Porträt

laut.de-Biographie

Marten McFly

"Mein Kapuzenpulli schützt mich vor Realität!!" So steht es geschrieben, in der Selbstauskunft von Marten McFly. Mit zwei Ausrufezeichen. Dabei hat der Wahl-Berliner mit Wurzeln in Hamburg gar keinen Grund zur Realitätsflucht. Auf seiner Twitter-Seite gibt er sich entsprechend weniger verschlossen und verrät auch gleich, was die Welt von ihm zu erwarten hat: "Raps aus dem Bauch für den Rest".

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Mit 14 schreibt Marten erste Texte, zunächst versucht er sich außerdem daran, Beats zu bauen. "Die sind allerdings so schlecht", macht er gegenüber rap.de seine eigene Arbeit nieder, "dass ich lieber auf 'richtigen' Beats rappe."

Daran herrscht aber zum Glück kein Mangel, so dass 2012 sein Album "Die Welt Geht Selten Unter" erscheint. Eine EP mit dem schönen Titel "Ein Heimscheißer Auf Weltreise" folgt drei Jahre später. Beide Veröffentlichungen erscheinen in Eigenregie, ohne Rückendeckung eines Labels.

Seinen Stil beschreibt Marten McFly - für dessen Künstlernamen selbstverständlich der Protagonist aus "Zurück in die Zukunft" Pate stand - als "experimentierfreudig, bildlich, vielschichtig, angenehm und humorvoll". Als großen Einfluss nennt er vor allem V-Mann, der später unter dem Namen Hiob (und im Dunstkreis von Morlockk Dilemma) unterwegs ist.

Marten McFly selbst kooperiert dagegen gerne und oft mit seinem Kollegen Lemur. Im Frühjahr 2016 lernen sich die beiden Rapper kennen und feiern gegenseitig ihre Musik. Die Idee liegt nahe, einen gemeinsamen Track aufzunehmen. McFly bringt drei Liedideen mit, und statt sich zu entscheiden, pickt Lemur gleich alle - womit eine halbe EP bereits gefüllt wäre. Im Oktober 2016 ist auch der Rest fertig - nur dem Titel nach ein "Provisorium".

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Gedankenspiel: Beethovens 10. Sinfonie als Rap-Platte.

Seiner Leidenschaft für Rap und seine Akteure geht Marten McFly nicht nur als Künstler nach. Er macht sich auch einen Namen als engagierter Interviewer. In seinem Video-Podcast HipHopHand empfängt er in unregelmäßigen Abständen Gäste, um mit ihnen (gerne auch ausufernde) Gespräche zu führen. "Ich will Menschen kennenlernen", umreißt er seine Motivation. Unter seinen Gesprächspartner*innen finden sich (neben, klar, Lemur und Hiob) zum Beispiel Juse Ju, Haszcara oder Fatoni.

Dass Marten McFly im Hauptberuf Lehrer ist, merkt man eventuell seiner geduldigen Gesprächsführung an. Seine Kunst dagegen: deutlich abgedrehter. Auf die Idee, ein Rap-Album aus der Perspektive von Ludwig van Beethoven zu machen, ist vor ihm jedenfalls niemand gekommen. Das Absurdeste an seinem Projekt "Raptus Finalis": Trotz seines klar umrissenen Konzepts fühlt sich das 2020 erschienene Album kein bisschen gewollt oder konstruiert an, und obwohl man dabei eine Menge lernen kann, bietet es beste Unterhaltung: Gedankenexperiment geglückt.

Hemmungsloses Herumexperimentieren gebiert im Fall Marten McFly durchdacht getexteten und prägnant servierten Hip Hop, der trotz seiner Verkopftheit natürlich und unaufgeregt wirkt. So, wie er es eben bereits selbst beschrieben hat: "Raps aus dem Bauch für den Rest." Falls die Realität doch einmal zu garstig erscheint, bleibt ja immer noch der Kapuzenpulli.

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