laut.de-Biographie
Kneecap
Kneecap gründen sich 2017 in Belfast. Sie bestehen aus den Rappern Mo Chara (bürgerlich: Liam Óg Ó hAnnaidh) und Móglaí Bap (Naoise Ó Cairealláin) sowie DJ Próvaí (J.J. Ó Dochartaigh), ihr Name geht auf das sogenannte 'Kneecapping' zurück, eine Bestrafungsmethode der Official Irish Republican Army, die Gefangenen in die Kniescheibe(n) schoss.
Ihre Debütsingle "C.E.A.R.T.A." entstand, weil Móglaí Bap und ein Freund besagtes Wort an Bushaltestellen gesprüht hatten, daraufhin von der Polizei verhaftet wurden und besagter Freund im Verhör darauf bestand, dass er nicht Englisch, sondern Irisch (Gälisch) sprechen wolle. Die Konsequenz war, dass er eine Nacht im Gewahrsam verbrachte.
Das Recht, in offiziellen Angelegenheiten Gälisch zu sprechen, steht einem in der Republik Irland zu. Ende 2017 verbannt das gälische Hörfunkprogramm des staatlich-irischen Senders RTÉ den Song wegen Drogenverherrlichung und Flüchen aus dem Programm. Ein Umstand, der durchaus zur Bekanntheit und zum Ruf von Kneecap beitragen sollte.
2018 entsteht das Mixtape "3CAG". Ein Jahr später wurde die Gruppe von der unionistischen Partei Democratic Unionist Party verdammt, nachdem Videos vom Auftritt der Band in der Empire Music Hall in Belfast aufgetaucht waren, in denen sie "Brits out" singen. Brisant war das auch deshalb, weil der britische Thronfolger William und seine Frau Kate einen Tag vor dem Konzert einen Auftritt in der gleichen Halle hatten.
Im Juni 2024 veröffentlichen sie ihren ersten Longplayer "Fine Art", der Hip Hop und Rap mit diversen elektronischen Musikstilen und irischem Folk verknüpft. Im Januar desselben Jahres feiert ein Film mit dem Titel "Kneecap" auf dem Sundance-Filmfestival Premiere und wird bei den British Independent Film Awards (BIFA) mit sieben Awards, unter anderem für den besten Film ausgezeichnet. In Deutschland kommt der Film, der dokumentarische mit Spielfilmelementen mischt, Ende Januar 2025 in die Kinos.
Die dokumentarischen Elemente liefern zusätzlichen Kontext zum kulturellen und politischen Hintergrund der Band. Wie die drei in einem Interview mit Newstalk erzählen, wurde Móglaí Bap im Wald an einem 'mass rock' (Messestein) getauft, ein Brauch, den die irischen Katholiken über Jahrhunderte praktizierten, als Westminster ihre Religion verbot, ein klares Statement zu alten irischen Traditionen. Pikant hierbei ist, dass ein Armeehubschrauber mit gleißenden Scheinwerfern diese Taufe störte, da die britische Armee es für ein Treffen der IRA hielt.
Gleichzeitig karikiert der Film eine fiktive militante Untergruppierung der "Real I.R.A." als Opponenten der drogenaffinen Rapper, die Drogenkonsum zunächst verteufeln, ihn dann aber monetarisieren wollen und zeigt damit einen kritischen Umgang von Kneecap mit radikalen Tendenzen der jüngeren Geschichte.
Auf dem kalifornischen Coachella-Festival werfen Kneecap Israel im April 2025 Völkermord an den Palästinensern im Gazastreifen vor und rufen auf der Bühne Parolen wie "Fuck Israel". Daraufhin verlieren sie ihre Visum für die USA und werden vom LineUp des Southside/Hurricane-Festivals gestrichen. Kurz darauf wird Liam Óg Ó hAnnaidh in England angeklagt, weil er auf der Bühne eine Flagge Hisbollah geschwenkt haben soll; zudem kursieren bald Videos von Kneecap-Konzerten, bei denen "up hamas" gerufen wird.
Die für Anfang September geplanten Konzerte in Berlin, Köln und Hamburg werden daraufhin ebenfalls abgesagt. Beim englischen Glastonbury-Festival dürfen Kneecap auftreten, obwohl sich der britische Premierminister Keir Starmer dagegen ausspricht. Nach dem Konzert, bei dem Kneecap u.a. "Fuck Keir Starmer" rufen, gerät auch die BBC unter Druck, die zwar vorsichtshalber nicht live übertragen hat, aber eine Aufzeichnung des Gigs im Stream anbietet.
Trotz reichlich Gegenwind scheuen Kneecap nach wie vor keine Kontroverse, auch mit dem israelische Bomben signierenden Disturbed-Sänger David Draiman legen sie sich an. Dieser hatte sich zuvor darüber empört, dass Tom Morello in einem Interview den Mut von Kneecap lobte und die Iren als die "Rage Against The Machine von heute" bezeichnete.