Mit legal kopierten Notenblättern will der Verein Musikpiraten deutsche Kindergärten vor den Anwälten der GEMA schützen.

Deutschland (snr) - Aus Sicht der GEMA sind die Bösewichte in ganz Deutschland aktiv, als Erzieher in deutschen Kindergärten. Tatbestand: Der Verstoß gegen Lizenzrechte durch das Verteilen von Notenblättern an Drei- bis Sechsjährige.

Geht es den Betreuern darum, dass die Kinder mit ihren Eltern zuhause die Lieder üben, sieht die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) darin eine Straftat. Deshalb verlangt sie seit dem vergangenem Monat Gebühren für geschützte Lieder wie "Schni-Schna-Schnappi", jeder Kindergarten oder Hort soll jährlich 56 Euro berappen.

Schnappi wird zur Kostenfalle

Der gemeinnützige Verein Musikpiraten will den Kindergärten die Angst vor den GEMA-Anwälten nehmen und plant die Veröffentlichung eines kleinen Notenbuchs mit vorweihnachtlichen und vor allem gemeinfreien Kinderliedern, die legal und kostenfrei kopiert und verteilt werden dürfen.

Auf seiner Homepage sucht der Verein mit einem Aufruf Lieder, die entweder unter Creative Commons lizenziert sind, oder von den Urhebern sogar als gemeinfrei ausgezeichnet wurden. Hinzu kommen traditionelle Kinderlieder wie "Hänsel und Gretel" der Rechteschutz längst ausgelaufen ist und die mittlerweile als Kulturgut gelten.

Laut dem Vereinsvorsitzenden Christian Hufgard will man mit der Aktion die Kindergärten unterstützen, ihre eigentliche Aufgabe wahrzunehmen. Für ihn ist es indiskutabel, dass sich die Betreuer mit Lizenzproblemen und Gema-Bögen auseinandersetzen müssen.

Musikpiraten vs. Verwertungsgesellschaften

Christian Kauß von der VG Musikedition sieht das anders: "Ich frage mich manchmal, ob Kindergärten auch vom örtlichen Handwerker verlangen, kostenlos zu arbeiten. Und ich bin überrascht, dass es jetzt so einen Aufschrei gibt. Alle Politiker und Parteien sind sich doch darin einig, dass Bildung nicht kostenfrei zu haben ist", sagte er der SZ.

Schon in der Vergangenheit schlossen die Verwertungsgesellschaften Verträge mit öffentlichen Institutionen wie Schulen oder Kirchen, über die Vervielfältigung von Kopien für den Unterricht oder die Gottesdienste.

Wenn den deutschen Kindergärten das Geld für die gesetzlichen GEMA-Abgaben fehlt, bleibt nur eine Alternative: Die Erzieher schreiben die Noten und Texte für die Eltern einzeln per Hand oder mit dem Computer ab, denn das ist skurriler Weise erlaubt.

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52 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Wieso wird hier eigentlich immer Stimmung gegen die GEMA gemacht? Die GEMA ist doch neben der GEZ das wichtigste deutsche Rechtsorgan. Wie sollen denn die Künstler, die uns mit Liedern wie Schnappi beglücken, leben?
    Mein Vorschlag: Ab sofort gibt jeder Deutsche 50% seines Gehalts an die GEMA ab, die anderen 50% kriegt die GEZ. Nur so ist sichergestellt, dass nicht nur Hits wie "Wacka Wacka" produziert werden können, sondern auch die anschließende Verwertung im öffentlichen Rundfunk klappt.

  • Vor 14 Jahren

    Tja die GEMA, was die sich da leisten ist wirklich der Wahnsinn.
    Als nächstes muss ich noch zahlen, wnn ich meinen Lieblingssong unter Dusche singe oder auf einer Party mit meinen Kumpels ein paar Lieder anstimme...
    Und der Vergleich von Christian Kauß mit dem Handwerker hinkt doch mal sowas von... Da fehlt jeglicher Bezug und Relation

  • Vor 14 Jahren

    soweit ich weiß, ist es in australien verboten, lieder zu singen (z.b. Happy Birthday), was schon reichlich übertrieben ist.

  • Vor 14 Jahren

    laut Statistischem Bundesamt gab es zum Jahresende 2002 in Deutschland insgesamt rund 47 300 Tageseinrichtungen für Kinder. 47.300 x 54 Euro = 2.554.200 Euro pro Jahr. Davon könnte man locker noch ein, zwei Pressesprecherinnen einstellen.

  • Vor 14 Jahren

    @Hawkeye1976 (« @Sancho
    Willst du es nicht kapieren? Die GEMA hat mit den Interpreten nichts am Hut, es sei denn, diese wären auch gleichzeitig Komponist, Textdichter oder Verleger. Was haben denn die Urheber davon, wenn du die Interpreten "entlohnst"? Gar nichts!
    Und bevor du beleidigend wirst, solltest du dir mal ein paar Fakten anlesen. »):

    Danke ich kenne den Unterschied zwischen Interpret und Urheber aber du scheinst nicht zu verstehen was ich dir mit meinem Post sagen wollte. Und das Schmock sollte jetzt nicht so beleidigend rüber kommen, sorry.

  • Vor 14 Jahren

    Horizon- Happy Birthday ist in Austr. verboten? ist das nicht das beste, was einem Künstler passieren kann, dass sein Lied so Art Volkslied wird? ...