Das Biopic zeigt den Werdegang der Londoner Sängerin vom verträumten Teenager zur Soul-Ikone. Im Fokus steht ihr turbulentes Liebesleben.

Berlin (jmb) - "Ich schreibe Songs, wenn ich im Kopf total abgefuckt bin, sonst würde ich komplett verrückt werden. Ich denke nicht darüber nach, dass sich das Millionen Leute anhören", erzählte Amy Winehouse 2007 im Interview mit laut.de. Damals war sie 23 Jahre alt und stand mit dem Album "Back To Black" an der Schwelle ihres internationalen Durchbruchs. Wenige Wochen später gewann sie bei den BRIT Awards in der Kategorie "Best British Female Solo Artist". Der Rest ist Musikgeschichte.

Die früh verstorbene R'n'B- und Jazz-Ikone war schon zu Lebzeiten eine Legende. Ihr Markenzeichen war ihr Sixties-inspirierter Look: Ein dicker Lidstrich und die unverkennbare Beehive-Frisur. Und dann war da diese umwerfende Soul-Stimme, die jede Nuance der Schmerzen und Leidenschaften des Lebens gefühlvoll transportierte.

Das Biopic "Back To Black" würdigt nun das Lebenswerk der Sängerin. Regisseurin Sam Taylor-Johnson ("Nowhere Boy", "Fifty Shades of Grey") arbeitete eng mit der Familie Winehouse zusammen. Dies ist nicht die erste Verfilmung von Winehouses Lebensgeschichte, bereits 2015 erschien der Dokumentar-Kinofilm "Amy – The Girl Behind the Name". Darin kam Amys Vater Mitch Winehouse eher schlecht weg. "Back To Black" zeigt ihn hingegen als besorgten Papa und größten Fan seiner Tochter.

Das Drehbuch orientiert sich an Interviews und den Songtexten Amys. "In jeder Szene habe ich mich hingesetzt und überlegt: Würde ihr das gefallen? Würde sie das tragen wollen? Möchte sie, dass der Raum in dieser Farbe gestrichen wird? Ich musste ständig jede einzelne Sache überprüfen: Würde sie es gut finden?", erklärt die Regisseurin ihre Herangehensweise. Der Film hangelt sich an den Songs des Albums "Back To Black" entlang und erinnert damit ein wenig an ein Musical, jedoch ohne kitschige Tanzeinlagen oder unnötige Überspitzungen.

In die Hauptrolle schlüpfte die britische Schauspielerin Marisa Abela ("Industry"). Die Besetzung wurde im Internet vor Veröffentlichung des Films von zahlreichen Stimmen durch den Kakao gezogen: Die Schauspielerin würde zu wenig an Winehouse erinnern. Doch Abela bietet mit ihrer Darbietung den Kritikern wacker die Stirn und der großen Sängerin eine würdige Hommage. Für die Filmmusik zeichneten Nick Cave & Warren Ellis verantwortlich, die Winehouse den "Song For Amy" widmeten. Im Studio gaben sich Winehouses ehemalige Band-Kollegen noch einmal die Ehre. Abela griff indessen zum Mikrofon und zieht mit einer beachtlichen gesanglichen Leistung ihren Hut vor der Soul-Koryphäe.

Wie ein Kanarienvogel

"Back To Black" erzählt Amys turbulente Geschichte vom ambitionierten Teenager zum Weltstar. Fröhlich, rotzfrech und voller Träume - so stellt das Biopic die junge Amy vor. Sie singt bei Familienfeiern, bewundert ihre Oma (Lesley Manville) und schreibt Lieder in ihrem Zimmer. An der Wand hängt ein Foto von Billie Holiday.

Nach außen gibt sich Winehouse zunehmend tough und kämpferisch. Schon zu Beginn ihrer Karriere weiß sie genau was sie will, verhandelt selbstbewusst mit den Plattenbossen: "Damit eins klar ist: Ich bin kein Spice Girl". Sie liebt Billard spielen, prügelt sich mit Paparazzi und fühlt sich in dunklen, verrauchten Bars wie zuhause. Nach und nach lässt sie sich immer mehr Tatoos stechen. Zwischen den Szenen ihres Werdegangs taucht immer wieder ein gelber Kanarienvogel auf, der vor sich hinzwitschert: Ein Sinnbild für Unschuld und die Freude am Singen; ein Symbol für die zarte Seele der visionären Sängerin.

Amys selbstzerstörerische Ader bietet viel Potential zur näheren Betrachtung, wird jedoch in dieser Erzählung nicht ausgeschlachtet. Die Umstände ihres Todes werden nur im Abspann erwähnt. "Ich hatte das Gefühl, dass das Beste, was ich mit dem Film tun konnte, darin bestand, sie und ihre Musik zu feiern und sie nicht wieder zum Opfer zu machen (...)", kommentiert Regisseurin Taylor-Johnson. Ihre toxische Beziehung zu ihrem langjährigen Partner Blake Fielder-Civil, gespielt von Jack O'Connell, nimmt hingegen sehr viel Raum ein. Amys Umfeld gab ihm die Schuld an ihrem Absturz, sein Konsum harter Drogen hatte einen großen Einfluss auf Winehouse. Auch der Film lässt kein gutes Haar an Blake. Er soll sie nur aus finanziellem Interesse geheiratet haben.

Mitglied im Klub 27

Ihre Liebe zu Blake zerriss Amy. Während sie zum Superstar wurde und mehrere Grammys abstaubte, litt sie an einem stets zerbrochenen Herzen. Die Sängerin versuchte, ihren Schmerz mit ihren Liedern und Unmengen Alkohol zu verarbeiten. Trotz ihres Protestsongs "Rehab" ließ sich Winehouse schließlich in die Reha einweisen. 2011 starb Winehouse im Alter von 27 Jahren an einer Alkoholvergiftung. Damit reihte sie sich in die Riege des berüchtigten "Klub 27", eine Liste von Musikern, die alle in diesem Alter starben. Dazu zählen unter anderem auch Jim Morrison, Janis Joplin und Kurt Cobain.

"Back To Black" läuft ab heute im Kino. // FSK 12, Laufzeit: 122 min

Fotos

Amy Winehouse und Nick Cave

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laut.de-Porträt Amy Winehouse

Sie sieht nicht unbedingt aus wie das typische Soul-, R'n'B- oder Jazz-Püppchen. Ihre Ausstrahlung hat eher etwas Sprödes und Laszives an sich. Prangt …

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