JJ - Wasted Love (Österreich)
Da hat jemand genau die falschen Schlüsse aus dem letztjährigen Sieg der Schweiz gezogen. Der Jury gefällt Operngesang? Bitteschön, einmal einen androgynen Countertenor mit allem bitte. Dem Publikum gefallen Dance-Breaks? Irgendwo müssten wir noch die olle Kickdrum rum liegen haben, die Armin Van Buuren im Studio vergessen hat. Brauchen wir noch was? Achja, hat jemand noch die Handynummer von Hans Zimmer?
Natürlich ist das handwerklich unglaublich beeindruckend, die Stimme dieses Jungen klingt, als könnte sie Diamanten schneiden. Ich würde auch lügen, wenn ich sagen würde, dass das emotional gar nichts in mir wach kitzelt. Aber kombiniert mit dieser extra dick aufgetragenen Kinotrailer-Produktion säuft da auf Dauer jeglicher musikalischer Mehrwert ab. Die Stellen im Song, die am meisten mit mir resonieren, sind die ruhigen, in denen JJ seinen vierkarätigen Stimmbändern eine kurze Auszeit genehmigt und buchstäblich nach Luft schnappt. Da klingt das dann kurzzeitig nach einem soliden Pop-Song, bevor wenig später wieder sein Falsetto wie eine Amok laufender Kronleuchter in die Ohrmuschel kracht. Von dem lieblos rangetackertern Trance-Drop am Ende, der wie ein Nachgedanke des Produzenten klingt, will ich gar nicht erst anfangen.
Für eine Live-Perfomance bei diesem Wettbewerb mag das hier so nah an einen Homerun rankommen wie überhaupt möglich. Deswegen ist der Jury-Sieg im Grunde auch vorprogrammiert. Aber ihr könnt mir nicht erzählen, dass Leute diesen Schlonz am nächsten Tag mit ernster Mine auf ihren Airpods hören, während sie im Rewe Eier kaufen. Das ist keine Popmusik, das ist eine Techdemo.
2/5
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