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April: Storys

Freshman Mirco: Sagt mal Leute, immer wenn uns die Legenden wegsterben, darf ich anfangen, oder wie? Im Gegensatz zu MF DOOM, muss ich jedoch sagen, dass mich DMX' Tod nicht nur weitaus weniger mitgenommen, sondern auch weitaus weniger überrascht hat. Der Mann hat ein unglaublich hartes und tragisches Leben geführt, dass nun verfrüht seinen Zoll forderte. Während DMX' Frühwerk durchaus dazu beitrug, mein jugendliches Metaller-Herz Hip Hip gegenüber zu öffnen, habe ich zu dem ebenfalls im April verstorbenen Shock G überhaupt keinen Bezug. Mögen sie beide in Frieden ruhen.

In Deutschland lief derweil der Modus Mio-Zirkus zu neuen Hochformen der Idiotie auf: Frauenversteher 18 Karat will ein All-Female-Label gründen, Visa Vie wird als Satanistin beschimpft, Luciano lässt sich von türkischen Faschos Rückendeckung geben und Bushido packt Bitcoins in seine Albumboxen. Wann dreht endlich jemand eine Sitcom über diesen ganzen Käse?

Yo Grandma Fromm: Jetzt wollen wir schon eine Telenovela, Bahnhofskiosk-Eroika und eine Sitcom - fehlt noch eine Arztserie, und dafür eignete sich doch der Fall ... Spaß beiseite aber, dass wir von Dr. Knarf noch einmal irgendwas hören würden, hat wahrscheinlich auch niemand erwartet. Von diesem Album, das da kommen sollte, habe ich tatsächlich exakt genau so viel gehört wie von 18 Karats Frauenrap-Label: nada. Mich hat aber schon verblüfft, Knarf nach allem, das er hinter sich hat, in einem Interview wiederzusehen, und den Galgenhumor, den er da demonstrierte, find' ich immer noch beeindruckend.

Dieser Yannik™: Oh mein Gott, diese 18 Karat-Geschichte habe ich ja schon komplett wieder vergessen. Ist da jemals irgendetwas draus geworden? Faszinierend, wie viel Blödsinn sich in so dreißig Tage pressen lässt, aber hey, wir haben ja alle nur Spaß. Bushido wartet ja auch bestimmt nur darauf, sich endlich einen NFT-Affen-Avatar als Albumcover zu machen. Für mich bedeutet April aber doch meine liebste Jaherszeit: Freshman-Season. Und, ja, in diesem Jahr war trotzdem nicht gerade eine reiche Ausbeute für diesen Zirkus dabei. Rap ging komplett zurück ins Regionale, neue Szenen spolterten irgendwo im Untergrund im Kreis, und die großen Namen machen immer vorhersehbarere Trap-Schablonen, hust, Polo G. Ziemlich sicher, dass sich bald Dinge ziemlich radikal drehen werden, aber noch lässt sich nicht so recht ablesen, wohin.

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