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Black Eyed Peas-Revival, Pt. 3

"Wen, bitteschön, sollen 1-2-3-4-Bummbumm-Beats, Claps aus der Retorte und ohnehin längst überstrapazierte Autotune-Gesänge noch hinterm Ofen hervorlocken?", fragte besagte Dani Fromm 2009, und die Antwort kommt vierzehn Jahre zu spät. Ich glaube, ich will ein Argument für ein paar Qualitäten der beiden Sellout-Alben der Black Eyed Peas machen, die in der Geschichtsschreibung ein wenig verloren gegangen sind.

Ich will nicht komplett um 180° Grad drehen. Es gibt immer noch genug, das ich heute noch beschissen an diesen Alben finde, vor allem, die zwischendurch unternommenen Versuche, immer noch sozialkritisch und revolutionär zu sein, manche komisch gealterte Selbsteinschätzung und 85 Prozent der Präsenz von Fergie. Aber hier sind meine drei Argumente für eine Re-Evaluation der Black Eyed Peas, die wir heute nicht mehr sehen, aber noch fühlen.

1. Rap und EDM

Es ist witzig, dass wir erst in den letzten Jahren so richtig eine Fusion aus Hip Hop und EDM in den Mainstream bekommen haben, die sich zu halten scheint. Annäherungen gab es definitiv immer wieder. Das fängt schon mit der verflochtenen Geschichte von Breakdance-Musik an. Sonst lassen sich über die Jahre genug Experimente verfolgen, die damit gespielt haben. Man denke an Trip Hop, an Deichkind oder Stromae. Aber es waren immer nur Inseln oder Gimmicks. Die Black Eyed Peas haben sich David Guetta geschnappt und einfach gemacht, eine Formel, so stumpf und primitiv, wenn diese Idioten sie durchziehen konnten, könnte es jeder machen.

Ich argumentiere schon lange, dass gerade außerhalb Amerikas die Fusion von Rave und Rap nicht nur subkulturell, sondern auch physisch wahnsinnig nahe liegt. Ob die Black Eyed Peas mit ihrer vollen Sellout-Ästhetik dem einen langfristigen Gefallen getan haben, weiß ich nicht zu beurteilen. Aber ein Jahrzehnt bevor Skrillex mit Yung Lean und Bladee arbeitet, waren sie schon da, mit den ganz großen Namen, und haben die echsenhirnigsten Facetten beider Genres vermählt. Und ich war da, auf dem verdammten Dorf, als "I Gotta Feeling" groß war. Die Leute lagen sich in den Armen. Ich behaupte: Wenn man alle peinlichen Erinnerungen auszublenden vermag, wenn man allen Zynismus ausschaltet, in Sachen Songwriting: "I Gotta Feeling" ist ein verdammt guter Song. So ernsthaft, so unironisch, als hätte es ihn immer schon gegeben.

2. Beatwechsel

Eine Sache, die ich tatsächlich objektiv für diese Peas-Ära sprechen sehe, kommt direkt aus dem Songwriting. Ich finde, die beiden Alben haben unglaublich viele coole, innovative und vorwärts-denkende Übergänge, Transitionen und Beatbreaks, noch Jahre bevor A$AP Rocky und Travis Scott dieses aus dem Hip Hop-Split-Video abgeleitete Stilmittel in seine jetzige Iteration übernehmen. Die Peas haben oft ähnliche Ideen, klar, manchmal fädeln sie es etwas corny ein, aber ganz ehrlich: Wenn auf "Just Can't Get Enough" der "this is mega switch-up" kommt, dann fühl ichs immer noch ziemlich.

Diese Songs waren für ihre robotische Kälte lebendig und kreativ darin, es dem Publikum nicht langweilig werden zu lassen. Achtet man beim Hören der Songs weniger auf die oft lieblosen Parts, sondern vor allem auf die Layers und Phasen der Produktion, dann hört man sehr viel genuin Inspiriertes. Ich bin der festen Überzeugung, dass das bis nicht nur heute in Songs wie "Sicko Mode" oder "Life Is Good" hallt, sondern auch mit dem legendären K-Pop-Song "I Got A Boy" von Girl's Generation bis in die Gegenwart von Aespas "Next Level" eine fundamentale Facette dieses Genres geprägt hat.

3. Die pure, verdammte Schamlosigkeit

Zuerst habe ich diesen Punkt als "viele Beats funktionieren immer noch fantastisch" abgespeichert. Was sie tun: Viele dieser Songs kommen auf Partys immer noch wunderbar. Aber ich glaube, interessanter ist, dass obwohl Hip Hop 2008 nicht gerade in einer ... Hochphase war und es kein strenges Trueschooler-Regime gab, war es doch hart, wie frontal die Peas sich in diesen Sound geworfen haben. Klar, sie hatten davor schon ihre Sellout-Scheißsongs, aber das! Das war ein anderes Level. Besonderes Lob verdienen Taboo und Apple, die spürbar keinen Bock auf das alles haben und trotzdem einfach durchprügeln.

"Das ist der Scheißpop, den ihr wollt, und wir werden ihn euch geben" ist kein Ruhm oder Preise anziehendes Mindset, aber, verdammt, war es nötig. Ich habe das Gefühl, gerade ist all die Musik in diesem komischen Tal, in dem ihre Existenz sich so natürlich und selbstverständlich angefühlt hat, als hätte sie eben wer anders gemacht, wenn sie sie nicht gemacht hätten. Aber ich glaube, wenn nicht einer den Schritt in die völlige, transparente Sellout-Intensität gegangen wäre, wären eine Menge interessante musikalische Ideen, die jetzt irgendwo unetikettiert in unserem kollektiven Bewusstsein lungern, nie herausgekommen.

Ich muss es sagen: Hyperpop. Der Einfluss von Will.i.am auf PC Music und den Hyperpop wirkt nicht intuitiv oder einleuchtend, vor allem, weil all diese Wichser gut darin sind, immer nur die hippen und coolen Einflüsse zu nennen. Aber es ist eigentlich unübersehbar, wenn man darauf achtet. Nicht nur in den Synths, den Songstrukturen, sondern einfach im Pfad, den die Hyperpopper auskundschaften. "Das ist der Scheißpop, den ihr wollt und wir werden ihn euch geben" entwickelte sich zu "Das ist der Scheißpop, den wir alle mochten, und jetzt finden wir raus, wie tief wir damit gehen können" sind zwei Seiten derselben Medaille.

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