin zu akustischen Sachen. Wir haben nicht bewusst versucht, alles abzudecken, es ist einfach passiert. Wir haben uns keine Grenzen gesetzt. Wir haben geschaut, was passt zusammen und fügt sich zu einer Geschichte.

Natürlich stimmt es, dass das Album nur in Gänze seine volle Pracht entfacht, da die Songs teilweise durch Übergänge miteinander verbunden sind. Das trägt zum Hörfluss bei und macht nur als Ganzes Sinn. Wenn man sich die beiden Singles anhört, "From Deep Within" mit fast zehn Minuten und "El Matador" mit seiner postapokalyptischen Western-Stimmung, sind das schon ziemlich starke Vorboten. "El Matador" wartet zudem mit einer weiteren Zusammenarbeit auf.

Christof Hahn von Swans kennen wir schon länger. Er hat auch schon ein paar Mal bei uns im Studio gastiert. Wir wären eigentlich auf Amerika-Tour gewesen, bevor der Lockdown uns 2020 ausgebremst hat. Die Swans hatten für diesen Zeitraum unser Studio gemietet für einen Monat, um sich auf ihre Tour vorzubereiten. Deswegen war es öfters bei uns gewesen. Das hat natürlich alles nicht geklappt. Er wohnt passenderweise auch in Berlin und wir wussten dass ihm auch langweilig ist. Wir hatten diesen Song, zu dem es gut passen würde, wenn er seine Lap Steel-Gitarre drüber legt. Er ist total unkompliziert, kommt vorbei, macht sich ein Bierchen auf, haut zwei, drei Takes und ist dann auch fertig (lacht).

Lass nochmal auf den Namen zurückkommen. Zuerst kommt der Namen von Elder, dann der von Kadavar. Auf der ersten Single "From Deep Within" singt zuerst Nick DiSalvo seinen Beitrag und danach kommst du. Das könnte natürlich auch dem Zufall geschuldet sein. In einschlägigen Fanforen kommt die Frage auf, warum ihr euch nicht Kadalder oder Kadelder genannt. Hört sich Eldovar halt einfach besser an?

Kadelder war der Working Title. Wir haben uns darüber die ganze Zeit kaputt gelacht. Insofern war uns schnell klar gewesen, dass das nicht gut über die Lippen geht. Es ist uns schwer gefallen, alles was entstanden ist, zusammenzufassen. Das Wortspiel ist die ganze Zeit durchs Studio geflogen. Als es dann an das Artwork gegangen ist, ist die Diskussion wiederholt aufgekommen. Am Anfang gab es noch Bedenken. Ein völlig abwegiger Name stand ebenso im Raum.

Tiger hat sich stark dafür eingesetzt, weil er dachte, dass die Leute eine Verbindung herstellen, wenn sie nur den Namen lesen. Marketing-Gründe spielten bei der Namenswahl hintergründig ebenso eine Rolle. Eldovar kann man sich gut merken und man weiß, was und wer dahinter steckt. Es sind zwei Bands, die sich zu einer neuen Band fusioniert haben und das trifft es dann am besten.

"Ohne Druck ein Album machen zu müssen, hat uns sehr gut getan."

Euer Schlagzeuger Tiger hat in der Presseinfo gesagt, dass es sich nicht richtig angefühlt hätte, zum Kadavar-Sound zurückzukehren. Insofern ist für euch nach den "Isolation Tapes" die Zusammenarbeit mit Elder auf "A Story Of Darkness & Light" der logische Zwischenschritt.

Wir haben zwei Alben in zwei Jahren hintereinander rausgehauen. "For The Dead Travel Fast" ist ein richtiges Hardrock- und Heavy-Album, in seiner sehr düsteren Stimmung gehalten. Als Gegenpol dagegen stehen die "Isolation Tapes". Insgesamt blicken wir auf sehr kreative Zeiten, was in uns nicht den Drang geweckt hat, wieder ein Kadavar-Album aufzunehmen.

Wir haben nach etwas gesucht, was uns die Freude am Musik machen wieder beschert. Das haben wir im Zuge der "Isolation Tapes" gelernt: Ohne Druck ein Album machen zu müssen, hat uns sehr gut getan. Die letzten zehn Jahre ist dieses Gefühl bedeutend zu kurz gekommen.

Deswegen haben wir die Jungs von Elder eingeladen. Zunächst einmal nur, um mit uns im Studio abzuhängen, ein paar Bier zu trinken und über die guten, alten Zeiten zu reden, als man noch auf Tour gehen konnte. Dann meinten wir, bringt doch beim nächsten Mal einfach eure Gitarren und die ganzen Synthesizer mit und lasst uns einschließen und ein ganzes Wochenende nur Musik machen.

Wir haben alle Instrumente mikrofoniert und alles mitgeschnitten. Die Prämisse lautete, entweder das Zeug kann was oder wenn nicht, hatten wir einfach eine gute Zeit. So wurde die Idee geboren. Die Sache war nicht als Album-Recording geplant. Wir haben 14 Stunden Musik mitgeschnitten und jeder hat alles gespielt. Auf dem Album sind drei verschiedene Schlagzeuger zu hören. Jeder, der gerade Bock auf eine Sache hatte, hat es gemacht.

Als das Wochenende dann rum war, haben wir gemerkt, dass eine gewisse Chemie entstanden ist. Wenn man sich nicht richtig kennt, ist es schwer auf einen Nenner zu kommen und seinen Platz zu finden. Gerade bei sechs Musikern, die noch nie miteinander gespielt haben, hätte es das pure Chaos geben können und voll nach hinten los gehen können.

Wir haben gemerkt, dass dies nicht der Fall gewesen ist. Jeder ist ein Stückchen nach hinten gegangen und hat geschaut, was der andere so macht. Manchmal ist man auf den Zug aufgesprungen und es ist etwas entstanden. Das hat gut funktioniert.

Wir haben uns entschieden, keine Jam-Platte zu veröffentlichen. Aus diesem Alter sind wir raus. Wir haben so etwas schon nach unserer ersten Platte 2012 gemacht. Wir sahen es als qualitativ zu niedrig an, den Jam aufzunehmen, zurecht zu schneiden und dann herauszubringen.

Auf der Basis von diesen Jams sind im Zuge dessen die Songs entstanden. "El Matador" enthält Teile von Jams und Teile, die im Nachgang geschrieben wurden. Das haben wir zusammengefügt. Nach dem Wochenend-Jam, der als Basis diente, haben wir uns die kommenden zwei Monate regelmäßig getroffen. Ein paar Sachen sind dann zuhause entstanden. Die Files waren für jeden zugänglich und jeder hat seinen Beitrag getätigt. Wie man es heutzutage halt macht. Dadurch ist es ein wenig aufwendiger und facettenreicher geworden.

Gab es Themenverantwortliche für jedes Stück oder für jeden Abschnitt, den ihr weiterentwickeln wolltet? Oder habt ihr einfach das angefasst, was euch am fähigsten für eine Entwicklung in den Sinn gekommen ist?

Sowohl als auch. Wir haben uns oft zusammen getroffen, da haben diskutiert und viel ausprobiert. Den zweiten Song, den Akustik-Song, haben wir gemeinsam im Studio geschrieben. Den Hardrock-Part, der den Song beschließt, hat wiederum Nick von Elder alleine geschrieben und wir haben den Teil hinten dran gehangen.

"Cherry Trees" stammt von Tiger, der zuhause ein Klavier stehen hat und dort auch aufgenommen hat. Wir haben im Studio noch einige Synthesizer beigefügt. Jeder hat was in den Dropbox-Ordner reingeschmissen. Die Sachen standen jedem zur Verfügung, so dass jeder seine Ideen einbringen konnte und direkt etwas drüber gespielt hat.

Einmal die Woche haben wir uns im Studio getroffen und haben die Sachen ausgesiebt. Dadurch war auch schnell eine Linie und eine gewisse Dramturgie zu erkennen. Wir merkten schnell, was noch fehlt oder an welcher Stelle, wir zu stark abdriften, das Geplänkel überhand nimmt und es zu zu lange dauert, bis wieder etwas passiert. Einen Part zu kürzen oder härter zu gestalten hat uns oft beschäftigt.

Im Kopf haben wir ein Bild entwickelt, wie die Geschichte voranschreitet bis zum Ende der Platte. Was wir gelernt haben, speziell auch bei Nick, der als Frontmann von Elder für das gesamte Songwriting verantwortlich zeichnet, war, dass man Kompromisse eingehen muss. Mit der Zeit entwickelt man eine Haltung, es einfach laufen zu lassen, in dem Vertrauen, dass jeder weiß, was er tut.

Wir als Kadavar haben ein sehr demokratisches Verhältnis und sind ein wenig einfacher gestrickt. Aber bei denen war das ein Lernprozess, der zum Ende hin gut funktioniert hat, da es viel Spaß gemacht hat, die Parts hin und her zu schieben und zusammenzubauen.

Ich hätte es mir bei euch ebenfalls etwas schwieriger vorgestellt. Als Trio ist jeder immer im Fokus. Auch live seid ihr gleichberechtigt auf der Bühne positioniert. Nun gesellen sich drei weitere Jungs hinzu, wobei euer Bassist aufgrund des Fehlens des Elder-Bassisten keine Kompromisse mit Blick auf die Tiefton-Spuren eingehen musste. Einerseits erweitert man die Grenzen, andererseits tritt man an einigen Stellen zurück.

Ich wollte wissen, wie Elder ihre Songs schreiben. Das war eine große Motivation. Elder arbeiten mit zwei Gitarren, wir nur mit einer. Wie teilen die Jungs entsprechend ihre Parts auf, wie erschaffen sie dadurch einen größere Dynamik und ein breiteres Klangbild. Ich hab das als Lernprozess angesehen, um für mich Sachen mitzunehmen. Das stand bei mir an erster Stelle. Das haben wir alle, ob bewusst oder unbewusst, am Ende auch getan. Trotzdem ist nebenbei noch ein Album entstanden.

"Ich habe mir für Kadavar bisweilen mehr Tiefe gewünscht."

Studio und Live-Version unterscheiden sich in den Möglichkeiten, die man zur Verfügung hat. Denkst du in der Trio-Besetzung als Gitarrist die Limitierung mit? Jetzt hört man auf der neuen Platte etliche zwei- und mehrstimmige Parts, die eine große Verspieltheit mit sich bringen.

Es hat mir auch die Möglichkeit gegeben, einfach mal nicht zu spielen. Bei "From Deep Within" gibt es ein oder zwei Parts, die für sich genommen, super geklungen haben und denen ich nichts beizufügen hatte. Das braucht der Song in dem Moment nicht, dass ich noch etwas spiele. Das ist total cool, sich zurückzunehmen. Das geht bei Kadavar nicht. Wenn ich dort aufhöre zu spielen, dann ist keine Gitarre mehr da (lacht).

Ich habe mir für Kadavar bisweilen mehr Tiefe gewünscht und das es die Möglichkeit gibt, Sachen aufzuteilen. Wir haben ja bereits live mit zwei Gitarren gespielt. Bei einem Konzert waren sogar drei oder vier Gitarren mit am Start. Wenn ich einen Kadavar-Song schreibe, dann habe ich die Optionen durchaus im Kopf. Vieles ist dann nicht umsetzbar. Diese Limitierung auf der einen Seite ist cool, weil man weiß, was man hat. Man steckt sich die Grenzen, innerhalb derer man sich bewegt selbst und bewegt sich darin. Für größere Arrangements fehlen schlicht die Leute (lacht).

Ihr habt jetzt zwei außerplanmäßige Alben gemacht. Beschäftigt ihr euch bereits mit dem neuen Kadavar-Album? Nehmt ihr den Wind der Vorbereitung auf die Live-Shows mit oder seid ihr noch nicht in der richtigen Stimmung?

Dadurch dass wir das ganze ja beruflich machen und jetzt die Tour nicht stattfindet, treffen wir uns sowieso regelmäßig im Band-eigenen Studio. Alles ist mikrofoniert und ready zum aufnehmen.

Ein paar Sachen kursieren bereits zwischen uns. Wir werden dennoch definitiv im nächsten Jahr kein Album herausbringen. Das eröffnet uns wiederum die Freiheit, ein ganzes Jahr lang an einem normalen, Hardrock-basierten Kadavar-Album zu arbeiten.

Bislang haben wir uns drei Monate eingeschlossen, dreizehn Stunden Schicht geschoben und dann war alles fertig. Vielleicht nehmen wir uns jetzt an Stunden nur halb so viel Zeit, aber arbeiten dafür ein ganzes Jahr an der kommenden Platte. Es würde den Songs sicherlich nicht schaden, mehr Zeit damit mit dem Feinschliff zu verbringen und besser zu gestalten.

Ich habe in unserer Diskografie schon an mancher Stelle das Gefühl, dass manche Songs einen Feinschliff gut hätten gebrauchen können. Wir haben uns etwa mit einem Beatles-Vibe zufrieden gegeben, den Song als fertig erachtet, aufgenommen und gut war's. Einfach raushauen und nicht so viel drüber nachdenken. Wenn man die Songs ein ganzes Jahr lang live gespielt hat, merkt man doch, an welchen Stellen der Song ein wenig mehr Zeit verdient gehabt hätte. Ich sag dir jetzt aber nicht welche (lacht).

Der Titel "A Story Of Darkness & Light" ist relativ breit gefasst. Darunter lassen sich viele Themen subsumieren. Habt ihr auf textlicher Ebene einen roten Faden, an dem der Hörer sich entlang hangeln kann oder bildet ihr ähnlich der Musik die Themen facettenreich ab?

Wir haben schon darüber geredet, welchen Titel wir verwenden können und was die grundlegende Thematik ergibt. In aller erster Linie steht das Leben. Von Nick stammt die Idee, die Entstehung von Leben und der Zufall, dass wir gerade diejenigen sind, die auf dieser Erde leben, weiterzuspinnen und auf weitere Aspekte des Daseins zu beziehen.

Dies greifen wir im Video zu "From Deep Within" auf. Von der beginnenden Schwärze über die Entstehung einfacher Arten und den Blick auf die Erdkugel gibt es einige visuelle Elemente, die die Sinnlosigkeit und den Zufallsmechanismus beschreiben.

Bei "El Matador" habe ich das in einer kleinen Geschichte zusammengefasst. Dieser Moment, in dem der Matador vor dem Stier steht, in die Augen blickt und klar ist, dass hier jemand gleich sein Leben verliert. Gleichzeitig hegt man Sympathien für einander. Man weiß, dass man miteinander die Show abliefern muss, um den Leuten zu gefallen. Das sind alles aus dem Leben gegriffene Geschichten, die auf das große Ganze bezogen als sinnlos erscheinen, aber gleichzeitig in diesem Moment verdammt wichtig für einen sind.

Das ist natürlich breit gefächert, hat uns jedoch geholfen, gedanklich in den Prozess einzusteigen. Bei drei Textern geht jeder anders mit der Thematik um und es ist spannend für mich zu lesen, wie Nick oder Tiger bestimmte Dinge beschreiben.

Hat dann jeder seine eigenen Gesangsparts textiert oder singst du auch Gesangsparts von Nick oder von deinem Schlagzeuger?

Das kam so wie es kam und was für den jeweiligen Song am besten gepasst hat. Bei "Blood Moon Night" singen wir alle drei und jeder hat seinen eigenen Part und da wollten wir auch, dass das Stück in verschiedene Abschnitte unterteilt ist. Die Texte stammen hingegen nur von Tiger und mir und trotzdem hat auch Nick seinen Part gesungen. Das finde ich auch wichtig, die Möglichkeiten die drei Sänger bieten, auch zu nutzen. Die unterschiedlichen Klangfarben und Veränderungen der Stimmen fügen den Songs weitere Ebenen hinzu. Sich da zu limitieren, hätte uns vieler Möglichkeiten beraubt.

Ist es im kommenden Jahr geplant, das Projekt auf die Bühne zu bringen und live zu promoten?

Man spricht darüber und es kommen von allen Seiten Angebote. Im normalen Leben sind beide Bands ziemlich busy. Die Platte hat nur vierzig Minuten und das ist für ein gemeinsames Konzert zu wenig.

Zuerst ihr, dann Elder und dann gemeinsam ...

Genau, dass der Staffelstab übergeben wird, spielte bereits in unseren Überlegungen eine Rolle. Beide Bands haben ihre Touren wiederholt verschoben. Die Dates werden noch teilweise nachgeholt. Das bedeutet, dass wir frühestens 2023 gemeinsamen touren können. Wir haben uns dazu entschieden, es erst einmal so stehen zu lassen als Projekt, das wir gemacht haben. Vielleicht haben wir auch den Anspruch, ein komplettes Konzert zu veranstalten. Das hieße dann auch, noch ein weiteres Album anzugehen und noch mal nachzulegen.

Wünschenswert wäre, wenn ihr aus freien Stücken und nicht im Zeichen von Einschränkungen zusammen kommt

Der Lockdown war ein guter Anstoß gewesen, aber muss nicht noch mal sein.

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LAUT.DE-PORTRÄT Eldovar

Kadavar und Elder befinden sich im Frühjahr 2021 in einer vergleichbaren Situation. Beide Bands canceln ihre Touren aufgrund des Corona-Containments.

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