laut.de-Biographie
Frank Ramond
Für einen deutschen Künstler ungewöhnlich international gestaltet sich die Biographie des Texters und Sängers Frank Ramond. Er kommt 1964 als Sohn eines französischen Vaters und einer deutschen Mutter in Istanbul zur Welt. Nach einem beruflich bedingten Umzug der Eltern, nennt er von drei bis sieben Jahren Mexico City seine Heimatstadt. Danach siedelt Frank mit seiner Mutter - scheidungsbedingt - nach Hamburg über.
Mit 13 versucht sich der Heranwachsende erstmals auf der Gitarre. Allerlei musikalische Kniffe erlernt er im Verbund mit Gleichaltrigen beim gemeinsamen Musizieren in Madrid. Denn dort ist inzwischen sein Vater tätig, und Frank steht mit ihm in engem Kontakt.
Doch Ramond schlägt (zunächst) keine künstlerische Laufbahn ein. Er absolviert eine kaufmännische Ausbildung, leistet den Wehrdienst und beginnt ein Jurastudium, das elf Semster andauert. Als Berufsziel gilt also eigentlich Anwalt, doch mit 29 Jahren kommt es zur Begegnung mit Deutschrocker Udo Lindenberg. Das eröffnet ihm die Gelegenheit, in der Folgezeit als Texter, Songschreiber und Produzent tätig zu werden.
Rasch macht er sich einen Namen in der deutschsprachigen Musikszene. Er arbeitet u. a. für so unterschiedliche Interpreten wie Roger Whittaker, DJ Ötzi, Nino de Angelo und Yvonne Catterfeld. Für ein Jahr ist er Mitmusiker bei Lotto King Karl. Ein bganz besonderes Projekt stellt im Jahr 2006 die Arbeit am Debüt-Album einer damals noch völlig unbekannten Nachwuchssängerin dar: Annett Louisan.
Statt Schlager-Stakkatos oder schlichtem Gebrauchspop erklingen hier ungewöhnlich leise Töne, in Verbindung mit ausgefeilten Texten, die aufhorchen lassen. Die Single-Auskopplung "Das Spiel" entwickelt sich zum Hit - und katapultiert das vermeintliche Nischen-Album in höchste Charts-Regionen.
In gewisser Weise bedeutet "Bohemé" so etwas wie die künstlerische Emanzipation des Frank Ramond. Weg von üblicher Einheits-Dichtung, hin zum bewussten und ausgefeilten Umgang mit der deutschen Sprache. Die nachfolgenden CDs - ebenfalls in Verbund mit seinem langjährigen Freund und Mitstreiter, dem Songschreiber Matthias Hass produziert - bewegen sich weiterhin auf hohem Niveau.
Längst hat sich Ramond zum vielgefragten Song-Texter entwickelt. Mit den Arbeiten für Roger Cicero, Ina Müller und Barbara Schöneberger festigt er seine Position. Die besondere Kunst des Frank Ramond liegt darin, für seine Schützlinge passgenaue Text-Kostüme zu schneidern, die abseits von handelsüblichen Klischees angesiedelt sind und mit einem pointierten Aufbau unterhalten. Privat führt er ein eher bürgerliches Leben als Familienvater. Seit 2006 ist er stellvertretendes Aufsichtsratsmitglied der GEMA.
Im Jahr 2009 erscheint mit "Große Jungs" ein Album, bei dem Ramond erstmals als Solosänger in Erscheinung tritt. Auch wenn seine Handschrift unverwechselbar bleibt, bedeuten die für sich selbst geschriebenen Texte etwas ganz Besonderes: "Plötzlich ist das Korrektiv des interpretierenden Künstlers weg , und man ist für alles allein verantwortlich". Für seine Arbeitsweise zieht Ramond Erfahrungen aus elf Semestern Jura-Studium heran: "Sprachlich war das Studium für mich eine wichtige Schule. Jura, das ist Mathematik mit Worten, eine pingelige Sprachschmiede. Und: wer ständig 30-seitige Gutachten verfassen muss, verliert die Angst vorm Schreiben".
Seine Songs verbinden Singer/Songwriter-Elemente mit starkem französischen Chanson-Bezug, auch lateinamerikanische Rhythmen sowie Anleihen aus dem Liedermacher-Fundus finden ihren Platz im Output. Letzter kommt verstärkt auf dem Nachfolge-Longplayer "Ganz Klar" zur Geltung.
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