laut.de-Biographie
Mouse On Mars
Die Geburtsstunde von Mouse On Mars schlägt anno 1992 im Umfeld des Kölner Plattenladens und Labels A-Musik. Nach der Kennenlernphase, in der Andy Thoma (Düsseldorf) und Jan Werner (Köln) Musik fürs Fernsehen schreiben und eine obskure 7" veröffentlichen, erregt das Duo 1994 mit der EP "Frosch" erste Aufmerksamkeit in der Szene.
Die Schubladisierung des Materials bereitet den Kritikern massiven Spaß: "Kraut Dub", "Doom House" und "Future Grind" kursieren, bevor man sich vielerorts auf "Post Techno" einigt. Auch der folgende Longplayer "Vulvaland" erhält durchweg Bewertungen, die einhellig die durchgeknallte Elektronik der beiden Krauts loben. Es folgen Compilation-, Tour- und Remix-Aufträge, während Mouse On Mars bereits an den Songs für das zweite Album basteln.
Für "Iaora Tahiti", aus dem zwei Singles ausgekoppelt werden, gewinnen sie mit dem Ex-Kraftwerk-Trommler Wolfgang Flür einen prominenten Sideman. "Iaora Tahiti" schafft es bis zum "Album Of The Year" beim renommierten Melody Maker. Es folgen wieder Remixe, Club-Touren, Compilations und die Musik für den amerikanischen Film "Glam". Während dieser Zeit pflegt das Duo seine Kontakte zu Stereolab, was 1997 zu einer EP-Veröffentlichung mit deren Sängerin Laetitia Sadier führt. Langsam erwacht nun auch die Heimat Deutschland aus ihrem Langzeitschlaf.
Das englische Eiland bildet aber weiterhin die Ausgangsbasis der MOM-Karriere. Ihre Vorliebe für unerschrockenen Elektro-Industrial-Noise-Pop haben die Insulaner ja schon bei den Einstürzenden Neubauten oder noch früher bei Neu! und Can bewiesen. Da die Welt in Sachen innovativer Elektronik noch immer auf England schaut, können sich Thoma und Werner über ihr Basiscamp freuen.
Auch in den USA kommen Mouse On Mars gut an: In den Staaten veröffentlicht Rick Rubin die ersten Platten des Duos. Auch David Bowie outet sich als Fan. MOM sind mittlerweile ein Schwergewicht in der Elektronik-Szene weltweit. Werner fungiert nebenher noch als eine Hälfte des Duos Microstoria (mit Ovals Markus Popp) und produziert solo als Lithops.
Ihrem Interesse an anderen Künsten entsprechend (MOM sind beipielsweise auch auf einem Tribute-Album für den französischen Philosphen Gilles Deleuze zu hören), organisieren Werner und Thoma 2004 in der Düsseldorfer Kunsthalle die Ausstellung "Doku/Fiction. Mouse On Mars Reviewed & Remixed", zu der sie Künstler einladen ihren Sound frei zu interpretieren.
Kurze Zeit später erscheint das siebte Album "Radical Connector", das den schon auf "Idiology" (2001) eingeschlagenen Pop-Pfad konsequent weiter geht und mit zahlreichen Vocals eine ungewohnt melodiös avantgardistische Melange aus Funk, R'n'B und groovy Danceelectronic bietet. Perkussionist und Sänger Dodo Nkishi gehört mittlerweile fest zum Line Up.
2005 veröffentlichen Mouse On Mars das Live-Album "Live 04". Mittlerweile sind Thoma und Werner bei Mike Pattons Label Ipecac Recordings untergekommen, hier erscheint ihr neuntes Studioalbum "Varcharz".
Im Jahr darauf schließen sie sich mit The Fall-Mastermind Mark E. Smith zusammen und spielen als Von Südenfed die Platte "Tromatic Reflexxions" ein. So übers Knie gebrochen diese Verbindung zunächst scheint, passt sie bei genauerer Betrachtung doch sehr gut: die Schimpftiraden Smiths sind ein passender Gegenpart zu den dreckigen und zerhackten Beats von Werner und Toma. Dass das Ergebnis auch noch ziemlich eingängig wird, hätte wohl trotzdem niemand gedacht.
Diese Erfahrung, weitere Nebenprojekte, die Arbeit an der elektronisch-orchestralen Komposition "Paeanumnion" und insgesamt sechs Jahre Abstand zum letzten Mouse On Mars-Album wirken sich auch positiv auf das 2012er "Parastrophics" aus. Gleichzeitig verspielt und vertrackt vollbringt das Duo das Kunststück, moderne Sound-Ästhetiken aufzugreifen und dennoch erkennbar Mouse on Mars zu bleiben.
Über diesen ihnen eigenen Sound äußern sie sich einmal wie folgt: "Musik ist ein Modell. Da kann man alle möglichen Szenarien durchspielen. Man kann Sachen sprengen oder einfach frontal gegen die Wand fahren lassen. Das Gute ist, dass man sie dann nicht real stattfinden lassen muss! Natürlich haben wir unsere Verfahren und Muster, mit denen wir zu erwartbaren Resultaten kommen. Es gibt wahnsinnig viele Möglichkeiten. Wir wollen wenigstens einige davon in unserer Musik gestalten."
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