Roll-Back beim Grand Prix - die Ironie-Figuren sind von gestern. Bierernst werden am Samstag 23 Beiträge geträllert, 18 davon sind Liebes-Schnulzen.
Kopenhagen (tei) - Irgendwie hatte man ja immer noch die Hoffnung, die meinen das nicht wirklich ernst. Tun sie aber wohl doch. Die Schlagernasen scheinen tatsächlich an ihre besungene heile Welt zu glauben. Andy Borg, Moderator der besonders fiesen ARD-Schlagerparade der Volksmusik, hat gerade vor lauter Gutgläubigkeit 25 000 Mark in den Sand gesetzt. Die hatte er einem Handwerker angezahlt, der ihm einen Pool in seinem spanischen Bungalow einbauen sollte. "Der Garten sah aus wie Sodom und Gomorrha", ärgerte sich der Geprellte: "Ich will die Menschen von ihren Sorgen ablenken. Wenn ich mir vor Wut auf die Lippen beißen muss, kann ich das nicht".
In Kopenhagen gehen am Samstag beim Grand Prix d'Eurovision ebenfalls nur die aufrechten Schlagerbarden an den Start. "Wadde hadde dudde da"- Verdächtiges fehlt gänzlich und auch Nussecken stehen keine auf der Speisekarte. Die Vertreterin aus dem Sauerkraut-Stadl ist mit ihrer "Wer Liebe lebt"-Schnulze in bester Gesellschaft. Von Michelle unterscheiden sich der britische "No Dream Impossible"-Singsang von Lindsay Dracass ebenso wenig, wie die bedeutungsschwangere Strophe, die die Kroatin Vanna meint, der Welt mitteilen zu müssen: "And the fiddler play on the strings of my heart".
Auch optisch mangelt es an Abweichungen in diesem Jahr. Glamour Fehlanzeige. Eine Sängerin ist blonder als die andere - gleich sieben Blondinen konkurrieren im Ähnlichkeitswettbewerb. Verwechslungen sind bei soviel Uniformität vorprogrammiert. Der blonden Erica aus Litauen soll schon ein wütendes "nein, das bin ich nicht" entfahren sein - ihre wurde die Autogrammkarte von Vanna zur Signatur vorgelegt, ebenfalls blond.
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