Porträt

laut.de-Biographie

Lizzie No

Die Alternative Folk-, Rock-, Soul-, Country-, Americana- und Grunge-Künstlerin Lizzie Quinlan kommt am 24. Oktober 1990 in Princeton, New Jersey, im Osten der USA zur Welt. Sie ist als Harfenspielerin und Gitarristin aktiv, textet, komponiert, produziert und singt unter dem Namen Lizzie No. Zu ihren engsten Mitarbeiter*innen gehören Graham Richman, Keyboarder, sogar Multiinstrumentalist, und Allison Russell. Allison spielt Klarinette und singt Background bei ihrer Freundin Lizzie.

Lizzie No - Halfsies Aktuelles Album
Lizzie No Halfsies
Slide-Guitar und eine kristallklare Stimme für ernste Stories.

Aufgewachsen als Tochter eines Kirchen-Organisten und einer Spanischlehrerin, hört Lizzie als Kind Americana verschiedener Couleur von Dylan bis Dixie Chicks. Mit afroamerikanischem Background und dunkler Hautfarbe, wundert sie sich eines Tages. "Es gibt eine lange Tradition schwarzer Leute, die Folk musizieren", lobt Lizzie im US-Radio NPR - man denke an die legendäre Odetta. "Aber mir war das nicht bewusst. Denn das ist überhaupt nicht sichtbar in der Popkultur. Dadurch brauchte ich eine Weile um rauszufinden, wo ich rein passe."

'Black eclectic', nennt No selbst ihren entstehenden Musikgeschmack, mit dem sie nicht alleine ist. In ihrer Generation lernt sie viele Musikfans und Artists kennen, die sich zwischen four-to-the-floor-Taktung und Offbeat nicht entscheiden, die Folkrock in Dur-Akkorden mit souligen Blue Notes verbinden und alle möglichen Einflüsse aufsaugen.

Als Lizzie volljährig wird, zieht sie weit weg ans andere Ende Amerikas, um sich an der elitären Privat-Uni im kalifornischen Stanford einzuschreiben. Sie studiert im Kunst-Department. Dabei denkt sie über soziokulturelle Merkwürdigkeiten nach und nimmt die Gedanken nach dem Studium beim Umzug nach Brooklyn an die East Coast mit.

"Viele Frauen, besonders 'farbige' Frauen, tragen diese Idee mit sich rum, dass wir uns jedem als stark präsentieren müssen, wohingegen unsere Gefühle wie Ärger, Traurigkeit oder Verwirrung als gefährlich gelten und dieser Stärke im Weg stehen. Das ist etwas, was ich mein Leben lang so verinnerlicht habe", erörtert Lizzie im Programm von NPR. Mit 26 steht ihr Debütalbum in den Läden. Da räumt sie mit der Selbstzensur im Kopf auf. "Hard Won", also "Hart gewonnen" behandelt das Ablassen von Wut als Heilungsprozess. Und sie drückt weitere grundlegende Gefühle aus, die sie sich Lizzie lange nicht offen zu legen traute, und von denen sie denkt, dass auch andere sich damit schwer tun.

Wut über Polizeibrutalität vertont sie lange vor dem Fall 'George Floyd', schon 2017. "Gleichzeitig subtil und leidenschaftlich", lobt das Billboard-Magazin das zugehörige Album.

Rassismus bleibt für sie ein Thema: Nicht nur bei Gewalt, sondern auch im Alltag, so sagt uns Lizzie, denn dort "gibt es das Problem, dass du als dunkelhäutiger Mensch durchaus im Recht sein magst, es aber nicht zugesprochen bekommst." Angesichts ihrer Erfahrung als (diskriminierter) Fluggast bei diversen Transportunternehmen resigniert sie. "Es ist einfach egal: Wenn die Person, die am längeren Hebel sitzt, dir nicht glaubt, dir nicht vertraut oder kein Interesse hat, dir zu helfen." - Die Sängerin führt so etwas nicht nur auf schlechten Service, sondern auch darauf zurück, wegen ihres Aussehens zweitklassig behandelt zu werden.

Neben ihrer Rolle als Künstlerin ist Lizzie als Interviewerin im Folk-Bereich tätig - und zwar in einer Reihe, in der sie selbst einmal ein ausführliches Interview gab. Sie blieb und führt eine anspruchsvolle Podcast-Serie fort, wo sie aktuelle Folk-Platten aus ihrem Freundeskreis bespricht. Zu Gast im Talk mit ihr waren beispielsweise Valerie June, Becca Mancari und Tré Burt. Die Psyche und Denkweise von Musiker:innen ergründet die mittlerweile in New York sesshaft gewordene Saitenzupferin gerne, nutzt sie immer wieder mal als Thema für Liedtexte.

Musikalisch ist No für Überraschungen und Wandlung gut. Während es auf dem zweiten Album "Vanity" trotz einer Badewanne mit pinken Rosen auf dem Cover oft klanglich kracht und dort die Verstärker summen, setzen sich beim dritten Longplayer "Halfsies" Streicher durch. Das Attacca Quartet reichert mit zwei Geigen, Cello und einer Bratsche die meisten Songs an. Auch für eine Prise Soulfulness ist hin und wieder gesorgt, etwa weil No sich auf vergessene Stimmen wie z.B. Edel-Soulerin Minnie Riperton bezieht. Der große Reichtum in Lizzies Bandbreite und die gesellschaftskritische Tiefe ihrer Texte lassen sie in einer Reihe mit Rhiannon Giddens erscheinen.

Alben

Lizzie No - Halfsies: Album-Cover
  • Leserwertung: 1 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2024 Halfsies

Kritik von Philipp Kause

Slide-Guitar und eine kristallklare Stimme für ernste Stories. (0 Kommentare)

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