laut.de-Kritik
Vom Rockstar zum Hippie in zwei Alben.
Review von Amelie KöpplWandelbar ist er auf jeden Fall, der Stefan Dettl vom schönen Chiemsee. Zwar ist er immer noch mit seiner Blaskappellen-Fraktion LaBrassBanda unterwegs, doch juckt es ihn nach dem Solodebüt "Rockstar" schon wieder in den Fingern. Der durch und durch musikalisch studierte LaBrassBanda-Frontmann beweist mit "Summer Of Love" das erwartbar sichere Händchen für eingängige Melodien und stimmige Harmonien. Kein Wunder, schließlich trieb es ihn vor einst mit diversen Orchestern durch die halbe Welt.
Zwar mag Dettl in erster Linie durch sein virtuoses Trompetenspiel ein Begriff sein, jedoch beweist er bereits zu Beginn des Solozweitlings seine Liebe zur Klampfe. Während "Rockstar" noch eher nach einem befreiendem Paukenschlag klang, legt er bei
"Summer Of Love" mit Einfallsreichtum und sommerlichem Geschrubbel nach. Denn nun ist der Name Programm: Mit langen Haaren besingt der bayerische Neu-Hippie die Liebe und das schöne Leben.
Nach dem einnehmenden Titeltrack folgen zwölf sonnige Lieder in bayerischer Mundart, mal flotter, mal jammiger.
"Stoana" beispielsweise erzählt von einer alten tierlieben Frau namens Marie, die sich gegen die Räumung ihres Grundstücks wehrt. Hinter dem Protestsong versteckt sich eine Art biographische Verehrung: "Sie hod mei erste Freindin meng und mir die erste Hoibe gem." Wer verstehts?
Nachdem kritischen "Des Bassd Ned" folgt ein Liebeslied namens "Für Immer". "Schau mi o und hoid me fest weil du für mi die Oanzig bist." Von der Thematik her ähnlich ist das gediegene "Bei Mir", wohingegen "Holzfasslbier" mit treibender Basslinie, überrumpelnden Bläsereinlagen und bayerischen Biertrinkerklischees durchgreift.
"Heavy Dettl" und "Rock" erinnern mit wilden Gitarren an den Vorgänger des Chiemgauer Sängers. Dabei präsentiert Stefan Dettl nicht gängige Rocksong-Phrasen, sondern paraphrasiert in Letzterem das Leben eines Ausreißers. Mit Zeilen wie "Jetzt ists vorbei mi packt de Wuat. Nimm meine Sochan und mein Huat! / Jetzt ists vorbei, heid ziagn ma aus!" unterstreicht er das freiheitliche Freigeistimage der Platte.
"Bei Mir" besingt von Bläsern begleitet, romantisch-besinnlich den schönsten Tag des Lebens: "Dann gehst du mid mir, Hand in Hand / Du sogst, bi staad, i hob di gern." Kurz darauf folgt die etwas andere Hochzeitsreise im Stil von Bonnie und Clyde. Von Nachrichtensprechern verfolgt, beschreibt Dettl in "Bamba" den Banküberfall auf ein oberbayerisches Kreditinstitut.
Nach einem kurzem fetzigen Intermezzo namens "Tanzen Mit Dir" folgt der krönende Abschluss. "Rivers" erzählt von einer lang vergangenen innigen Liebe und beschließt das von Dettl oft propagierte Lebensgefühl eines unbeschwerten Herzens.
Auch wenn ein Hippie im 21. Jahrhundert und dann auch noch ausgerechnet aus Bayern vielleicht auf den ersten Blick eher überholt und unpassend wirken mag. Stefan Dettl beschwört mit unwiderstehlichem Charme für eine knappe Stunde so was wie eine glaubhafte 68er-Atmosphäre herauf, die auch Verehrer der deutschen Hochsprache in ihren Bann ziehen sollte.
4 Kommentare
was ist das denn für ne abgefuckte sprache
ich verstehe kein wort
Sowas kommt rum, wenn bayrisches Gesindel Musik macht...
Das, meine lieben Unwissenden, ist Deutschlands beliebtester Dialekt.
Und wir Bayern lassen auch euch Preissn an unserem Kulturgut teilhaben - wir kennen keinen Rassenhass.
gefälllt mir nach den ersten eindrücken sogar besser als der schon ordentliche vorgänger, weil durchgedrehter(Holzfasslbier z.B.) und rockiger (so ziemlich jeder Track, steht dem Sound gut )