laut.de-Kritik

Mit Blasmusik zum herabschauenden Hund.

Review von

Yoga lebt von der Stille, der Ruhe, dem Insichgekehrtsein. Bayerische Blasmusik mit Tuba, Trompeten und Bass ist das komplette Gegenteil von Namasté und Schneidersitz.

Aber es gibt Gemeinsamkeiten, die so weit reichen, dass LaBrassBanda ein einstündiges Album passend zur Yoga-Klasse fabriziert haben. "Yoga Symphony No. 1" mit 17 instrumentalen Tracks lassen Ruhe einkehren in die sonst so schnelle, laute und tanzende Welt der Bayern. Blasmusik für Yoga-Praktis.

Tiefer Bass und der gleichmäßige Takt des Schlagzeugs bereiten einen gleich am Anfang auf eine entspannte Einheit vor. Ruhige, meditative Akustik-Klänge, die durch das ganze Album mit Titeln wie "Breathe", "Move", "Nature", "Relax" aber auch "Night" und "Party" führen und damit den Tagesablauf nachzeichnen. Ein Album, das mit dem Vorgänger „Danzn“ nichts gemein hat.

Die Idee dazu kam vor einem Jahr von ihrem Konzertveranstalter Manfred Hertlein. Es war eine blöde Zeit, alles machte gerade zu, aber im Theater in Füssen wolle er eine Yoga-Veranstaltung machen – ob sie da nicht Musik machen wollten? Weiter gesponnen wurde der Gedanke, direkt in einer Yoga-Stunde zu spielen. An der meditativen Musik von „Kiah Royal“ wurde weiter gearbeitet. Das Album war 2014 im Kuhstall aufgenommen worden. Um die friedlichen Wiederkäuer nicht zu erschrecken, gingen es LaBrassBanda entspannter an, mit Jazz, Soul und sanfteren Töne, aus dem auch "Der Mond" mit Rocco Schamoni hervor ging.

Daraus wurde nun das ersten Brass-Yoga-Album. Die 60-minütige Platte für Yogis bedient sich keiner fixen Übungsabfolge, sondern ist dafür da, sich Zeit für sich zu nehmen. Eine nette Idee, auch wenn man mit der Trompete zur Erreichung der Yoga-Chakren anfangs doch etwas fremdelt.
Anstatt asiatischer Klänge ertönen tiefer Bass und Trompete, die so vor sich hin plätschern, gleichmäßig und gediegen. Vielleicht zwischendurch etwas schneller wie in „Party

Schaut man sich die Live-Sessions an, in denen LaBrassBanda vor Auftritten Der Ärzte einheizten, oder ihre hitzigen Events, die sie unter anderem in Los Angeles oder Simbabwe spielten, würde man ein Yoga-Konzert nicht unbedingt damit in Verbindung bringen. Auch wenn sie kurze Achtsamkeitspausen gerne mal in ihre Shows integrierten. Denn identifizieren können sich die Musiker damit. Die Atemtechnik beim Spielen eines Blechblasinstruments hat mit Yoga-Atemübungen doch einiges gemein. Und: "Unser Sound kommt direkt aus dem Körper raus", erklärt Stefan Dettl, auf dessen Gesang dieses Mal völlig verzichtet wird. Die aus dem Atem entwickelte (Lebens-)Kraft schwinge besonders intensiv und ermögliche, sich mit anderen zu verbinden: Die eigentliche Bedeutung von Yoga.

Wie eine Yoga-Stunde abläuft, haben LaBrassBanda beim Om Am See in Füssen gezeigt. Gemeinsam mit dem Elektro-Duo Ströme und deren Beats wurden die Besucher und Besucherinnen neben ihren Entspannungsübungen auch zum Tanzen gebracht.

Mit der "Yoga-Symphony No. 1" soll einfach jeder mal entspannen können – oder vor sich hin dösen. Musikalisch darf man nicht zu viel erwarten, mit den Blasinstrument-Klängen muss man schon etwas anfangen können. Gemixt mit Elektro-Beats ist es aber eine gute Idee für ein Yoga-Event, um auf der Bambusmatte anschließend noch etwas zu tanzen. Eine Alternative zur Wiesn, die im Oktober zum geplanten Yoga-Konzert ins Münchner Hofbräuhaus treibt. Um sich die 17 Instrumentals für sich zu Hause anzuhören, gibt’s dann aber doch wenig her.

Trackliste

  1. 1. Breathe
  2. 2. Move
  3. 3. Feel
  4. 4. Dance
  5. 5. Enjoy
  6. 6. Rise
  7. 7. View
  8. 8. Joy
  9. 9. Together
  10. 10. Earth
  11. 11. Nature
  12. 12. Island
  13. 13. Sunset
  14. 14. Night
  15. 15. Party
  16. 16. Relax
  17. 17. Sea

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT LaBrassBanda

Bayerischer Gypsy-Brass. Polka, Ska und Reggae. Balkan-Funk-Brass. Volksmusik-Punk. Alpen-Jazz-Techno. Geradezu kreativ muten die Versuche der Musikjournaille …

Noch keine Kommentare