Für die vierte Single aus "Supervision" lässt sich der Pfälzer von KeKe und dem Heidelberger La Place beistehen.

Kaiserslautern (dani) - Mark Forster ist Pfälzer, kennt sich also qua Geburt aus mit Wein. Wer hingegen nicht zwischen Reben großgeworden oder aus anderen Gründen die Önologie für sich entdeckt hat, dürfte erst einmal recherchieren müssen, was der Titel seiner jüngsten Single überhaupt bedeuten soll. Um zu ahnen, dass irgendwas mit Cola zu mischen, in den seltensten Fällen eine gute Idee ist, muss man zwar kein besonders erfahrener Trinker sein, aber ... "Cola In Den Pétrus", hä?

Ich habe mich also kundig gemacht, merket auf: Château Pétrus lautet der Name eines französischen Weinguts, gelegen im Pomerol bei Bordeaux. Angeblich keltern sie dort die teuersten Rotweine der Welt. Menschen, die es sich leisten können und die das nötig haben, kaufen selbige als Anlageobjekt, zum Angeben, sicherlich aber nicht, um Koffeinbrause reinzupanschen. Wir dürfen also annehmen, dass Mark Forster hier einen Distinktionsversuch unternimmt. Oder einen Provokationsversuch. Wahrscheinlich beides.

Distinktion oder Provikation?

Ich habe den leisen Verdacht: Mark Forster hat kein großes Problem damit, sich elitärer zu fühlen und darzustellen als das Gros seiner Hörer*innenschaft. Das hat, siehe oben, schon einmal hingehauen. Nicht sehr sympathisch zwar, angenehme Nebenwirkung hiervon jedoch: Man lernt was, das ist ja selten schlecht. Zu der Theorie, dass Forster sich gerne ein wenig über andere erhebt, passen jedenfalls seine immer extra bedeutungsschwangeren Beats (hier wieder einmal die getragen-melancholische Piano-Variante) und die auf avantgardistisch-künstlerischen Gehalt getrimmten Videos. Dieses hier, federführend gestaltet von Kim Frank, wirkt, allerdings als wären alle Beteiligten ein bisschen zu lange in Lars von Triers "Hospital der Geister" hängengeblieben: irgendwie gut gemacht, vor allem, weil Forster diesmal nicht zusammenhanglos in der Szenerie herumsteht wie auch schon, aber so oder ähnlich halt auch schon tausendmal dagewesen.

Massig massenkompatibles Mittelmaß

Ganz sicher möchte Mark Forster darüber hinaus eine verblüfft-empörte Reaktion evozieren. Cola? In diesen edlen Wein!? Das macht man doch nicht!! So steht er gleich wieder als der Außenseiterrebell da, als einer, der auf gesellschaftliche Konventionen pfeift und "sein Ding durchzieht, egal, was alle sagen". Was halt leider Quatsch ist, wenn man Mark Forster ist. Weder an seiner Person noch in seiner Musik findet sich irgendeine rebellische Faser, da ist gar nichts edgy oder Rock'n'Roll, da regiert einfach massig massenkompatibles, spießiges Mittelmaß.

Verstehen wir uns nicht falsch: Mittelmaß per se ist nicht verkehrt oder unsympathisch. Die meisten von uns sind Mittelmaß, sonst existierte das ja gar nicht. Cool ist, wer schafft, seine Mittelmäßigkeit anzunehmen, zu umarmen, zu sich selbst zu stehen. Wie Forsters Feature-Gästin KeKe da eben singt: "Wünsch', ich könnte mir sagen, du bist gut, so wie du bist." Schnell affig wird es, wenn jemand tut, als sei er wahlweise der rebellische Outlaw oder der ausgegrenzte Außenseiter, wenn er doch in Wirklichkeit Mark Forster ist, die Definition von Mainstream, auf Händen getragen von seiner ergebenen Anhängerschaft.

Taschentuch?

Warum macht dieser Mann unentwegt Texte, die so tun, als laste das Elend der Welt auf seinen Schultern? Was genau qualifiziert ihn zum Sprachrohr der Kaputten und der Mauerblümchen? "Der ganzen Welt ist es doch egal, wer du bist." Alter, du bist Mark fuckin' Forster! In der Minute, in der deine Videos online gehen, schmachten darunter schon hundert tränenfeuchte Kommentare, wie emotional, berührend und tiefschürfend das doch wieder sei, und einer wie du gibt seinem Song die Bemerkung mit auf den Weg, er möge am Veröffentlichen von Musik "einige Aspekte" nicht? Ich fang' gleich an zu weinen, echt.

Forster-Fans, von denen es ja reichlich gibt, müssen aber nicht in Schockstarre verfallen: "Musik machen ist allerdings sinnstiftend wie eh und je", sagt er außerdem, der Mark. Deswegen hat er noch ein bisschen davon in petto und wird sicher auch das schwere Kreuz auf sich nehmen, die auch zu veröffentlichen. Sein Album "Supervision" erscheint jedenfalls am 20. Oktober, neben Kontra K dürfen sich nun jetzt auch KeKe und der Heidelberger La Place unter den Featuregästen einreihen.

Weiterlesen

laut.de-Porträt Mark Forster

Eine durchgestylte Künstlerbiografie klingt anders, da liegen sie bei Four Music völlig richtig. Dennoch unterschreibt der Quereinsteiger Mark Forster …

laut.de-Porträt KeKe

"Es gibt nichts Schöneres für mich, als wenn sich Leute damit identifizieren können." KeKe orientiert sich am zeitgeistigen Sound des Trap und Cloud …

3 Kommentare