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Michael Jackson - "Thriller"

Mit dem Vorgänger-Album "Off The Wall" von 1979 verabschiedete sich Michael Jackson von Motown. Seine Solo-Karriere abseits der Jackson 5 verlief bis dahin eher medioker. Die Hitsingle "Don't Stop 'Til You Get Enough" deutete aber schon recht gut an, in welche Richtung sich Jackson zusammen mit seinem neuen Producer Quincy Jones entwickeln würde. Die Motown-Einflüsse mit fidelnden Streichern und butterweichen Arrangements prägten aber noch das Soundbild.

Das sollte sich mit "Thriller" grundlegend ändern. Es war Zeit für etwas ganz Neues. Die zehn Millionen abgesetzten Einheiten von "Off The Wall" waren für Jackson eine einzige Enttäuschung, das muss man sich mal vorstellen. Er sah sich selbst als der kommende Superstar und wollte nichts weniger als der größte Künstler aller Zeiten sein. Um dies in die Tat umzusetzen, wurden allerhand Stellschrauben gedreht.

Producer-Genie Jones zimmerte ihm einen zeitgemäßen Sound auf den Leib, der sich deutlich von den 70er-Reminiszenzen des Vorgängers abhob und in der Folge als Blaupause für nachfolgende Musiker diente. Die Gästeliste des Albums liest sich wie ein Who Is Who der damaligen Zeit. Neben Duett-Partner Paul McCartney schauen auch Steve Porcaro (mit ihm schrieb Michael "Human Nature"), Jeff Porcaro und Steve Lukather von Toto vorbei, die Schwestern LaToya und Janet trällern im Background. Eddie Van Halen liefert das Mörder-Gitarrensolo von "Beat It" - und das waren nur die bekanntesten Gesichter.

"Thriller" hält in seiner Gesamtheit eine ausgewogene Mischung aus Mid- und Uptempo-Nummern bereit. Die Politik der Single-Releases verfolgt eine interessante Strategie, über die man schön philosophieren kann. Im Nachgang wundert es doch sehr, dass das eher transusige "The Girl Is Mine" als erste Single-Auskopplung auserkoren wurde. Aber das McCartney-Duett sollte wohl nur die Aufmerksamkeit der breiten weißen Käuferschicht auf Jackson lenken. Die hatte jener nämlich im Visier. Und verdammt! Er holte sie alle ab. Rock-Hörer, Disco-Tänzer, Schmusehit-Fans ... Sieben der neun Tracks erschienen als Singles. Lediglich "The Lady in My Life" und "Baby Be Mine" gab es nicht als 7".

So richtig ab ging es mit den Verkaufszahlen dann, als Jackson mit "Billie Jean" die Rakete zündete und das dazugehörige Video in Dauerschleife MTV zum kommerziellen Durchbruch verhalf. Wie sehr damals die Musik-Konsumenten in Schwarz und Weiß geteilt waren, verdeutlicht die Tatsache, dass "Billie Jean" nach "Pass The Dutchie" von Musical Youth erst das zweite Video eines schwarzen Künstlers in der Heavy Rotation des Musiksenders war und auch erst ins Programm rutschte, als der Song schon auf Nummer eins der Billboard Charts thronte.

Treppenwitz: Quincy Jones hasste den ikonischen Basslauf, den Michael im eigenen Heimstudio zusammenzimmerte und wollte den Track erst gar nicht aufs Album nehmen. Die folgende Single "Beat It" hielt das Interesse an "Thriller" aufrecht. Den Vogel schoss der Titeltrack mit seinem epischen Video ab. Über zwei Jahre nach Release des Albums setzt sich Michael Jackson mit einem über 13-minütigen Zombie-Kurzfilm selbst ein Denkmal. Ab diesem Zeitpunkt war dann nichts mehr wie zuvor. Der R'n'B wurde in die Neuzeit transformiert und die Grenzen zwischen Black Music auf der einen und Rockmusik auf der anderen Seite weichten zusehends auf. Am Ende hatte der Ehrgeizling sein Ziel erreicht, der erfolgreichste Künstler des Erdballs zu sein. Mit über 750 Millionen verkauften Tonträgern ist er das auch heute noch, ein Nachfolger ist nicht in Sicht.

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