laut.de-Biographie
LaBrassBanda
Bayerischer Gypsy-Brass. Polka, Ska und Reggae. Balkan-Funk-Brass. Volksmusik-Punk. Alpen-Jazz-Techno. Geradezu kreativ muten die Versuche der Musikjournaille an, die Soundkreationen der LaBrassBanda in mühsam zusammengenagelte Schubladen zu stecken. Dabei wäre es doch so einfach: "Für uns ist es einfach die Musik, die aus uns raus will", sagen Olli, Sepp, Hans, Yossarian und Manu aus dem Chiemgau in Oberbayern. Oder im O-Ton: "Sich nix scheißn, dann passt des scho."
Mit Tuba, Trompete, Posaune, E-Bass und Schlagzeug produzieren die "Men In Blech" (Süddeutsche Zeitung) seit 2007 Bläser gestützte Volksmusik fernab jeder Volkstümlichkeit und bayrischer Alpenklischees. Auf der Bühne treten sie zwar barfuß und in Lederhosen auf, dies aber nur weil es "keine bequemere und pflegeleichtere Alternative gibt." Zudem musiziert die Band nur mit Instrumenten, welche "unter 100 Euro, dafür über 100 Jahre alt" sind. Diese beherrschen sie jedoch perfekt, absolvierten schließlich vier der fünf Bandmitglieder ein klassisches Musikstudium.
Erstmals größere Aufmerksamkeit in den Medien erregen LaBrassBanda bei der Fußball-EM 2008, als die Band mit einem Oldtimer-Traktor Jahrgang 53 von Bayern gen Wien tuckert, um unterwegs auf dem Anhänger an den Fanmeilen verschiedenster Städte spontane Konzerte zu geben. Wo auch immer LaBrassBanda auftreten, interessiert sich bald keiner mehr für Fußball. Auch wenn nicht viele ihre in starkem bayerischen Dialekt gesungenen Texte verstehen, mittanzen geht immer.
Von den Kritikern für ihre mitreißenden Liveshows gefeiert - wann flippen hippe Jugendliche schon mal zu Blasmusik aus? - verkaufen sie 2009 den Circus Krone-Bau in München dreimal hintereinander aus.
Mit Auftritten in Russland, Bosnien, Zimbabwe, London oder beim Roskilde-Festival in Dänemark machen sie sich zudem weit über Bayern hinaus einen Namen. 2010 sind sie geradezu Pflichtprogramm auf Festivals wie dem Southside, Hurricane und Openair St. Gallen. Nach kürzester Zeit bereits Kult lassen sich LaBrassBanda ob dem Hype nicht aus der Ruhe bringen: "Wir müssen uns nicht spielen oder verstellen bei dem, was wir machen, und darum sind wir sauber froh." Den Traktor haben sie inzwischen aber doch gegen einen Tourbus eingetauscht.
Denn in diesen Breitengraden treten sie schon bald nicht mehr in Clubs auf, sondern füllen Hallen, was auch der ausverkaufte Tourabschluss 2011 in der Münchner Olympiahalle beweist. Ein längst überfälliges Live-Dokument von diesem grandiosen Konzert steht im Juli 2012 in die Läden.
Charmant portraitiert ein 40-minütiges Feature vom Rockpalast-Team die Band und ihre Wurzeln, treffend betitelt: "Ein Musikalischer Heimatfilm". In ebenjene Heimat haben sich LaBrassBanda für das Jahr 2012 zurückgezogen, um an einem neuen Album zu basteln. Aber der Energietrieb lässt besonders Frontsau, Sänger und Trompeter Stefan "Sepp" Dettl nie stillstehen, der im Sommer 2012 seine zweite Soloplatte veröffentlicht und unaufhörlich tourt.
Seine LaBrassBanda-Kollegen trommelt er auch für die Festivals Southside, Hurricane oder Chiemsee Reggae zusammen, die sich wie bei allen BrassBanda-Konzerten auf Power-Blasmusik in Höchstgeschwindigkeit mit einer Maß voller bayerischem Charme freuen dürfen.
Um ein Haar hätte der Weg der Gruppe im Mai 2013 nach Malmö geführt, wo ganz Europa beim Eurovision Song Contest über den vielseitigen Sound-Mix des Quintetts gestaunt hätte. Doch beim Vorentscheid mussten sich LaBrassBanda letztlich der Dance-Truppe Cascada geschlagen geben. Bitter: Nach der Stimmabgabe der verschiedenen Rundfunkanstalten lagen die Party-Boys klar an der Spitze, doch das neue Vorentscheid-Reglement addierte hierzu noch die Stimmen einer Jury und der Zuschauer, wodurch Cascada die Nase vorne haben.
Davon lassen sich die Bayern aber ebenso wenig entmutigen wie vom Ausstieg Andreas Hofmeirs (2014) oder Mario Schönhofers (Bass) sowie Tobias Webers (Percussion), die seit Ende 2015 ihr eigenes Projekt Ströme betreiben. LaBrassBanda bleiben weltoffen, zwischen Kuhstall und Jamaika.
Zum zehnjährigen Bestehen gehen die Bayern auf große Welttournee. Zusätzlich erscheint das passende Album "Around The World". 2020 folgt das poppige "Danzn", der endgültige Angriff auf die Charts. Die Bläser werden stellenweise zu Begleitinstrumenten degradiert, durch die Hinwendung zum Pop treten die zweifelhaften Sängerqualitäten von Frontmann Dettl mehr zutage. Doch einige starke Songs, die sich gerade dort tummeln, wo LaBrassBanda ihre Virtuosität und ihr handwerkliches Können austoben, heben die Platte noch knapp über Durchschnittsniveau.
3 Kommentare
Hab das neue Album gehört. Also ich sag mal so: zu hause wird das schnell langweilig - Live ist das saustark!!!
Ich mag das Album, aber die "handgemachte" Musik der ersten beiden Album hat mir besser gefallen als das elektronische Beiwerk von "Europa" und "Around The World". Da geht ein Großteil des Charmes verloren, der LaBrassBanda ausmacht(e). Aber das ist IMHO Jammern auf hohem Niveau, wie immer wenn eine Band sich weiterentwickelt und sie alten Fans der Vergangenheit nachtrauern. Die CD ist immer noch besser als vieles von dem Schrott, den die deutsche Popmusik so erfolgreich auf den Markt wirft.
Wennst LaBrassBanda ned mogsd, bist a Saubreiss