Details

Datum: 12. — 14. August 2010
Location: Alter Reitplatz
Lohrstraße
46459 Rees-Haldern
Website: Offizielle Homepage des Veranstaltungsorts
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Blood Red Shoes und The National brennen die Bühne nieder ...

Review von Gina Kutkat

Zelt, Schlafsack und Isomatte liegen wieder gut verstaut im Keller, die Augenringe sind fast verschwunden, sonnenverbrannte Stellen und restlicher Körper wurden ausgiebig gepflegt, und mit jeder Menge toller Band-Neuentdeckungen fällt die Rückkehr in den verregneten Alltag nicht ganz so schwer: Hier kommt die Bilanz des Haldern Pop Festivals 2010.

Festivals muss man mögen. Kurze Nächte, Grillgut zum Frühstück, schnarchende Zeltnachbarn, "Helga", Dixie-Klos und im schlimmsten Fall: drei Tage Regen. Das kleine aber feine Haldern Pop Festival macht es einem jedoch nicht schwer, es sofort zu lieben.

Auch 2010 war der Rock'n'Roll-Gott auf der Seite der Festivalbesucher und schenkte ihnen drei Tage gutes Wetter. Höhepunkt am ersten Festivaltag waren ohne Frage die jungen Burschen von Stornoway – auch wenn es mit Beach House, I Blame Coco, Seabear und Chapel Club große Konkurrenz in der Highlights-Liste gab.

Die fünf Oxforder von Stornoway überraschten zwei Stunden vor ihrem Auftritt mit einer unvermittelten Akustik-Performance direkt vor den Füßen der Zuschauer, die es nicht mehr ins Zelt geschafft hatten. Auch das bezaubernde Pop-Duo Beach House machte seinem verträumten Ruf alle Ehre.

"Hey! Das ist Stings Tochter" hörte man es vor dem Auftritt von I Blame Coco immer wieder tuscheln. Coco Sumner wirkt mit ihren dünnen Beinchen, die in Mini-Hosen und Maxi-Schuhen stecken, niedlich neben der Spur – ungefähr dort sind auch ihre Gesangseinladen anzusiedeln.

Die Erwartungen vor dem Gig von Mumford & Sons sind groß, zu oft hörte man schon von der gewaltigen Bühnenpräsenz und der Inbrunst, mit der jedes Bandmitglied die Songs zelebriert. Fazit: Sie sind wirklich so gut, wie alle sagen! Balkan Beats und Bläser bei Beirut, schon nett, aber nicht mehr. Laura Marling hingegen begeistert im Spiegelzelt wie ihre "Brüder" von Mumford & Sons. Die Folk-Familie setzt die Maßstäbe an diesem Tag für alle weiteren Bands verdammt hoch.

Nochmal volles Programm erwartet die Festivalgemeinde am dritten und letzten Tag. Der Lebensmittelvorrat wird kleiner, die musikalische Qualität dagegen immer größer: Blood Red Shoes brennen mit einer energiegeladenen Performance die Bühne nieder, die sieben britischen Lads von Young Rebel Set hauen schon zur Mittagsstunde mit so viel Elan in ihre Gitarrensaiten, dass auch vor der Bühne niemand mehr die Füße stillhalten kann. Nur eine Band kann das noch toppen: The National.

Auch wenn es mit dem Sound ununterbrochen hapert, die Größe von Matt Berninger und seinen Bandkollegen wird nach diesem Gig niemand mehr anzweifeln. Diese Band muss man live gesehen haben, um sie zu verstehen. Und dann lässt man sie nie wieder gehen.

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