laut.de-Biographie
Frank Carter
Tätowiert bis zum Hals und vollgepumpt mit Adrenalin: Frank Carter ist wohl eine der schillerndsten Figuren in der internationalen Hardcore-Punk-Branche.
Keine Clubs, keine Ausgehmöglichkeiten, keine Szene: Die englische Kleinstadt Watford hat nicht allzu viel zu bieten, wenn man sich wie Frank Carter für Tattoo-Kunst und Punkrock interessiert. Man muss die Dinge selbst in die Hand nehmen: "Ich wollte raus aus dem konservativen Mief, der mich umgab. Also schnappte ich mir meinen Bruder Steph und gründete eine Band", erinnert sich der Sänger.
Die Band heißt Gallows und veröffentlicht im September 2006 ihr Debütalbum "Orchestra Of Wolves". Praktisch über Nacht wird das geifernde Hardcore-Punk-Quartett von der Außenwelt auf den Szene-Thron gehievt. Es folgen gefeierte Rundreisen durch Europa, Amerika und Japan sowie ein weiteres Album mit dem Titel "Grey Britain".
Im Jahr 2011 kommt es jedoch zu Unstimmigkeiten in der Band. Während Carter die Sound-Bandbreite erweitern will, hält der Rest der Band an den Wurzeln fest. Es kommt zur Trennung: "Wir hatten einfach verschiedene Vorstellungen. So etwas kommt vor", gibt Frank Carter im Juli 2011 zu Protokoll.
Für den rothaarigen Frontmann bedeutet der Gallows-Ausstieg aber keineswegs das Ende seiner musikalischen Laufbahn. Bereits eine Woche nach der Trennung präsentiert er den ersten Song seines neuen Projekts. Es sei an der Zeit, der Welt zu zeigen, dass man mit purem Hass keine Veränderungen vorantreiben kann, heißt es aus Brooklyn, New York. Dort verbrüderte sich Carter mit dem ehemaligen The Hope Conspiracy-Gitarristen Jim Carroll. Unter dem Pure Love-Banner geht es fortan in Richtung große Bühnen.
Mit einem melodischen Mix aus Breitwandrock und kantigem Alternative wollen Carter und Carroll die Charts stürmen. Der große Durchbruch bleibt allerdings aus. Zwar heimst das im Jahr 2013 veröffentlichte Pure Love-Debüt "Anthems" weltweit viel Lob ein. Für den Eintritt in den Rock-Olymp reicht es aber nicht. Nach einer ersten ausgedehnten Tour ist bereits schon wieder Schluss. Und prompt steigt im Inneren des Frontmanns der Frust der Anfangstage wieder hoch. Diesen verdrängt er aber nicht. Er lässt ihn raus.
Und so blickt Frank Carter im Jahr 2015 wieder zurück. Gemeinsam mit seiner neuen Background-Band, den Rattlesnakes, stampft er das Album "Blossom" aus dem Boden; ein Brocken aus Hass und Wut: "Dieses Projekt ist das reine Ich – Frank Carter pur. So bin ich, so fühle ich. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen."
Doch, ein wenig mehr zu sagen gibt es schon – jedenfalls in lyrischer Form. Zwei Jahre später erscheint "Modern Ruin". Die Zeit scheint reif, endlich vor größerem Publikum in Europa aufzutreten. Eine Tour mit Papa Roach bietet die perfekte Gelegenheit. Doch zwei Tage vor Kickoff zieht Carter die Reißleine. Angstzustände hatten sein Privatleben zerfressen, er fürchtet um seine Familie und bleibt zuhause, um gesund zu werden.
Es war die richtige Entscheidung. Denn nicht nur kehrt der Musiker mental erstarkt als Headliner nach Europa zurück, auch die Rattlesnakes profitieren davon. Wesentlich breiter aufgestellt und hoffnungsvoller intoniert präsentieren sie 2019 "End Of Suffering". Carter verarbeitet darauf die vergangenen beiden Jahre seines Lebens. "Es geht um die Feiern, die Traumata, die Tragödien, die das Leben dir vorwirft. Es geht darum, nach vorne zu schauen und in keinem dieser Momente zu lange festzuhängen", erklärt er. "'End Of Suffering' ist die buddhistische Übersetzung für 'Erleuchtung'. Es spricht für das Album. Die Zeiten waren düster für mich, aber es gibt Hoffnung in den Lyrics, in der Musik – du musst sie nur finden."
Stilistisch lassen sich Frank Carter And The Rattlesnakes weiterhin nicht eindeutig zuordnen. Sie wehren sich sogar aktiv dagegen: "'Crowbar' ist unser Mission Statement an die Leute, uns niemals zu kategorisieren. Wir sind nicht hier, um es euch einfach zu machen. Wir wollen euch herausfordern. Das Problem mit Rockmusik heute ist, dass alles so homogenisiert ist. Alles klingt identisch, alle laufen mit. Wir sind keine Schafe, wir sind Wölfe. Wir wurden als Wölfe geboren und sind bestimmt, Schafe zu töten."
1 Kommentar mit 4 Antworten
Kommt noch was zum neuen Album? Damit sind die (meiner Meinung nach) endgültig bei den Großen angekommen. So würden Green Day heutzutage gerne klingen!
muss man sich so einen beschissenen musikgeschmack eigentlich erst über jahre hinweg hart erarbeiten, oder bekommt man den mit in die wiege gelegt?
das lernt man in der busfahrerausbildung ^^
Das sind die Busfahrer-Gene. Über Generationen wurde da jeder erdenkliche Gendefekt eingesammelt et voilà haben wir unseren heißgeliebten Homologen.
Air-Baron, was bist du für ein dumme Spast?