The Beatles - "Rubber Soul"
Zweifellos das beste Album der Beatles. Bis 1965 jedenfalls ohne Diskussion. Auf "Rubber Soul" brechen die Fab Four mit sämtlichen Erwartungshaltungen und reichern ihren Beatsound erstmals auffällig mit äußeren Einflüssen an. Erlebt hatten sie bis dahin genug: Im ausverkauften New Yorker Shea Stadium spielen sie im selben Jahr vor 55.000 Zuschauern, und treffen die Könige Elvis und Dylan. Trotz kommender Großtaten bezeichnet ausgerechnet George Harrison "Rubber Soul" im Jahr 1990 als sein Lieblingsalbum. Erstaunlich, da es an McCartney und Lennon 1965 praktisch kein Vorbeikommen gibt - mit "If I Needed Someone" und "Think For Yourself" drückt Harrison aber zwei Songs aufs Album.
"Wir wussten, dass es ein gutes Album wird. Wir haben zwar mehr Zeit darauf verwendet und Neues ausprobiert. Aber das Wichtigste daran war, dass wir plötzlich Klänge hörten, die wir vorher nicht hören konnten", so der Leadgitarrist in Anspielung an die Einflüsse der Folk- und Motown-Bewegung. "Rubber Soul" ist das Beatles-Album, das die Sicht auf das Format LP grundlegend verändert: Keine Ansammlung von Hitsingles mehr, sondern ein zusammenhängendes Kunstwerk vom ersten bis zum letzten Song. Folgerichtig ist weder die Single "We Can Work It Out" noch deren B-Seite "Day Tripper" Teil der Album-Tracklist. Lennon ist mit der Label-Entscheidung für McCartneys A-Seite nicht einverstanden und votiert so lange für sein "Day Tripper", bis Parlophone sich für eine Doppel-A-Single breitschlagen lässt. Man soll seine wertvollsten Schützlinge ja nicht verärgern.
Harrisons "If I Needed Someone" ist eines seiner schönsten Lieder, komponiert auf seiner brandneuen Rickenbacker, McCartneys mitreißender Bass beflügelt "The Word", und doch ist Lennon der heimliche Star der Platte. Sein "Norwegian Wood" ist der erste Popsong, in dem das indische Instrument Sitar eine tragende Rolle spielt (gekauft allerdings von Harrison). Und über allem strahlend das nostalgische "In My Life" über Lennons Kindheit in Liverpool, von ihm später als "mein erster großer Song" geadelt. Für Beach-Boys-Chef Brian Wilson war diese Platte das "wahrscheinlich beste Album überhaupt", das ihn 1966 zu "Pet Sounds" anstachelte.
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