laut.de-Biographie
Flatz
Was sich anhört wie ein rohes Ei, das an einer Wand zerspringt, ist in Wirklichkeit ein Österreicher (Jahrgang 1952) mit einem bewegenden künstlerischen Background.
Geboren und aufgewachsen im beschaulichen Vorarlberg, stand Wolfgang Flatz' Jugend unter keinem guten Stern. Den Problemen mit dem Vater sowie der dörfliche Enge konnte er erst entfliehen, als er eine Ausbildung zum Goldschmied machte, wo er auch sein künstlerisches Talent entdeckte. Ein Stipendium sorgte dafür, dass er der spießbürgerlichen Idylle den Rücken kehren konnte. In Graz studierte er von 1967-1971 zuerst Metalldesign, bevor er 1974 nach München "emigrierte" (O-Ton), um dort an der Akademie der bildenden Künste erst Goldschmiedekunst und dann an der Universität Malerei zu studieren. Damit nicht genug, hängte er noch Kunstgeschichte hintendran und fertig war die künstlerische Rundumbildung.
Bekanntestes Flatz-Zitat ist wohl der Slogan "Fressen, Ficken, Fernsehen", den er für eine Postkarte im schwarz, rot, goldenen Outfit gestaltete. Projekte aus dem Hause Flatz waren und sind extrem und sicher keine Sache für den Mainstream. So ließ er sich schon mal als Glockenschwengel an einem Seil aufhängen, um bis zum Kollaps kopfüber zwischen aufgespannten Metallplatten hin- und her zu knallen. Seine Aktion zur Dokumenta 1977 bestand darin, Flugblätter zu verteilen, auf denen er ankündigte, dass Flatz an der Dokumenta nicht teilnehmen wird, später posierte er als nackte Dartscheibe für diejenigen, die es fertig brachten, Pfeile auf ihn zu werfen.
Als Mensch mit einer großen Bandbreite an Ausdrucksformen beschränkte sich Flatz nie auf einen bestimmten Teilbereich der Kunst, sondern arbeitete immer formenübergreifend. Er wurde immer wieder gebeten, seine markant rauchige Stimme Musikern für Gastauftritte zur Verfügung zu stellen. Hierdurch angespornt, veröffentlichte er 1998 seine erste eigene Scheibe "Physical Sculpture", die die Majors auf den Plan rief und ihm auch einen Vertrag einbrachte. In Zusammenarbeit mit Ex- Kraftwerk Mitglied Karl Bartos, entstand 2000 die CD "Love & Violence" in London. Musikalischer Schwerpunkt auf dieser Scheibe ist elektronischer Sound, denn nach seiner Meinung ist "akustisch erzeugte Musik ein Relikt, wie die Oper".
Auf jeden Fall ein interessanter Mensch, dieser Flatz, und alles andere als ein an die Wand geworfenes Ei.
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