Statt Musikdaten tauschende Kunden ein- oder auszusperren, gibt es jetzt neue Ansätze zur Fileshare-Problematik aus England: P2P soll bis Ende des Jahres legal werden.

London (loc) - Die Regierung machte Druck, und plötzlich reden zwei miteinander, die sich bisher nicht riechen konnten: In England haben sich Vertreter der Musikindustrie und die vier größten Internetprovider zusammengesetzt, um gemeinsam ein Programm zum legalen Filesharing zu entwickeln.

Bisher drängte die gebeutelte Industrie auf eine Überwachung, die die Provider verpflichten würde, die Downloads ihrer Kunden zu verfolgen und sie bei rechtlichen Verstößen vom Internetzugang auszuschließen. Eine ähnliche Praxis existiert bereit in Frankreich und den USA.

Auch hierzulande wird von Seiten der Industrie eher auf die Einschüchterung und Kriminalisierung der Nutzer gesetzt als auf die Entwicklung von innovativen Filesharing-Modellen.

Doch nachdem Sony 2005 mit einer Mischung aus Internetanbieter und legaler Musiktauschbörse namens "Playlouder" erste Vorstöße gewagt hat, setzt sich die Idee der Verknüpfung zwischen Internet-Zugang und legaler Tauschplattform weiter durch.

Der Gedanke: Nutzer zahlen einen fixen Betrag pro Monat an ihren Internetprovider, der stellt dafür eine zugangsgesicherte P2P-Software zur Verfügung. Dort kann dann legal und zum Abopreis Musik mit allen anderen Breitbandkunden getauscht werden, die jederzeit und überall abspielbar bleiben soll.

Scheiterten die Ansätze zuvor noch am Problem der Künstlervergütung, so gibt es in England plötzlich doch Vorschläge von Seiten der Industrie: Die Musiker sollen durch eine Trafficanalyse je nach Popularität bezahlt werden. Wer heißer gehandelt wird, bekommt also anteilig mehr von den Nutzungsgebühren der Kunden.

Der Vorteil für die Provider wäre, dass sie erstmals von der durch Downloads verursachten Datenlast profitieren und einen kleinen Teil der Gebühren selbst einstreichen könnten. Momentan werden angeblich ca. 95% des Datenverkehrs im Internet durch Filesharing verursacht.

Ex-Undertones-Frontmann Feargal Sharkey, momentan Vorstand im Verband "British Music Rights", sagte: "Momentan bin ich absolut optimistisch. Vor drei Monaten hätte man diese Leute nicht mal in den selben Raum bekommen."

Die englische Regierung hatte zuvor massiven Druck auf die Verteter der Industrie ausgeübt, um die Einführung einer Sperre für Filesharer, die der Provider durchsetzen muss, zu vermeiden. Das neue System, das in Südkorea bereits ähnlich eingesetzt wird, soll schon Ende dieses Jahres in England marktreif sein.

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38 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    @wayfarer (« Bitte es gibt einen Unterschied wenn ich in einer alten Oma die Handtasche klaue oder mit jemanden anderen Musik tausche. »):

    Wenn Du einer alten Oma die Handtasche klaust, ist das eine Sache zwischen Dir und ihr.

    Wenn Du über das Internet Musik anbietest, ist das eine Sache zwischen Dir, dem Urheber, dem Künstler und ein paar tausend P2P-Usern.

    Meintest Du das?

    Gruß
    Skywise

  • Vor 16 Jahren

    @Wayfarer
    Sorry, ich versteh deine Argumentation nicht. Wir zwei könnten sogar mal Musik tauschen. Das ist ja legal. Stehst ja auf meiner Freundesliste. :) Wenn du es aber hochlädst, bietest du Tausenden etwas an was dir nicht gehört. Und genau das ist ja der Diebstahl. Was ist daran so kompliziert?

    Naja letztlich also das was Skywise meinte

  • Vor 16 Jahren

    Es hängt davon ab wie man Urheberecht betrachtet. :D
    Früher wars es üblich in der Softwarebranche, das abschreiben zwar verboten, wiederverwenden des Algorithmus aber fair use war.
    Heute nimmer, da wird dir der Hintern weggeklagt wenn du einen Algorithmus wieder verwendest ohne zu zahlen.

    Zudem sehe ich Musik als eine Information und diese werden seit anbeginn der Zeit ausgetauscht.
    Also für mich ist das eine Definitionsfrage und nicht eine exakte Definition von Verlust und Gewinn, wie es manche darstellen.