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Frank Ocean - "Channel Orange"

Am Ende jedes Jahres gibt es diese Miesepeter, die rückblickend dies und das auszusetzen haben. Wer allerdings auf 2012 zurückschaut und irgendetwas von wegen "dürftiges Musikjahr" griesgrämelt, muss allerlei verpasst haben, ganz sicher aber "Channel Orange". Frank Ocean hat mit diesem Album nicht nur den R'n'B auf Links gedreht, sondern gleich die komplette Geschichte der Schwarzen Musik eine schillernde, betörende Blüte treiben lassen, die zudem mit dem allgegenwärtigen Machismo und der omnipräsenten Homophobie aufräumt.

Bittersüß croont dieser mit einer engelsgleichen Stimme gesegnete Mann über die höchst weltlichen Abgründe der Liebe und des Lebens. Dabei pulverisiert er herrschende Moralvorstellungen so restlos, wie der Facettenreichtum der Musik in Schubladen gezwängte Genrevorstellungen sprengt.

"Channel Orange" lieferte den Beweis, dass etwas durch und durch mit der Tradition, aus der es stammt, Verwobenes dennoch unausgetretene Wege einschlagen und neue Horizonte öffnen kann. 2012 erschien vielleicht noch etwas hoch gegriffen, Frank Ocean als den Marvin Gaye unserer Tage zu rühmen. Mit einer Dekade Abstand lässt sich konstatieren: Niemand trüge diesen Titel mit größerem Recht.

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