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Platz 12: The Book Of Souls (2015)


Iron Maiden scheren sich einen Dreck um Konventionen und Erwartungen. Konzeptuell widmen sich Harris und seine Mitstreiter - ganz einem Alterswerk angemessen - dem großen Ganzen und beleuchten das Leib-Seele-Problem aus vielen unterschiedlichen Perspektiven. Der Themenkomplex gewann durch Bruce Dickinson Krebserkrankung im Vorfeld des Releases zusätzlich an Bedeutung.

Die Beseelung findet auch auf musikalischer Ebene statt: Es gibt zahlreiche Querverweise zu den Klassikern. Gerade die zerpflückte Art des Komponierens erweckt die elf Songs zum Leben, das Mit-, Neben- und Hintereinander diverser Parts, die in impulsiver, ungebändigter Kreativität aus den Boxen springen.

Die kompakten Stücke - wie so häufig Smith/Dickinson-Kollaborationen - treffen allesamt ins Schwarze, insbesondere die Hommage an Schauspieler Robin Williams ("Tears Of A Clown"), der bekanntlich den Freitod gewählt hat, um der Absurdität des Daseins zu entfliehen. Wer Cowbell und das an "Two Minutes To Midnight"-angelehnte Riffing in "Speed Of Light" kreuzt, ohne peinlich zu wirken, macht einiges richtig.

Die drei überlangen Stücke auf "The Book Of Souls" treffen ausnahmslos ins Schwarze: Steve Harris macht bei seinem Alleingang "The Red And The Black" Anleihen bei den Überepen "The Clansman", "Sign Of The Cross" und "Rime Of The Ancient Mariner". Der Titeltrack, eine Gers-Harris-Kollabo, knüpft nahtlos an die letzten gemeinsam ausgeheckten Highlights auf "The Final Frontier" und "A Matter Of Life And Death" an. Dickinsons Überrasschungsopus "Empire Of The Clouds" befasst sich mit einem der frühesten Desaster der zivilen Luftfahrt.

In dem Moment, in dem man entnervt denkt: "Harris, lass' die scheiß Keyboards im Schrank!", kitzeln in "Empire Of The Clouds" Piano (von Bruce persönlich eingespielt), Streicher und Bläser die Emotionen. Der längste Song der Band-Historie beginnt wie eine Dickinson-Ballade, schwappt dann über die Ufer, flutet Herz und Hirn und dringt in Bereiche vor, die man der Band gar nicht zugetraut hatte.

Tobias Sammet, Avantasia-Bandkopf bringt es auf den Punkt: "Maiden hat natürlich auch was Komisches. Das ist keine Angelegenheit von Leben und Tod. Die meisten Maiden-Fans wurden im Alter von zwölf oder dreizehn Jahren Anhänger. Ergo Maiden ist Musik für Teenager. Die meisten fanden es nur so geil, dass sie nie wieder davon los gekommen sind (lacht). Aber wenn du einem 25-Jährigen zum ersten Mal in seinem Leben Maiden vorspielst, dann wird der wahrscheinlich erst einmal denken, dass das verdammt komische Musik ist, mit 45 Tempowechseln in 15 Minuten."

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