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Reinhard Kleist - "Low: David Bowie's Berlin Years"

Worum gehts?

So schillernd die Kunstfigur Ziggy Stardust, so trist der Alltag nach dessen Bühnentod 1973. Gemessen an den Maßstäben eines Rockstars, versteht sich. So pendelt David Bowie in den folgenden Jahren zwischen Los Angeles und West-Berlin, zieht sich Berge an Drogen rein und spielt den Bohemien mit seinem Kumpel Iggy Pop. Aus Wahn und Depression entspringt die vielseitigste Phase seines musikalischen Schaffens. In den USA nimmt er Soul und Rhythm & Blues auf, in Berlin experimentiert er mit Kraut- und Prog-Rock. Dort entsteht 1976 "Low", das diesem Buch den Titel verleiht, und eines seiner besten Stücke, "Heroes".

Wer hats geschrieben?

Ein Meister seines Fachs. 2021 hatte Reinhard Kleist Bowies Werdegang bis 1973 gezeichnet, nun folgt der abschließende zweite Band. Der Wahlberliner arbeitet seit jeher das Wesen eines Künstlers heraus, indem er biographische Daten mit träumerischen Abschnitten verbindet. In diesem Fall Bowie als Major Tom, der Darsteller aus seinem ersten Hit "Space Oddity" von 1969, der als Astronaut zwischen den Schaffensphasen gleitet. Großformatige bunte Zeichnungen wechseln sich mit kleineren, klaustrophobisch anmutenden in Sepiatönen ab.

Kleist setzte 2007 mit "Cash" sein erstes Ausrufezeichen, im musikalischen Bereich folgten Nick Cave (2017) und eben Bowie. Zu seinen weiteren Werken zählt 2015 "Der Traum von Olympia" in dem er das Leben der somalischen Athletin Samia Yusuf Omar nachzeichnet, die 2008 an den Olympischen Spielen in Peking teilnahm und später die Überquerung des Mittelmeers in einem Flüchtlingsboot nicht überlebte.

Wer solls lesen?

Bowie-Fans, natürlich. Die sind seit dem Tod des Meisters in Sachen Buchveröffentlichungen nicht zu kurz gekommen, auch nicht in Bezug auf Comics, aber Kleist schwebt wie Major Tom über alle hinweg. Am besten in Kombination mit Band eins. Nebenbei ist "Low" auch eine wunderbare Hommage an das verrückte Berlin der 1970er Jahre - West wie Ost.

Das beste Zitat:

"Ich hab Kraftwerk gefragt, ob sie mich auf einer Tour begleiten wollen." "Haben sie Ja gesagt?" "Nein."

Wertung: 5/5

Text von Giuliano Benassi

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