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John Coltrane - "A Love Supreme"

Fragt man Jazz-Liebhaber nach dem besten Album aller Zeiten, sind eigentlich nur zwei Antworten denkbar. Die einen nennen Miles Davis' "Kind Of Blue" aus dem Jahr 1959, die anderen schwören auf John Coltranes "A Love Supreme". Coltranes Ehefrau Alice zufolge basiert die vierteilige Suite auf einer Vision, die John bereits 1946 hatte, eingespielt wurde sie an einem einzigen Tag, am 9. Dezember 1964 von John Coltrane (Saxophon), McCoy Tyner (Klavier), Elvin Jones (Schlagzeug) und Jimmy Garrison (Bass).

Ein chinesischer Gong zu Beginn weist die spirituelle Richtung. Danach spielt Coltrane ein Solo wie eine Fanfare, unterlegt von schwebenden Klavier- und Becken-Klängen, ehe der Bass das aus vier Tönen bestehende, mantra-artige Leitmotiv des Openers "Part I - Acknowledgement" einführt. In der Folge improvisiert Coltrane wie völlig entrückt mit dem Tenor-Saxophon über das Motiv, um es am Ende mit den Worten "A Love Supreme" wie ein Stoßgebet wieder aufzugreifen. Diese kurze Melodie kennt wohl jeder Musikliebhaber, noch populärer ist allenfalls Beethovens 'Dadada-Da' aus der 5. Symphonie.

Während das swingende "Part II - Resolution" mit seinem 4/4-Takt etwas konventioneller gerät, nehmen Coltrane und seine Band in dem von grandiosen Soli geprägten "Part III - Pursuance" Coltranes Ausflüge in den Free Jazz ab "Ascension" (1966) in einigen Momenten vorweg. "Part IV - Psalm", die Lobpreisung Gottes, hat zum Abschluss wieder einen sehr emotionalen, meditativen Charakter und erinnert gegen Ende erneut an fernöstliche Klänge. Damit trifft John Coltrane genau den Nerv der Zeit: Die vom Konsum schon leicht erschöpfte westliche Jugend sehnt sich nach Spiritualität, bereits im Jahr darauf entsteht die Hare Krishna-Bewegung.

"Als ich A Love Supreme zum ersten Mal hörte, traf es mich wie ein Überfall. Was mich anging hätte es vom Mars stammen können oder von einer anderen Galaxie." (Carlos Santana)

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