21. März 2019
"Deutscher Rap ist meistens plump"
Interview geführt von Dominik Lippe2017 gehörte Musa zu den treibenden Kräften hinter dem Afrotrap-Projekt BSMG, das eine Brücke von der Kolonialzeit bis zum heutigen Alltagsrassismus schlug. Nun legt der Berliner sein erstes Soloalbum "Berliner Negritude" vor.
Während global immer mehr Konflikte auszubrechen scheinen und stetig neues Ungemach am Horizont dräut, warten die schwelenden rassistischen Altlasten noch immer auf ihre Aufarbeitung. Musas auf die Zielgrade einbiegendes Studium der Kriegs- und Konfliktforschung hilft ihm dabei, sein Interesse an den systemischen Ungerechtigkeiten zu vertiefen. Mitte Februar, nur wenige Stunden nachdem Donald Trump seine in Teilen verlachte, in Teilen gefürchtete Notstandserklärung zum Besten gab, meldet sich das BSMG-Mitglied telefonisch.
Für sein erstes, komplett von Ghanaian Stallion produziertes Album "Berliner Negritude" greift der Rapper die Négritude-Strömung auf, bei der es um die positive Betonung der kulturellen Traditionen Afrikas geht. Trotz des politischen Albumtitels rückt er direkt zu Beginn des Gesprächs davon ab, seinen Fokus vor allem auf den Inhalt seiner Songs zu setzen. Außerdem spricht er über Street-Smartness, seine Vorliebe für Jay-Z und Future, die Zustände in Sierra Leone und berufliche Zukunftspläne.
Welches Konzept liegt deinem Album "Berliner Negritude" zugrunde?
Die Idee bestand darin, mich aus der BSMG-Perspektive herauszunehmen und ein bisschen mehr auf meine Person und Sozialisation zu zoomen. "Platz an der Sonne" war ein historisch und politisch recht aufklärerisches Album. Es geht jetzt um meinen Blick auf die Welt. Unabhängig davon, dass ich Afrikaner bin oder den Anspruch habe, zu erklären, was alles schief läuft.
Aber die afrikanische Herkunft und Selbstbehauptung nehmen schon thematisch Raum ein, sonst hättest du das Album ja nicht so genannt.
Ja, es nimmt Raum ein, aber es sind die Leute, die daraus etwas extrem besonderes machen. Für mich ist es mein normales Leben und nichts außergewöhnliches, afrikanisch aufgewachsen zu sein oder durch meine Prägung bestimmte Blickwinkel auf die Welt zu haben. Wenn ich ein Syrer wäre, würde ich womöglich aus dieser Perspektive sprechen.
Négritude stammt aus dem französischen Sprachraum, in dem historisch bedingt natürlich deutlich mehr Farbige leben als hier. Ist das Eintreten für die schwarze Selbstbestimmung eigentlich gerade wegen der geringeren Anzahl Verbündeter von besonderer Bedeutung in Deutschland?
Gerade wenn es um die schwarze Hip Hop-Kultur geht, sind wir hier in Deutschland unterrepräsentiert. Dem entsprechend würde ich mir natürlich wünschen, dass mehr Schwarze an den Start kommen und zusammenhalten. Aber all das ist nicht unbedingt die Idee. Klar, es geht mir schon um Solidarität, aber es geht mir mit "Berliner Negritude" ganz simpel um den schwarzen, deutschen Mindstate. Es geht gar nicht darum, dass alle Schwarzen jetzt zusammentreten müssen. Ich bin nur ein weiteres Fallbeispiel eines Kindes afrikanischer Eltern, das in Deutschland geboren und aufgewachsen ist. Genauso wie Jay-Z, der damals in den Projects aufgewachsen ist und mir davon aus seiner Perspektive erzählt. So ist das für mich auch, ohne den Anspruch zu haben, Revolutionär sein zu wollen.
Bisher wirkten aber gerade die politischen Ansätze wie dein Hauptthema.
In erster Linie geht es mir auf jeden Fall darum, dass die Beats, Flows und Melodien nice sind. Der Inhalt ist für mich eigentlich zweitrangig. Ich will nicht, dass man unbedingt von vorne herein auf den Inhalt achtet, sondern mehr auf den Song und den Vibe. Ich mag es, freshe, neue Sachen zu machen, die Kunst zu schreiben und Dinge zu vermitteln. Klar ist es für den momentan herkömmlichen Deutschrap-Hörer wahrscheinlich politisch, aber ich bin nicht als erstes mit einem politischen Ansatz herangegangen. Ich rappe halt nur nicht darüber in den Club zu gehen oder Gucci-Sachen zu tragen, sondern über das, was mich inspiriert. It just happens to be.
Was gefällt die an der Zusammenarbeit mit Ghanaian Stallion?
Ghanaian Stallion hat einfach ein sehr gutes Ohr. Ich kann immer auf seine Kritik vertrauen, auch wenn es mir nicht immer leicht fällt. Der Typ ist ein super krasser und kreativer Produzent, der immer Qualität liefert und mir sehr gut Ratschläge gibt. Bei bestimmten Songs hat er mir beispielsweise auch Anregungen zum Refrain gegeben. He is my Brother in Crime, der diese ganze Madness auf dem Projekt orchestriert hat.
Welche Bedeutung hatten Live-Instrumente im Produktionsprozess?
Ich bin da ein bisschen ignorant. [lacht] Ich kümmere mich hauptsächlich um meine Texte und wähle Beats und Loops aus. Stallion übernimmt die Ausproduktion komplett. Ich weiß, dass er bei bestimmten Songs mit einigen Live-Musikern wie Bläsern, Bass- und Klavierspielern zusammengearbeitet hat und war auch öfter dabei. Er weiß einfach, was fehlt und was der Beat braucht. Der Mann hat zwei Top-10-Alben mit Megaloh, BSMG und mein Album produziert.
In der Pressemitteilung zum Album heißt es, dein eigener Anspruch bestehe darin, die "zeitgemäße Antithese zum schnelllebigen Streaming-Rap" zu bilden.
Ich sage dir ganz ehrlich: Das sind nicht zu hundert Prozent meine Worte. Leute interpretieren das hinein, weil es mal nicht um Belangloses geht. Ich habe tatsächlich das Gefühl, in Deutschland ist es so, dass wenn es einen Kendrick Lamar gibt, heißt es gleich: Oh, da rappt jemand über politische Sachen! Für mich ist es aber wie ich mit Rap aufgewachsen bin. Rapper wie Tupac oder Jay-Z haben immer auch über gesellschaftlich relevante Themen gesprochen. Ich kann aber auch problemlos Future hören, der auch einer meiner Lieblingskünstler ist, oder Playboi Carti. Ich freue mich, wenn Leute sagen, es sei ein Gegenentwurf zum schnelllebigen Fastfood-Rap, aber es kann sein, dass ich auch mal eine Fastfood-EP oder –LP mache.
"Es ging bei Booba nicht nur um Bizeps, sondern auch um den Pain, den man als Senegalese in dieser konservativen, französischen Gesellschaft hat."
Gibt es denn Aspekte am populären Rap, die dich stören?
Es wird sowohl international als auch in Deutschland viel kopiert. Es stört mich nicht so sehr, weil ich ja auch immer wieder durch verschiedenartige Musik inspiriert werde. Jeder muss aber etwas Eigenes zu Tische bringen. Wenn ich beispielsweise Sachen aus den Staaten höre wie Migos, Lil Baby oder sonstige Südstaaten-Sachen, ist es oft originell, obwohl es nur um Trap und Street-Talk geht. Future ist eine Legende, die etwas Eigenes und Einzigartiges eingebracht hat. Mich nervt nur, wenn Leute so etwas 1:1 kopieren und es dann aber auch noch richtig schlecht ist. Viele lassen sich hierzulande auch von Frankreich inspirieren, haben dann aber nicht die Finesse und die Skills, um das geil zu machen. Es geht immer noch um die Kunst der Sprache und nicht darum, laut zu sein und böse auszusehen.
Du meintest eben, die Leute würden sich wundern, wenn jemand wie Kendrick Lamar auf der Bildfläche erscheint. Massiv antwortete mir letztes Jahr auf die Frage, weshalb er seinen früheren politisch-integrativen Ansatz abgelegt habe: "Etwas Politisches zu machen würde zwar meiner Auffassung entsprechen, aber nur vier von zehn Leuten gefallen. Dann sollen sie lieber meine Musik kritisieren, aber nicht meine Einstellung. Woher kommt die Mutlosigkeit der im Ursprung politischen Szene?
Wenn ich wieder die USA als Beispiel nehmen würde: Da ist die Hip Hop-Kultur einfach schon länger gewachsen. Es gibt viele verschiedene Strömungen, die alle ihre Berechtigung haben. Ein J. Cole oder ein Kendrick Lamar haben ihre Fanbase und verkaufen eine große Anzahl von Alben. Ich glaube, dass wir in Deutschland noch nicht ganz so weit sind. Zurzeit ist hier der Straßenrap sehr angesagt, weil er sehr laut ist und sich viele damit identifizieren. Auch ich kann mich damit identifizieren, weil ich aus der Unterschicht bin und diesen Drive habe, nach oben zu kommen. Für mich ging es aber auch immer darum, Gehirn und Street-Smartness zu haben. Jay-Zs Album "The Blueprint" hat den Leuten quasi sein Business erklärt, was ich damals super interessant fand. Wir sind mit noch mehr Sinn für Smartness aufgewachsen. In Deutschland ist es heute sehr plump.
Du betonst genau diesen Punkt in "Was Auch Immer": "Ich zeig' ihnen wie es funktioniert und schule sie im Grundstudium. Diese Rapper hier sind Grundschule. Diese Rapper sollten umschulen. Diese Rapper sind zu dumm, Rapper sind zu plump, Rapper sind zu unklug." Wieso vergleichen Rapper gerne ihren Bizepsumfang miteinander, aber nicht die Bildung?
Es geht noch nicht mal so sehr um Bildung. Street-Smartness heißt ja nicht, dass du in die Uni gegangen bist oder Abitur gemacht hast, sondern dass du ein bisschen mehr nachdenkst und ein generelles Interesse am Weltgeschehen und an der Gesellschaft hast. Analysiere doch mal abseits von Youtube-Illuminati-Verschwörungstheorien den Dreck, aus dem du kommst, und versuche, daraus etwas Gutes zu machen. Mach einen Track über das Husteln und Ticken, aber verpacke das irgendwie nice, nicht einfach nur plump. Es geht immer mehr darum, so auszusehen und sich zu benehmen wie ein Rapper, statt wirklich um die Kunst. Ich will die Szene hierzulande nicht diskreditieren, aber viele verstehen Englisch, Französisch oder bestimmte Dialekte und Slangs gar nicht und kopieren aber Flows und Image. Früher haben zum Beispiel viele Booba kopiert, aber ich glaube nicht, dass sie wirklich verstanden haben, was er gesagt hat. Es ging bei ihm nicht nur um Bizeps, auch wenn er so aussah, sondern auch um den Pain, den man als Senegalese in dieser konservativen, französischen Gesellschaft hat.
Wie schwierig ist es für dich, eine gebildete und offene Zielgruppe zu erreichen, wenn in der breiten Gesellschaft das Genre als klischeehaft dumm wahrgenommen wird?
Es ist es cool, dass ich teilweise zu Antirassismus-Konferenzen politischer Parteien oder Veranstaltungen von People of Colour eingeladen werde. Das ist die Zielgruppe, die sich Capital Bra oder Haftbefehl wahrscheinlich nicht gibt, aber mich einlädt und mir die Chance gibt zu performen. Ich habe auch das Gefühl, dass sie das auf den Veranstaltungen wertschätzen können und mich für meine Musik ernst nehmen. Andererseits kann es sein, dass mich diese Leute nicht mehr feiern, wenn ich plötzlich einen Track über Belangloses mache. Die verstehen wahrscheinlich auch wieder nicht, warum ich überhaupt Autotune nutze. Zum Glück habe ich aber ja die Message, die sie aufnehmen können. Stück für Stück versucht man alle zu bekommen. [lacht]
2017 hast du mit Megaloh und Ghanaian Stallion als BSMG "Platz an der Sonne" veröffentlicht. Wie zufrieden bist du mit der Resonanz auf das Album?
Das war eine Achterbahnfahrt, weil mein erstes Release gleich auf dem Level mit Megaloh, einem der besten Rapper hierzulande, und mit Stallion, einem krassen Major-Produzenten, war. Deswegen dachte ich: OK, dann sollte jetzt einiges gehen. Es ist dann aber nicht so eingetreten wie ich es mir erhofft habe. Ich bin da auch relativ schnell wieder nüchtern geworden. Es waren nicht die riesen Verkäufe, aber davon hätte man wahrscheinlich ausgehen müssen. Die Jungs haben auch gesagt, es sei nicht so, dass ganz Deutschland auf das Thema wartet, was wir ansprechen. Dem entsprechend konnte ich damit auch umgehen und habe schnell gelernt, die positiven Sachen zu sehen wie Leute, die uns einladen, buchen und Liebe zeigen. Was soll ich mich mit Vollidioten oder fünfzehnjährigen Kids tot diskutieren, die die Sache sowieso nicht verstehen wollen? Insgesamt bin ich vollkommen zufrieden, vor allen Dingen jetzt, wo ich mein eigenes Projekt auch noch habe.
Dein Label meint, ihr hättet mit "Platz an der Sonne" die "Evolution des Trios zum Movement" vollzogen. Was erwartet ihr abseits vom aufklärerischen Aspekt von der Bewegung?
Bei dem Projekt war es so, dass wir dachten: Wir wollen einfach viele andere dunkelhäutige Rapper in Deutschland animieren, zu ihren Wurzeln zu stehen, stolz und motiviert zu sein. Das war da noch eher der Sinn, als bei meinem jetzigen Projekt. Viele haben auf jeden Fall Liebe gezeigt. Wir haben danach auch mit vielen Leuten connectet und das Remix-Album gemacht. So gesehen war es schon ein kleines Movement. Schwarze Rapper waren zwar schon immer am Start, aber ich habe das Gefühl, dass viele in den letzten ein, zwei Jahren lauter und präsenter geworden sind. Bei Flers Äußerungen vor kurzem hat man gesehen, dass viele Schwarze darauf reagiert haben. Die Entwicklung der letzten Jahre ist einfach schön zu sehen.
"Was geht jetzt hier ab? Ist jetzt hier Black Power, oder so?"
Habt ihr für die Features-Edition ganz bewusst nur farbige Rapper eingeladen?
Trettmann hätten wir wahrscheinlich auch gerne gehabt. Es war tatsächlich so, dass das Album sehr afrozentrisch ist und es um schwarze Künstler geht, die ihren Mindstate spreaden konnten. Wir haben mit schwarzen Rappern in Deutschland connectet, damit sie etwas zu den Themen sagen können.
Besteht nicht die Gefahr, dass man sich zu sehr in seiner Blase abkapselt?
Ich war auf dem "Afrika-Karibik-Festival", das nun "One Race ... Human!"-Festival heißt. Da waren mal viele schwarze Künstler. Nach der Umbenennung waren wir da und ich sehe keinen einzigen afrikanischen Künstler. Da kann man "One Race"-Festival schon anders verstehen. Ist kein Ding, wenn da kein Schwarzer ist. Wir sind halt in Deutschland und da kann selbstverständlich sein, dass da nur Weiße sind. Wenn die Leute meinen, wir arbeiten nur mit Schwarzen und kapseln uns ab, dann haben sie das Problem. Sobald mal drei Schwarze einmal "Lang lebe Afrika" sagen, übertreiben die Leute gleich! [lacht] "Was geht jetzt hier ab? Ist jetzt hier Black Power, oder so?"
Deine Eltern stammen aus Sierra Leone und du selbst reist regelmäßig nach Westafrika. 2014 und 2015 war Sierra Leone mit am stärksten von Ebola betroffen. Welche Einblicke konntest du während der Epidemie bekommen?
Ich war kurz vor dem landesweiten Ausbruch in Sierra Leone. Anfang 2014 habe ich von den ersten Fällen gehört. Ich war bis April 2014 da. Als ich dann zurück in Deutschland war, ist es in Sierra Leone, Liberia und Guinea richtig ausgebrochen. Viele Leute sind gestorben, darunter auch Verwandte von mir. Es war eine sehr traurige Zeit. Im nachhinein gab es viele Vorwürfe gegen den damaligen Präsidenten Ernest Koroma, weil in seiner Amtszeit anscheinend viele Spendengelder veruntreut wurden, die eigentlich in Krankenhäuser und Maßnahmen zur Eindämmung von Ebola hätten investiert worden sollen. Auf jeden Fall gab es da viel Stunk und dieses Jahr soll der Präsident vor ein Tribunal gestellt und zu den Geschehnissen befragt werden.
Der neue Präsident Julius Maada Bio hat im Februar den nationalen Notstand wegen der stark gestiegenen Vergewaltigungszahlen ausgerufen.
Das habe ich tatsächlich noch nicht mitbekommen. Ich weiß, dass es schon vorher viele Vergewaltigungen gab. Eine stark gestiegene Vergewaltigungsrate hat nicht unbedingt mit seinem Amtsantritt zu tun. Ich kann nicht anhand des Notstands bewerten wie gut er ist. Es gibt auf jeden Fall ein paar Fortschritte, seitdem er im Amt ist. Beispielsweise hat er das Bildungssystem für jeden zugänglich gemacht. Alle Kinder können jetzt Grund- und Oberschulen besuchen, ohne dafür Beiträge zu zahlen. Er hat auch in relativ kurzer Zeit die Infrastruktur ausgebaut. Man muss jetzt sehen wie das weitergeht. Aber ich müsste mir das mit der gestiegenen Vergewaltigungsrate auf jeden Fall durchlesen, denn ein Notstand ist ja schon ziemlich heftig.
Es passt gut ins Bild, immerhin hat auch Trump heute den nationalen Notstand erklärt. Ist es ein neuer Trend wie in der Türkei und den USA das System über diesen Weg auszuhebeln?
Ich habe auch das Gefühl, dass das der neue Trend ist. Zu Trump habe ich heute auch nur flüchtig die Headline gelesen. Was soll man dazu sagen? Ich bin genauso ein Zuschauer wie du und frage mich auch, was da passiert. Das mit Trump kann man eigentlich nicht fassen. Ich versuche auch nur dahinter zu kommen.
Du studierst Kriegs- und Konfliktforschung. Wie sehr prägt das Studium deine Weltsicht?
Es prägt nicht meine Weltsicht, aber ich konnte durch das Studium auf jeden Fall mein Interesse an Westafrika und Kolonialismus vertiefen. Ich habe immer selbst die Themen gewählt, zu denen ich wissenschaftliche Arbeiten schreibe. In den Studienfächern stand das nicht im Fokus. Ich lerne dadurch natürlich auch einiges über das akademische Bildungssystem und in wie fern man sich als jemand, der in meiner Haut steckt, durchkämpfen und Rassismus ertragen muss. Dahingehend hat es meine Weltsicht schon geprägt. Ansonsten ist es auch nur ein Mittel zum Zweck, um einen Job in der Corporate World zu bekommen, mein Geld zu machen und mich dann auszuklinken.
In dem ThemaTakt-Interview vor zwei Jahren hatte ich den Eindruck, dass du dich ein bisschen für das Studium schämst oder darüber nicht reden wolltest.
Da war ich auch noch nicht so weit und wollte kein Auge auf mich ziehen. Ich kann nicht alles darüber sagen, aber das Studium wird teilweise von einer Institution des Staates gefördert, der ich nicht immer wohlgesonnen gegenüber stehe. Dementsprechend wollte ich viele Sachen nicht sagen. Aber jetzt bin ich mit meiner Abschlussarbeit fast am Ende und es kann mir nicht mehr so viel passieren.
Könntest du dir vorstellen, nach dem Studium in die Politik zu gehen?
Letztendlich wäre das etwas für mich, aber es müsste nicht jetzt sein. Dafür würde ich gerne mehr Lebenserfahrung sammeln wollen und mehr an der Basis arbeiten, statt nur theoretisch. Politik ist immer auch Parteiarbeit. Ich möchte schon das Gefühl haben, direkt vor Ort etwas zu bewirken, anstatt nur im Parlament zu sitzen und sich als die bessere Partei zu verkaufen.
Alternativ könntest du eine Diplomatenkarriere anstreben.
Es wäre interessant, Diplomat und Musiker zu sein. [lacht] Auch interessant, dass du das sagst, weil sich für mich heute eine Situation ergeben hat, bei der ich das womöglich angehen kann. Wenn das klappen sollte, sage ich dir nochmal Bescheid und wir machen ein weiteres Interview.
Bis dahin, vielen Dank!
1 Kommentar
Guter Typ!