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Platz 13: Playing The Angel

Wo wir gerade davon sprechen: "Playing The Angel" erscheint 2005, und alle Fans liegen sich selig in den Armen. Grund: Zwei Jahre zuvor droht Sänger Dave Gahan in Interviews offen mit Palastrevolution. Im Rahmen seines Solodebüts "Paper Monsters" wird er von Journalisten für seinen Geschmack übergebührlich oft auf das Thema Depeche Mode angesprochen und kontert mit Sätzen wie: "Ich bin nicht hier, um von Martin Gore beurteilt zu werden. Ich bin nicht seine Marionette." Andy Fletcher springt seinem alten Ministrantenkumpel Gore wie immer sogleich zur Seite: "Dave redet Unsinn. Im Grunde weiß er natürlich, dass Martin der Songwriter ist."

Doch die Marionette hat den längeren Atem: Nach einer Aussprache auf neutralem Boden akzeptiert der wortkarge Autokrat Gore die Herrschaftsansprüche seines Sängers und gestattet immerhin drei der mitgebrachten 15 (!) Gahan-Songs. Mute-Chef Daniel Miller installiert den unvorbelasteten Produzenten Ben Hillier im Studio, der die Demos der beiden Ego-Fighter gewichtet und so geschickt bearbeitet, dass man den Komponisten am Ende gar nicht mehr heraushört. Das Album ist tanzbar, traurig, krawallig und vor allem retro - Vorzüge, die Millionen Fans nach dem gewagten "Exciter"-Experiment mit Kusshand nehmen.

Blur-Produzent Hillier macht allerdings auch einen Spitzenjob und lässt die Analog-Synthies im Stile alter 80er Platten glühen. Kompositorisch ist hier allerdings erstmals deutlich Luft nach oben: Während Gahan mit "Nothing's Impossible" und "I Want It All" positiv überrascht, lässt Gore mit "Macro" Federn und fährt auch mit "A Pain That I'm Used To" und "Lilian" eine Spur zu sehr auf Nummer sicher. Dass es von diesem Album gleich drei Songs in die 2023/2024er-Setlist schaffen, ist angesichts des Gesamtkatalogs der Band ein trauriger Witz.

Anspieltipps:

"Precious", "The Sinner In Me", "Nothing's Impossible".

Besser weiträumig umfahren:

"A Pain That I'm Used To", "Suffer Well".

"Playing The Angel"*

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