laut.de-Biographie
Let's Eat Grandma
Heimlich Alkohol trinken und hinter dem Jugendhaus knutschen – so ein Teenager-Leben kann ganz schön wild sein. Rosa Walton und Jenny Hollingworth vertreiben sich ihre Zeit von Anfang an kreativer. Mit 13 Jahren beginnen sie, gemeinsam Musik zu machen und gründen Let's Eat Grandma. Eine gute Entscheidung, denn ihr psychedelischer Synthesizer-Pop wird nicht ohne Grund in einem Atemzug mit Genre-Legenden wie CocoRosie oder The Casket Girls genannt.
Die beiden Mädchen wachsen im ostenglischen Norwich auf. Eine frühere Industriemetropole mit fast 200.000 Einwohnern, die 2006 den Titel der grünsten Stadt Großbritanniens erhält. Im Herzen der Grafschaft Norfolk gelegen, bietet die Stadt alles – nur immer eine Nummer kleiner als in London. Let's Eat Grandma werden schnell zum Hit in der hiesigen Musikszene. Singer/Songwriter Kiran Leonard ist besonders begeistert und vermittelt das Duo an ihren Manager.
2016 erscheint das Debütalbum "I, Gemini" über Transgressive Records. Die Kritiker loben die Platte, die Käufer ignorierten sie weitestgehend. Mit der Musik abzuschließen und sich stattdessen doch zu betrinken und den nächstbesten Knutschpartner zu suchen, kommt für das Duo trotzdem nicht in Frage. Zwei Jahre später folgte mit "I'm All Ears" das zweite Album, für das sie sich Unterstützung von der schottischen Dance-Pop-Ikone SOPHIE holen. Mit einem Einstieg auf Platz 28 in den britischen Charts und positiven Wertungen in der Fachpresse, kommt auch endlich der verdiente Erfolg.
Rosa und Jenny lernen sich nicht erst durch die Musik kennen. Schon mit vier Jahren teilen sie sich ein Baumhaus, das zu ihrem ersten Proberaum werden soll. Von "psychedelic sludge-pop" – wie Let's Eat Grandma ihre Musik selbst bezeichnen – ist damals vermutlich aber noch keine Rede.
Die ersten gemeinsamen Songs für "I, Gemini" entstehen, als sie die Schwelle zum Teenager-Alter gerade so überschreiten. Alberne Songtitel wie "The Angry Chicken" oder "Get That Leg Off The Banister" wirken mit diesem Wissen im Hinterkopf noch passender. Die Musik von Let's Eat Grandma ist dagegen kein bisschen albern. Sie vermittelt große Gefühle, die nicht von zuckersüßen Elektrohits, sondern von komplexen Songstrukturen und bildhaften Texten getragen werden.
Bleibt nur noch die Frage nach dem lustigen Bandnamen. Dieser ist ein grammatikalischer Witz, der verdeutlichen soll, wie wichtig die Komma-Setzung ist. Teenager der Generation Y, die außergewöhnliche Musik machen und auch noch einen Bildungsauftrag verfolgen? Warum auch nicht?
2022 sind die beiden Damen keine Teenager mehr und veröffentlichen mit "Two Ribbons" das erste Werk, auf dem die beiden jeweils einzelne Songs verantworten. Thema des Albums ist die Freundschaft der Sängerinnen, die ganz offenkundig extrem gelitten hat und auf neuer Grundlage aufgebaut werden muss. Let's Eat Grandma bleiben beeindruckend in ihrer Reife.
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