Platz 8: Pulp - "More"
Sie sind natürlich nicht die erste Band, die über Reunionkonzerte wieder Lust aufeinander und auf ein neues Studioexperiment verspürte. Aber selten klang ein Spätwerk so unbeschwert und klassikerverdächtig wie "More" von Pulp. Es lieferte schlicht und ergreifend auch "more": mehr Hits, mehr cleveres Songwriting, mehr tätowierungswürdige One-Liner. Schließlich sprechen wir hier von Jarvis fucking Cocker, also dem Mann, der in den 90ern konstatierte: "I'm not Jesus but I have the same initials" und zu Recht so angebetet wurde, dass er den normalsterblichen Amerikaner Michael Jackson bei den Brit Awards an dessen eigene Fehlbarkeit erinnerte.
More hits: "Spike Island" ist der klassische, von hinten herankriechende Pulp-Singalong, das soulgetränkte "Got To Have Love" dagegen ein unumwundener Sommerhit, it goes L-O-V-E! Oft hört man solch späten Karriere-Alben hier und da ihr Alter an, "More" dagegen klingt einfach nur modern und fürs Hier und Jetzt geschaffen, Cockers Stimme scheinbar keinen Tag gealtert, jedes Solo (falls vorhanden) sitzt, jede musikalische Verschnaufpause erscheint in sich stimmig und nicht redundant oder den Albumfluss störend.
"Tina" der heimliche Favorit für Lee Hazlewood-Fans, "Grown Ups" ein hidden Classic, der der Pulp-DNA so nah kommt wie einst "Sorted For E's & Wizz", "Slow Jam" hält man ohne Taschentücher kaum aus und als Höhepunkt das traditionelle Binärsysteme in Frage stellende "My Sex" mit der Killerline "I haven't got an agenda / I haven't even got a gender". Das Cover spielt übrigens auch in der Liga von "This Is Hardcore". Braucht man auf Vinyl.
von Michael Schuh
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