LaBrassBanda - " Europa - In Dub"

Bis eine komplett neue Platte erscheint, lassen sich LaBrassBanda aus dem schönen Übersee am Chiemsee in sanften Dub-Wogen treiben. Dabei greifen sie auf Tracks des vorletzten Albums "Europa" zurück und testen ihre Musikalität erneut auf ein Maximum aus.

"Tecno" beginnt sanft und treibt ständig retardierende Bläsereinsätze vor sich her. "Jaqueline" wirkt mit verzerrten Gesangsfetzen und dynamischeren Trompetensoli noch ein Stück experimenteller. "Holland" verliert schon nach ein paar Sekunden die einstige Spannung und fällt mit tief dubbigen Beats in sich zusammen.

Spätestens an dieser Stelle drängt sich die Frage auf: Warum folgt auf eine Akustikplatte nur eine synthetisch abgemischte Version von "Europa"? "Nur" ist dabei aber das falsche Wort. LaBrassBanda bedienen sich bei klassischem Dub, wie man ihn von seinen jamaikanischen Ursprüngen her kennt. Additiv aneinandergefügte Beats, Bläsersequenzen und so gut wie kein Gesang. Dazu kommt jede Menge Echo, Hall und Knöpfchengedrehe. Anstatt entspanntem Roots-Reggae nehmen sich die Chiemgauer aber ihre eigenen Stück zum Rohmaterial und produzieren damit eine Platte, die in erster Linie für Liebhaber bestimmt sein soll. Das Mischpult agiert dabei als zusätzliches Bandmitglied.

Auch bei "Schweden", "Sarajevo", "Russland" und anderen Titeln sind die einstigen Songs soweit erhalten, dass man sie als neue Version erkennt. Fetzige Stücke wie "Z'spat Dro" oder "Opa" verlieren im Zuge der Verwandlung jedoch ihre Funktion als tanzbare Zugpferde und verführen zum Zurücklehnen.

Perfekt getimet zum Sommerurlaub passt diese Europarundreise mit Jamaika-Flair ideal ins Reisegepäck. Ob jedoch der ausrast- und herumspringfreudige LaBrassBanda-Fan dabei auf seine Kosten kommt, wage ich zu bezweifeln. Aber dass die Jungs schon immer ihr eigenes Ding machen und dabei neue musikalische Gebiete erkunden, ist spätestens seit dem ursprünglichen "Europa" kein Geheimnis mehr.