Betty Davis - "Nasty Gal"

Genießt es noch einmal: Wir werden Betty Davis in diesen Listen so schnell nicht mehr begegnen. Drei Alben hat sie Mitte der 1970er veröffentlicht. Nach dem selbstbetitelten Debüt und dem vielsagend betitelten "They Say I'm Different" war "Nasty Gal" deren letztes. Dass es über ein Majorlabel erschien, hätte eigentlich ein Startschuss sein sollen. Tatsächlich erwies sich die Zusammenarbeit mit Island Records aber weder als fruchtbar noch als langlebig. Wegen mauer Verkaufszahlen versuchte man dort, Davis gefälliger, glatter und damit besser vermarktbar zu machen. Mutig! Wer auch immer an mit diesem Ansinnen an Betty Davis herangetreten ist, geriet jedenfalls gnadenlos an die Falsche.
"Raw" beschrieb die ihren Sound selbst, und für alle, die es nicht begreifen wollten, buchstabierte sie es sicherheitshalber: "R-a-w." Bevor eine Betty Davis sich verbiegen oder zähmen ließ, warf sie lieber die Brocken hin. Die schon größtenteils im Kasten befindlichen Aufnahmen für das nächste Album verschwanden für Jahrzehnte im Archiv. "Nasty Gal" setzte also eine ziemliche Zeit lang einen würdigen Schlusspunkt hinter eine zwar kurze, aber extraordinäre Diskografie. Es legte ein letztes Mal Zeugnis davon ab, wie unfassbar weit voraus diese Frau ihrer Zeit gewesen ist.
Betty Davis kannte und wollte keine Kompromisse. Statt auf Sessionmusiker setzte sie diesmal auf ihre eigene Band, Funk House. Sie war wild und wahnsinnig, selbstbestimmt und sexy, der Fleisch gewordene Funk, wahrhaftig ein "Nasty Gal". Lasst euch von nörgeligen Kritiken aus jener Zeit bloß nicht in die Irre führen: Die Mäkeleien sagen nichts über diese irre mitreißenden, derbe rockenden Funksongs aus, rein gar nichts über das aberwitzige Talent ihrer Urheberin, dafür aber eine Menge über ihre Verfasser: Nein, die Leute waren nicht ready for Betty. Wirklich nicht.
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