Platz 2: Betterov - "Große Kunst"
Stark vorgelegt, jetzt schon Zieleinlauf: Besser hätte Betterov die große Was-wäre-wenn-Frage des zweiten Albums kaum beantworten können.
"Große Kunst" ist die logische, aber zugleich konsequentere, dichtere und einfach nur bessere Fortsetzung seines Debüts, entstanden erneut im Spiel über Bande mit Tim Tautorat (Faber, AnnenMayKantereit, aber auch The Hirsch Effekt) und Dennis Borger. Der gebürtige Thüringer mischt hier den üblichen Früh-Dreißiger-Weltschmerz mit Geschichten, die in ihrer Privatheit erzählt werden müssen: brutale Realität auf Schulhöfen, Republikflucht des Vaters, Folgen für die Familie.
Betterovs "Ich hab schon drei Schläge abgekriegt und stehe immer noch"-Bariton ruht auf kurzen Streicher-Intermezzi und dringlichen Post-Punk-Passagen, die mit ihren treibenden Bassläufen hier noch präziser zupacken als auf "Olympia". Herkunft, Trauma und Hoffnung gab es oft zu beklagen, selten aber so radikal und so weit entfernt von jeglicher Romantisierung, und das bei Songtiteln wie "Du hast in mein Herz gemalt". Wie er das macht? Mit verletzlicher Ehrlichkeit, die nachhallt.
von Alex Klug
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