laut.de-Biographie
Milton Nascimento
Milton Nascimento gehört zu den bedeutendsten brasilianischen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Viele seiner Lieder sind längst in den Kanon der populären brasilianischen Musik eingegangen, und obwohl die Texte bei Nascimento einen großen Stellenwert einnehmen, berührt der Sänger mit seiner klaren Stimme und seinem emotionalen Vortrag auch zahlreiche Menschen außerhalb des portugiesisch-sprachigen Raums.
Geboren wird Nascimento 1942 in Rio de Janeiro, wächst nach dem frühen Tod seiner Mutter allerdings bei einem Akademikerehepaar in der Provinz Minas Gerais auf. Über seine Adoptiveltern kommt Nascimento früh intensiv mit Musik in Kontakt. Die Mutter ist Musiklehrerin und bringt ihm musikalisches Grundwissen bei und in der Radiostation seines Vaters arbeitet Nascimento zwischenzeitlich als DJ.
Mit knapp zwanzig Jahren zieht der Musiker in die Provinzhauptstadt Belo Horizonte, wo er als Teil von Sambagruppen und solo in Bars und Klubs auftritt. Mit dem überregionalen Aufstieg Nascimentos sind zwei Figuren eng verknüpft. Zunächst ist da die große brasilianische Sängerin Elis Regina zu nennen, die den von Nascimento geschriebenen Song "Canção do Sal" einem breiteren Publikum vorstellte und dem jungen Sänger zu größeren Auftritten verhalf.
Regina selbst zeigt sich tief beeindruckt von dessen Musik und schwärmt: "Wenn Gott eine Stimme hätte, würde er singen wie Milton Nascimento". Die andere zentrale Figur ist der Schriftsteller Fernando Brant, mit dem Nascimento Ende der Sechziger zusammenarbeitet. Gleich der erste gemeinsame Song des Duos, "Travessia", wird zu einem der bekanntesten Stücke nicht nur Nascimentos selbst, sondern der ganzen brasilianischen Popmusik.
Den teils düsteren, teils hoffnungsvollen Text verstanden viele Brasilianer als Protestsong gegen das damalige repressive Militärregime. Während der gesamten Zeit der Militärdiktatur von 1964-1985 geriet Nascimento wie andere prominente Künstler immer wieder in Konflikt mit der Zensurbehörde.
Einerseits eckt er mit seinen Texten an, andererseits steht sein Engagement für die afro-brasilianische Kultur und die indigenen Völker des Landes. Obwohl sich Nascimento die Möglichkeit bietet folgt er allerdings nicht dem Beispiel von Kollegen wie Caetano Veloso oder Gilberto Gil und entscheidet sich dagegen, sich ins Ausland abzusetzen, obwohl sich ihm die Möglichkeit dazu bietet.
Einem internationalen Publikum ist Milton Nascimento vor allem durch seine Arbeit mit dem "Clube Da Esquina" bekannt, einem Musikerkollektiv, zu dem unter anderem der Songwriter und Gitarrist Lô Borges zählt. Das gleichnamige Album des Kollektivs ist ein bunter Schmelztiegel der verschiedensten musikalischen Stilrichtungen - unter dem Überbegriff der Música Popular Brasileira nur noch schwer zu fassen.
Außerdem arbeitet Nascimento mit zahlreichen westlichen Künstlern zusammen. Mit dem Saxophonisten Wayne Shorter nimmt er 1974 das Album "Native Dancer" auf (und arbeitet zwanzig Jahre später auf Shorters Album "Angelus" erneut mit der Jazzgröße zusammen). Auch als es Paul Simon 1989/90 für den Graceland-Nachfolger "The Rhythm of the Saints" nach Brasilien zieht, nimmt Nascimento eine bedeutende Rolle ein.
Was diese Kollegen wie auch seine zahlreichen Fans an Nascimento schätzen, ist einerseits natürlich die bemerkenswerte Stimme mit ihrem unverwechselbaren Falsett. Andererseits steht Nascimentos musikalische Wandelbarkeit. Es scheint als könnte der Sänger jeden Stil in seiner Musik vereinen. Sogar für ein Ballett komponiert Nascimento. Das 1974 aufgenommene "Maria Maria" beschäftigt sich mit dem Erbe der Sklaverei in Brasilien und erscheint 30 Jahre später endlich als offizielles Album.
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