laut.de-Biographie
Link Wray
Sein größter Beitrag zur Musikgeschichte ist das 1958 erschienene "Rumble". Es ist das wohl einzige Instrumental, das bei der Veröffentlichung von einigen Radiosendern boykottiert wurde, weil es angeblich Ausschreitungen zwischen Straßengangs förderte. Auch wenn von tatsächlicher Gewalt nichts bekannt ist, hatte es auf die damalige Jugend einen enormen Einfluss. "Nach 'Rumble' habe ich innerlich mit der Schule abgeschlossen" erklärte etwa Iggy Pop. "Ohne 'Rumble' hätte ich nie zur Gitarre gegriffen", meinte Pete Townshend. "Er war ein echter Rebell. 'Rumble' hatte einen großen Einfluss auf mich", so Jimmy Page.
In der Tat ist Wrays Start ins Leben abenteuerlich. 1929 in Dunn, North Carolina geboren, gehört Fred Lincoln Wray Jr. dem Stamm der Shawnee, also der Ureinwohner Amerikas, an. Er wächst in Arizona auf, später zieht er mit seiner Familie in einen Vorort der US-Hauptstadt Washington. Nach einer Karriere als Musiker sieht es zunächst nicht aus, denn im Koreakrieg steckt sich Wray 1952 mit Tuberkulose an und verliert einen Lungenflügel. Nach seiner Rückkehr gründet er dennoch eine Band mit seinen Geschwistern und konzentriert sich auf die Gitarre. Er gilt sogar als Erfinder des Powerchords, jener Zweifingertechnik, die später die Grundlage für Punk und Heavy Metal bildet.
Mit dem Verstärker auf 11 entwickelt sich "Oddball" zum beliebtesten Livestück von Link Wray and His Ray Men. Das Label Cadence nimmt sie unter Vertrag und veröffentlicht es 1958 mit dem Titel "Rumble" - was so etwas wie "Aufstand" bedeutet, oder auch Krieg unter verfeindeten Straßengangs. In Kombination mit dem räudigen Sound klingt es tatsächlich gefährlich. Trotz des Boykotts, oder gerade deshalb, erreicht es Platz 16 der US-Charts.
Sein Rebellenimage verhilft Wray zu zwei weiteren instrumentalen Erfolgen, "Raw-Hide" (1959) und "Jack The Ripper" (1963), doch schlägt in ihm auch ein Folk-Herz. So tritt er in den 1960er Jahren mit Bob Dylan im New Yorker Greenwich Village auf. "Die Hippies fand ich cool", erklärt er später. Auch wenn ihm die mit ihnen verbundenen Rauschmittel weniger lagen: "Als gläubiger Christ habe ich niemals getrunken oder Drogen genommen".
In Maryland, unweit von Washington, baut er den Hühnerstall auf dem ländlichen Grundstück seiner Familie in ein Studio um. 1971 entstehen dort mit "Link Wray", "Mordicai Jones" und "Beans And Fatback" seine drei bekanntesten Alben. Soli sind hier kaum zu finden, eher handelt es sich um eine ganz eigene Mischung aus Country, Folk, Blues und Gospel. In seinen Texten setzt sich Wray mit politischen und religiösen Themen auseinander.
Ende der 1970er Jahre zieht Wray mit seiner vierten Ehefrau (mit der er sein neuntes Kind zeugt) nach Dänemark. Hits hat er keine mehr, nimmt aber weiterhin Platten auf und lässt es mit Tolle und schwarzem Leder auf der Bühne ordentlich krachen - ein Kritiker beschreibt einen Auftritt in den 1990er Jahren als "Heavy Metal".
2005 stirbt Wray an einem Herzinfarkt. Sein Grab befindet sich in der Krypta der Christians Kirke in Kopenhagen. Obwohl weniger bekannt als die meisten seiner Gitarre spielenden Kollegen, verschwindet er nicht in der Versenkung: Der Rolling Stone setzt ihn 2015 auf Platz 45 der 100 besten Gitarristen aller Zeiten, 2014 und 2018 steht er auf der Liste der Nominierten für die Aufnahme in die Rock & Roll Hall of Fame.
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