Porträt

laut.de-Biographie

Jen Cloher

"Australische Musiker müssen sich irgendwann damit abfinden, dass sie sich einen Job suchen müssen, wenn sie nicht extremes Glück haben", gibt Jen Cloher ein wenig frustriert zu Protokoll. Nach fast einer Dekade ihrer Karriere beschäftigen sie doch vor allem die Labelarbeit für Milk Records und die Organisation von Workshops für aufstrebende Künstler im Raum Melbourne.

Jen Cloher - Jen Cloher Aktuelles Album
Jen Cloher Jen Cloher
Polaroid-Bilder eines pechschwarzen Monolithen.

Dabei war sie selbst nicht unbedingt vom Pech verfolgt: Ihre musikalische Laufbahn beginnt sie 2005, als sie frisch mit einem Abschluss am National Institute of Dramatic Art in der Tasche einen Gegenpol zur Schauspielerei sucht. Schon immer künstlerisch beseelt, findet sie diesen im Songwriting. Ausgestattet mit akustischer Gitarre, veröffentlicht sie so auch prompt ihre Debüt-EP "Permanent Marker" via Shiny Records und beginnt, sich einen Namen in der australischen Szene zu machen.

Nach diesem guten Start ruft sie eine Formation ins Leben, mit der sie ihren Ruf noch weiter verankern soll: Jen Cloher And The Endless Sea heißt die Band, mit der sie bis 2010 Rockmusik zwischen Classic Rock und Shoegaze veröffentlicht. Es folgen Awards, Touren und eine Menge Anerkennung für den eigentümlichen und authentischen Sound, dessen Reputation der in Adelaid geborenen Sängerin bald vorauseilt.

Im Laufe der Jahre arbeitet sie an zahlreichen Solo- und Kollaborationsprojekten, presst EPs in kleiner Auflage und beschäftigt sich intensiv mit dem Aufbau des Melbourner Labels Milk Records. Ein Name taucht in diesem Rahmen immer wieder auf: Courtney Barnett tritt nicht nur an vielen Stellen in der Diskographie von Cloher in Erscheinung, sondern spielt auch privat eine große Rolle in ihrem Leben. Die beiden werden ein Paar und beeinflussen ihr gegenseitiges Schaffen deutlich.

Als Barnett jedoch ab 2013 eine Karriere aufbaut, die die ihrer Partnerin rasch in den Schatten stellt, entwickeln sich Komplikationen, denen Cloher nur in der Musik begegnen kann. So führt die Erfahrung, im Jahr 2016 in Melbourne mit Labelarbeit beschäftigt zu sein, während ihre Ehefrau durch Amerika tourt und einschneidende Entwicklungen durchmacht, zu ihrem 2017 erschienenen selbstbetiteltem Album.

Auch wenn Jen Clohers Arbeit die regionale Distanz widerspiegelt, die sie als australische Liedermacherin vom Weltgeschehen trennt, zeigt ihre Musik doch deutlich die Ausmaße der Globalisierung. Sie befasst sich mit den akutesten Themen der westlichen Welt und bewegt sich stets ganz natürlich am Puls der Zeit. Cloher präsentiert einen Charakter mit klarer moralischer Linie, aber doch offen zur Schau getragenen emotionalen Facetten, die für den Hörer im Songwriting transparent zu machen, sie sich nicht scheut.

Alben

Jen Cloher - Jen Cloher: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 5 Punkte

2017 Jen Cloher

Kritik von Yannik Gölz

Polaroid-Bilder eines pechschwarzen Monolithen. (0 Kommentare)

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