laut.de-Biographie
Haszcara
Eine Frau im Battlerap anzutreffen wirkt mitunter ebenso wahrscheinlich wie vom Blitz getroffen zu werden. Seit 2015 steppt mit Haszcara jedoch eine weitere Female MC ins Rap-Game.
Geboren und aufgewachsen in Göttingen, kommt sie bereits früh mit Musik in Kontakt. Sie lernt Gitarre und Klavier spielen, tanzt Ballett und Hip Hop. Ihre ersten eigenen musikalischen Gehversuche startet Haszcara dennoch eher Rap-untypisch: Mit 15 spielt sie in einer Metal-Band, die auf den Namen Stoned God hört.
Der Hip Hop begleitet Haszcara trotzdem immer. Auf dem Schulhof kommt sie mit dem BummTschak in Kontakt und verliebt sich. Irgendwann hängt sie die MetalMetal-Karriere an den Nagel und entscheidet sich ganz für Hip Hop. Sie könne sich hier sprachlich differenzierter ausdrücken, erzählt sie im Interview mit Mona Lina.
2015 spittet sie erstmals ihren Namen in die Cypher. Sie macht beim VBT mit, scheidet allerdings schon in der Zwischenrunde aus. Trotzdem hat Haszcara, die zuvor nur für sich allein oder im kleinen, familiären Kreis gerappt hat, Blut geleckt.
Zwei Jahre später erscheint mit "Roter Riese" ihre erste EP. Sie arbeitet sich an privaten Erlebnissen ab, kritisiert Homophobie und Sexismus im Rap. Trotzdem will sie sich nicht ausschließlich in der linken Ecke verortet sehen.
Mit ihrer EP macht die mittlerweile in Berlin lebende Studentin ordentlich Welle, bekommt sogar mehrere Label-Angebote, die sie allerdings ausschlägt. Zuerst will sie sich selbst und ihren eigenen Sound finden.
Sie bricht ihr Studium ab, um sich fortan nur noch um die Musik kümmern zu können, spielt viele Konzerte. Weil ihr die Absprachen mit anderen immer zu lange dauern, baut sie die Beats für ihr Debütalbum selbst. "Polaris" erscheint im September 2018 über Audiolith und spiegelt Haszcaras Persönlichkeit.
Es folgen zwei Jahre, in denen die Berlinerin als Künstlerin wächst. All das fließt 2020 in ihren dritten Release "HautnahHautnah". Die vier Songs der EP überzeugen durch eine musikalische Vielfalt, die manch andere Rapper in ihrer kompletten Karriere vermissen lassen. Auch in den Texten setzt die Musikerin ein Zeichen für Diversität.
Der Kampf gegen Homophobie und Sexismus ist für die Wahlberlinern jedoch immer noch eine Herzensangelegenheit. Im Interview mit bb21 sagt sie: "Mir ist bewusst, dass die meisten Rapper, die schwulenfeindliche Lines bringen, im Alltag nicht homophob sind. Aber das kann man doch mal hinterfragen. Warum benutzen sie Worte, die sie nicht meinen?"