Seite 39 von 51

Phillip Böndel & Tobias Kargoll - "Erfolgsformel Hip-Hop"

Worum gehts?

Hip Hop hat in den letzten vier Dekaden einen rasanten Aufstieg hingelegt. Dass, was (vorwiegend) arme, schwarze Kids einst in den rauchenden Trümmern der Bronx ausbrüteten, um sich zum einen Gehör, zum anderen etwas Spaß zu verschaffen, wenig später den Mainstream dominieren soll: Kannste dir nicht ausdenken, ist aber genau so geschehen. Hip Hop hat viele kommerzielle Erfolgsgeschichten geschrieben, von denen sich etliche in diesem Buch versammeln. Die Ästhetik und die Codes des Genres dominieren inzwischen schon lange nicht mehr nur die (Pop-)Musik, sondern auch Kunst und Mode, und sie infiltrieren gefühlt jeden Tag einen neuen Markt. Klar, dass es da manche*n juckt, die "Erfolgsformel Hip-Hop" zu entschlüsseln - entweder aus historischem Interesse oder, um auf den Zug aufzuspringen und sich irgendwie auch ein Stück vom saftigen Kuchen abzuschneiden.

Wer hats geschrieben?

Dem Autoren-Duo darf man getrost beide Motivationen unterstellen. Sowohl Phillip Böndel als auch Tobias Kargoll sind fraglos fest verwurzelt in der Hip Hop-Kultur. Ersterer beschreibt sich auf seiner Homepage selbst als "anerkannter Markenexperte", führt die Geschäfte einer Düsseldorfer Kreativagentur und hat in der Vergangenheit bereits etliche Rapper betreut und beraten, darunter die nicht ganz kleinen Lichter Eko Fresh, Kool Savas und A-Z-A-D, Junge! Toxik Kargoll kennt in der hiesigen Hip Hop-Szene wahrscheinlich immer noch jedes Kind als den Mann hinter hiphop.de - auch wenn er die Strippen seit Jahren zunehmend von hinter den Kulissen aus zieht. Historisches Interesse also: check. Ihr Stück vom Kuchen wollen die beiden aber auch: Gemeinsam haben sie eine Agentur namens The Ambition gegründet, mit der sie die Kultur und ihre Mechanismen an zahlungskräftige Klienten verhökern wollen. Scheint ganz gut zu laufen: Zu den Kunden, mit denen sie sich brüsten, gehört der kulturell irre kredible und ja mal so gar nicht problematische Konzern Red Bull.

Wer solls lesen?

Diese Frage hätte ich wirklich gerne den beiden Autoren gestellt, leider ist das ursprünglich geplante Interview aus Zeitgründen (noch) nicht zustande gekommen. Ich bin da ein wenig ratlos: Wer sich für die Anfänge der Hip Hop-Kultur interessiert, wird die sattsam bekannten, weil bereits oft genug erzählten Gründerzeit-Geschichten von US- wie Deutschrap längst kennen. Wer sich für Kunst interessiert, hat vermutlich schon von Basquiat und Haring gehört. Die Gedankenwelt von Menschen, die sich für Sneaker und/oder Streetwear begeistern, ist mir dermaßen fremd, dass ich nicht zu beurteilen wage, welchen Erkenntnisgewinn diese Klientel aus diesem Buch ziehen könnte. Dass sich der Erfolg von Hip Hop tatsächlich auf eine simple Formel herunterbrechen lässt, habe ich nicht erwartet. Ein bisschen verblüffend fand ich dann aber doch, wie banal die Strukturen sind, die Böndel und Kargoll da mühevoll herausdestillieren. Ohne allzuviel spoilern zu wollen: Eine gute Idee, Ehrgeiz, Fleiß, Durchhaltevermögen, Anpassungsfähigkeit, die richtigen Kooperationspartner*innen, etwas Ahnung von und Liebe zu dem, das man da tut, sind also gut fürs Business? Ach, was!

Das beste Zitat:

"Wer als Underdog gewinnen will, braucht den Drang, sich einen Namen zu machen, die Bereitschaft, ohne Budget zu beginnen, und die Kreativität, immer wieder neue Lösungen in einer sich verändernden Umgebung zu finden. Wo du schwächer bist, musst du schlauer sein. Die Essenz von Hip Hop ist die Ambition, durch Kreativität etwas aus dem Nichts zu erschaffen."

Wie gesagt: Ach, was. Aber schlau, mitteldezent und wahrlich nicht zum einzigen Mal in diesem Buch den Namen der eigenen Agentur gedroppt. ;)

Wertung: 3/5

Text von Dani Fromm

Kaufen?

Phillip Böndel & Tobias Kargoll - "Erfolgsformel Hip-Hop"*

Wenn du über diesen Link etwas bei amazon.de bestellst, unterstützt du laut.de mit ein paar Cent. Dankeschön!

Seite 39 von 51

Weiterlesen

Noch keine Kommentare