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Lol Tolhurst "Cured: The Tale Of Two Imaginary Boys"

Worum geht's?

Lol Tolhurst, Gründungsmitglied, Drummer und Keyboarder von The Cure, wird 1990 nach 14 gemeinsamen Jahren von Sandkastenfreund Robert Smith wegen fortschreitendem Alkoholismus gefeuert. Mit der Autobiografie "Cured: The Tale of Two Imaginary Boys" erzählt Lol (nicht die Kurzform von "laughing out loud") nun seine Version der bekannten Geschichte. Schmutzige Wäsche wird hier nirgends gewaschen, schließlich schloss er mit Smith längst Frieden und durfte vor Jahren im Zuge der "Reflections"-Konzerte (die ersten drei Alben in voller Länge) sogar wieder mit auf die Cure-Bühne.

Tolhurst erzählt in weiten Teilen die Geschichte eines früh zu Ruhm gekommenen Musikers, der sich im Candyshop des Ruhms übermäßig bediente. Die Liebe zu seinem Freund Smith, in dessen Elternhaus die Geschichte der weltberühmten Wave-Band begann, ist gerade in den schweren Momenten spürbar, etwa wenn er von seinem Rauswurf erzählt oder dem von ihm gegen die Band angestrengten Gerichtsstreit Mitte der 90er Jahre.

Wer hat's geschrieben?

Der ehemalige The Cure-Drummer Lol Tolhurst, der lange Jahre damit umzugehen lernen musste, aus eigenem Verschulden seine (zweite) Familie verloren zu haben. Dies auch noch zu einem Zeitpunkt, als The Cure mit "Disintegration" und später "Wish" zum Mainstream-Act wurde. Seine Sprache ist direkt, leicht zu lesen und voller Anekdoten.

Wer soll's lesen?

Es liegt in der Natur der Sache, dass sich besonders Cure-Fans dafür interessieren werden, wie sich das Verhältnis zwischen dem Drummer und Sänger Smith über die Jahre entwickelt hat. Mit dem Buch durchlebte der längst abstinente Musiker nach eigenen Worten noch mal einen karthatischen Prozess und möchte vor allem auch anderen Abhängigen mit seinen Erfahrungen helfen. Damit passt auch der Buchtitel "Cured" in doppelter Hinsicht perfekt.

Das beste Zitat:

"Eines Abends auf der Tour mit Generation X war mein Harndrang aufgrund des Gratis-Lagers im Backstage mal wieder unglaublich groß. Ich erblickte die Männertoilette, zog schon mal den Reißverschluss runter, um wertvolle Zeit zu sparen, stürmte hinein und sah aus den Augenwinkeln, wie sich Billy Idol mit einer jungen Frau vergnügte. Aus meiner Kehle kam ein gutturales Grunzen, das "Hallo Billy" heißen sollte, aber vom Alkohol wahrscheinlich entstellt wurde. Leider gab es kein Zurück mehr und ein Strahl schoss ins Urinal neben Billy. Als ich wieder nach unten sah, bemerkte ich, dass ich gar nicht am Urinal stand, sondern stattdessen an Billys Bein gepinkelt hatte. Pissing on the Idol!"

Cured: The Tale Of Two Imaginary Boys*, Lol Tolhurst, Quercus, 368 Seiten, englisch, 8,99 Euro.

Wertung: 4/5. Text von Michael Schuh

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