Seite 33 von 50

Toots And The Maytals - "Sweet And Dandy"

Dass Toots Hibberts Karriere nach einem Gefängnis-Aufenthalt wegen angeblichen Marihuana-Konsums nicht zu Ende ist, verdankt er seinen treuen Bandkollegen Henry 'Raleigh' Gordon und Nathaniel 'Jerry' McCarthy. Die warten auf ihren talentierten Songwriter, und als Toots entlassen wird, steckt er voller Wut, Energie und Tatendrang. Produzent Leslie Kong bietet sich als neuer Mäzen an. Toots erkennt wiederum, dass Kong im Gegensatz zu anderen Labelchefs mit Desmond Dekkers "007 (Shanty Town)" und "Israelites" bereits erfolgreich Singles nach England exportiert hat, und sieht somit darüber hinweg, dass Kong seine Maytals ein paar Jahre zuvor nicht unter Vertrag nehmen wollte.

Der Songwriter nutzt die guten Ausgangsbedingungen meisterhaft und komponiert mit "54-46 - That's My Number" einen Song über seine Zeit im Gefängnis, heute ein Ska- & Reggae-Klassiker und einer seiner langlebigsten Songs. 1969 heißt er noch "54-46 - That's My Number", erst später nimmt die Band ihn als "54-46 Was My Number" neu auf, vielleicht, um auch im Titel einen deutlichen Schlussstrich unter das düstere Kapitel zu ziehen. Erst in dieser zweiten Version baut Toots den berühmten, wie für seine Predigerstimme geschaffenen Teil "Stick it up, Mista / Hear what I say, Sir, yeah" zu Songbeginn ein. Spätestens hier erkennt jeder: Reggae got Soul!

Auch "Pressure Drop" behandelt textlich seine Freiheitsberaubung und wird später unzählige Male gecovert. Der ansteckende Refrain mit der hinausgeschrienen Zeile "It is you" gießt Hibberts positive Ausstrahlung in Songform, eine ähnlich eingängige gesummte Hook hört man erst gute zwanzig Jahre später bei den Crash Test Dummies wieder. 1969 erscheinen beide Songs auf dem Longplayer "Sweet And Dandy", der, wie so viele jamaikanische Veröffentlichungen von damals, heute für abenteuerliche Summen gehandelt wird. "Sweet And Dandy" ist nicht nur das erste Album unter dem Signet Toots And The Maytals, es beinhaltet auch den dritten Monster-Hit aus der Feder des Chefs: "Monkey Man", ein Klassiker des Genres, das 1969 an der Schnittstelle zwischen Ska und Reggae steht. Toots eine dieser wahrhaftigen Stimmen, wie sie vielleicht wirklich nur eine Jugend in Gospelchören herauszuarbeiten imstande ist. Der Turbo-Ska der frühen Jahre ist langsamer geworden, heißt nun Rocksteady oder Bluebeat, und Hibberts souliger Gesang trägt viel zu seiner Anerkennung auch in Europa bei.

Toots And The Maytals - Sweet And Dandy*

Wenn du über diesen Link etwas bei amazon.de bestellst, unterstützt du laut.de mit ein paar Cent. Dankeschön!

Seite 33 von 50

Weiterlesen

Best of 1969 50 Jahre, 50 Alben

Wer sich hieran erinnert, ist WIRKLICH alt: Diese Platten machen in diesem Jahr das halbe Jahrhundert voll. Gereift oder verstaubt? Entscheidet selbst!

Noch keine Kommentare