Live Nation
Wie waren die bisherigen drei Monate im Lockdown? Kreativ oder depressiv?
Marek Lieberberg (CEO Live Nation GSA): Eine bespiellose Zeit in ohrenbetäubender Stille, perspektivlos, bedrohlich und bitter.
Wie wird euch der Lockdown als Konzertveranstalter prägen? Gibt es Erkenntnisse oder Konsequenzen, die sich aus einem viertel Jahr Stubenhocken für euer Business ableiten lassen? Oder hofft man einfach, dass sich die Lage in den kommenden Monaten wieder normalisiert, und es so weitergehen kann wie in den Jahren zuvor?
Die Erkenntnisse und Erfahrungen beziehen sich auf eine Ausnahmesituation, deren unschuldiges Opfer die Live-Branche ist. Aus einer Plage lassen sich überhaupt keine konkreten geschäftlichen Konsequenzen ableiten, sondern vor allem medizinische und gesellschaftliche.
Im Juni kann es unter Auflagen wieder erste Konzerte geben. Seid ihr nun kräftig am Sommer-Touren booken? Und ist parallel das Interesse der Ticket Käufer/Fans für die Herbst-Konzerte schon vorhanden?
Ad hoc können weder große Tourneen noch relevante Veranstaltungen aus dem Boden gestampft werden. Der Sommer wird keine wirklich Frequenz von Auftritten erleben. Dazu fehlen die Rahmenbedingungen für einen Wiedereinstieg als grundlegende Voraussetzung sowie der erforderliche Vorlauf und die Aufhebung der Reisebeschränkungen, insbesondere was England und Amerika anbetrifft. Ein Re-Start muss minutiös geplant und durchgeführt werden.
Rechnen sich überhaupt Konzerte, wenn in nächster Zeit nur noch ein Bruchteil der Leute kommen darf?
Über die Sehnsucht der Fans machen wir uns keine Sorgen.
Was kann man tun, um sich finanziell über Wasser zu halten? Rächt es sich gerade in der Corona-Krise, dass Musik als Kulturgut regelrecht entwertet wurde?
Wir werfen alle Ressourcen in die Waagschale. Die Live-Musik hat nach wie vor überragende Bedeutung, wie die Reaktionen des Publikums eindeutig belegen.
Wie ist die Situation konkret für euch als Veranstalter: fühlt man sich vom Staat im Stich gelassen? Man hat ja das Gefühl, dass der Kulturbranche erst zuletzt geholfen wird - oder kommt man auch in den Genuss eines finanziellen Schutzschirms und/oder anderer Hilfen?
Die Politik muss endlich ihrer Verantwortung gegenüber der modernen Musik gerecht werden, der die gleiche Wertschätzung gebührt wie der subventionierten Kultur.
Rock-am-Ring-Erfinder Marek Lieberberg ist CEO des Konzertveranstalters Live Nation. Die von ihm gegründete Marek Lieberberg Konzertagentur ist mittlerweile Eigentum von CTS Eventim. Live Nation organisiert Konzerte internationaler Pop- und Rockstars, darunter Lady Gaga, Lana Del Rey, Guns N'Roses und Rammstein.
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