laut.de-Biographie
Headhunters
"Wir jagen Köpfe, die zuhören wollen", bringt Saxophonist Bennie Maupin die Band-Philosophie auf den Punkt. "Haben wir erst einmal die Ohren, haben wir meistens auch den Rest." Maupin gehört zur ursprünglichen Besetzung der Gruppe, mit der Keyboarder Herbie Hancock 1973 sein Album "Head Hunters" einspielt.
Es avanciert zu einer der meist verkauften Jazz-Platten überhaupt. "Von den Jazz-Musikern, die ich kannte, wusste keiner so recht Funk zu spielen, wie ich ihn hören wollte", erinnert sich Hancock. "Anstelle von Jazz-Muckern, die Funk spielen konnten, suchte ich mir Funker, die auch mit Jazz etwas anzufangen wussten." Musik von Sly Stone, James Brown, aber auch Miles Davis gibt die Stoßrichtung vor.
Bei den Headhunters, die gemeinsam mit Hancock Pionierarbeit im Jazz- und Funk-Bereich leisten, spielen neben Bennie Maupin Percussionist Bill Summers und Drummer Harvey Mason. Die erdigen Basslinien Paul Jacksons verleihen dem flirrenden Sound ein solides Rückgrat.
Einen Gitarristen beschäftigen die Headhunters zunächst nicht. Herbie Hancock an den Tasten und ein seinem Instrument auch höhere Töne entlockender Bassist machen die Gitarre überflüssig. Stattdessen experimentiert die Combo mit verschiedenen elektronischen Instrumenten und scheut sich nicht, gelegentlich Bierflaschen oder Ähnliches für musikalische Zwecke einzusetzen.
Gemeinsam mit Hancock touren die Headhunters eifrig und spielen mehrere Alben ein. Zuvor unterziehen sie sich jedoch noch einem Batteriewechsel: Harvey Mason halten Studio-Verpflichtungen vom Reisen ab. Seinen Platz am Schlagzeug nimmt Mike Clark ein. Er schwingt sich rasch zu einer der tragenden Säulen der Gruppe auf.
Die bleibt auch am Ball, als Herbie Hancock sich dem Disco-Sound und anderen Projekten zuwendet. Jetzt besteigt Gitarrist Dewayne 'Blackbird' McKnight, der später unter anderem für George Clinton und die Red Hot Chili Peppers in die Saiten greifen wird, das Boot. Zwei weitere Longplayer ("Survival Of The Fittest" und "Straight From The Gate") später scheint der Funk-Pfad zunächst ausgelutscht. Die Headhunters verstreuen sich und gehen diversen Solo-Aktivitäten nach.
Erst Ende der 90er Jahre kommt es zum "Return Of The Headhunters". Herbie Hancock mischt zwar wieder mit, gilt aber eher als Spiritus Rector denn festes Bandmitglied. Das Fundament legen Bill Summers, Paul Jackson und Mike Clark. Tourneen und mehrere neue Alben, eins davon in Zusammenarbeit mit der Saxophonistin Rebecca Barry, sind die Folge.
Herbie Hancock tritt 2005 ebenfalls mit einer "Headhunters 2005" genannten Formation auf. Diese hat allerdings mit dem ursprünglichen Headhunters-Line-Up nichts zu tun.
2007 begeben sich die "echten" Headhunters unter der Leitung von Summers und Clark auf eine ausgedehnte Europa-Tour. Nicht zuletzt Sample-jagenden Hip Hop-Künstlern ist das neu erstarkte Interesse an Funk und Jazz geschuldet, auf dessen Welle die Headhuntres nun schwimmen. Mike Clark gilt als der meist gesamplete Drummer im Hip Hop.
Dass Maupin und Jackson inzwischen nicht mehr antreten, fällt kaum auf: In Saxophonist Donald Harrison, der als Erfinder des Nouveau Swing Style gefeiert wird, und Rythmus-Legende T. M. Stevenson am Bass sind würdige Nachfolger am Start. Das neue Headhunters-Aufgebot wird von Keyboarder Jerry Z. komplettiert, den man in der New Yorker Jazz- und Funk-Szene aufgabelt.
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