laut.de-Biographie
Henri Salvador
Der französische Chansonier, Komiker, Verleger, Musiker und Schauspieler Henri Salvador prägt das kulturelle Leben der Grande Nation seit vielen Jahrzehnten. An der Seite von Django Reinhardt macht er als begnadeter Gitarrist erstmals auf sich aufmerksam, setzt früh auf die überwältigende Bilderwelt des Fernsehens, bringt Mitte der 50er Jahre den Rock'n'Roll nach Frankreich, begeistert später Kinder mit seinem leichten Humor und schafft am Beginn des neuen Jahrtausends mit über 80 Jahren ein fulminantes Comeback.
"Chambre De Vue" ist das Album Salvadors betitelt, mit dem er sich 2000 auf einen Schlag bei der jungen Generation bekannt macht. Mit vielen talentierten jungen Songwritern an seiner Seite bringt Salvador südamerikanische Bossa-Rhythmen, jazzigen Swing, französischen Chanson und leichten Pop zusammen und erobert damit die Herzen von Musikliebhabern rund um den Globus. Salvador trifft mit seinem südländischen Entertainer-Charme einen ähnlichen Nerv wie die Musiker des Buena Vista Social Club mit ihren Songs.
Nach der Gold-Auszeichnung für "Chambre De Vue" macht sich der junggebliebene Chansonier auf zu einer ausgedehnten Tournee, die ihn von Frankreich aus durch ganz Europa, Kanada, die USA und Brasilien bis in die Karibik führt. Zwischendurch nimmt er das Album "Ma Chère Et Tendre" auf, das den Erfolg von "Chambre De Vue" wiederholen kann und ihm die Ernennung zum Kommandeurs der Ehrenlegion einbringt. Eine Ehre, die nur sehr wenigen Persönlichkeiten außerhalb des Militärs zuteil wird.
Henri Salvador kommt am 18. Juli 1917 in französisch Guiana, an der Nordspitze des südamerikanischen Kontinents, als Sohn karibischer Eltern zur Welt. Im Alter von sieben Jahren ziehen Salvadors Eltern nach Paris, wo er noch im frühen Teenageralter die Jazzmusiker Louis Armstrong und Duke Ellington schätzen lernt. Seither steht sein Berufswunsch fest. Gegen den Widerstand der Eltern, die für ihren Spross eine bodenständige Anwaltskarriere ins Auge fassen, möchte Henri Salvador Musiker werden.
Von Beginn an zeigt Salvador außerordentliches musikalisches Talent. Zunächst noch der Geige und der Trompete zugetan, entdeckt er mit 16 Jahren seine Leidenschaft für die Gitarre und bringt es auf dem Instrument in kürzester Zeit zur Meisterschaft. Nach Gastspielen in verschiedenen Jazz-Combos macht Salvadors komödiantisches Talent ihn 1936 mit dem Violinisten Eddy South bekannt, was in einem gemeinsamen Auftritt endet. Im Anschluss daran lernt Salvador sein großes Idol Django Reinhardt kennen und begleitet ihn für eine kurze Zeit auf Konzertreisen.
Kurze Zeit später legt der heraufziehende Krieg in Europa seinen Schatten auch über die Karriere von Henri Salvador. Er verpflichtet sich 1937 für vier Jahre bei der Armee, wo er bis 1941 seinen Dienst tut. Er flieht schließlich in das unbesetzte Frankreich und von dort weiter nach Spanien. In der Band von Ray Ventura tourt er bis zum Ende des Krieges durch Südamerika und kehrt 1945 nach Frankreich zurück, wo er sein Karriere als Solomusiker in Angriff nimmt.
Aus Südamerika bringt Salvador neue Rhythmen mit, die den Einfluss seines großen Vorbildes Django Reinhardt in den Hintergrund drängen und ihm dabei helfen, seinen eigenen Stil zu entwickeln. Seine ersten Schallplatten im 7"-Format erblicken 1947 das Licht der Welt und bereiten den Weg für einen der größten Klassiker aus der Feder von Henri Salvador: "Le Loup, La Biche Et Le Chavalier (Une Chanson Deuce)" aus dem Jahr 1949.
In den 50er Jahren zeigt Salvador einmal mehr seine Wandlungsfähigkeit. Zu Beginn des Jahrzehnts noch ständiger Gast auf den Bühnen Frankreichs gibt er 1955 sein ersten Gastspiel in den Vereinigten Staaten. Der Musikliebhaber wird sofort vom anbrechenden Rock'n'Roll-Hype erfasst, so dass er nach einem Auftritt in der Ed Sullivan Show und seiner Rückkehr nach Frankreich zu einem der Pioniere des Rock'n'Roll wird.
Zusammen mit seinem Songwriting-Partner Boris Vian macht Salvador unter dem Pseudonym Henri Cording die Franzosen mit den neuen Grooves vertraut. Die Zusammenarbeit der beiden dauert bis zu Vians Tod im Jahr 1959. In der kurzen Zeit komponiert das Duo über 400 Songs. Das folgende Jahrzehnt wird zum populärsten von Salvador Henri. Den Startschuss gibt das Livealbum "Alhambra" aus dem Jahr 1960, dem zahlreiche Hitsingles auf Salvadors neu gegründetem Label Disques Salvador folgen.
"Le Lion Est Mort Ce Soir" von 1962 gehört genauso zu seinen größten Hits wie "Syracuse" oder "Juanita Banana", die beide auf Salvadors Label Rigolo erscheinen, das er zusammen mit seiner Frau Jacqueline ins Leben ruft. Fernsehshows in Italien und Frankreich machen den lebenslustigen Franzosen auch auf der Mattscheibe zum Star, bevor er sich in den 70er Jahren als erfolgreicher Sänger von Kinderliedern profiliert. Vertonungen der Disney-Soundtracks zu "Robin Hood" und "Pinocchio" fallen in diese Zeit.
1979 lässt Salvador die Zeit mit Vian in Form des Longplayers "Salvador/Vian" nochmals aufleben und kehrt 1982 auf die Bühne zurück, was sein Album "Live du Spectacle De La Porte De Pantin" eindrücklich dokumentiert. Die neuerwachte Bühnen- und Aufnahmeaktivität von Henri Salvador findet 1996 in einem Duett mit Ray Charles ihren vorläufigen Höhepunkt. Nach vierjähriger Pause meldet sich der über 80-jährige Lebemann 2000 mit dem Erfolgsalbum "Chambre De Vue" zurück und gibt 2004 seinen Fans auf der DVD "Bonsoir Amis" einen Eindruck seiner trotz des hohen Alters noch immer jugendlichen Bühnenpräsenz.
Auch diverse Ehren werden Henri Salvador zuteil. 2005 etwa erhält er den brasilianischen Ehrenorden für kulturelle Verdienste, der ihm vom Sänger und Kulturminister Gilberto Gil und dem brasilianichen Präsidenten Lula überreicht wird. Mit dem Preis soll sein Einfluss auf die brasilianische Kultur, vor allem auf Bossa Nova, gewürdigt werden.
2006 veröffentlicht Salvador ein neues Album. In "Reverence" zeigt er seine tiefe Zuneigung Brasiliens gegenüber, das Album wurde auch teilweise dort aufgenommen. Gastmusiker auf der Platte sind unter anderem Gilberto Gil und Gaetano Veloso.
Am 13. Februar 2008 stirbt Henri Salvador im Alter von 90 Jahren in seinem Haus in Paris an einer inneren Blutung. Erst im Dezember hatte er unter großer Anteilnahme seine 75 Jahre währende Karriere mit einem Abschiedskonzert gefeiert.
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