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Platz 8: Blue Banisters (2021)

Ich liebe Lanas Lebensgefährten, die Melancholie. Aber mit "Blue Banisters" wurde ihr größtes Markenzeichen, ihre größte Stärke irgendwie zu einem langweiligen Tapetenmuster.

Es gibt Alben, sie eine neue Ära einläuten und solche, die in der Dämmerung zwischen zwei Epochen verharren. "Blue Banisters" gehört zu letzterem. Nach der poetischen Klarheit und emotionalen Tiefe von "Norman Fucking Rockwell" und "Chemtrails Over The Country Club" wirkt dieses Album wie ein Nachklang, ein langes, sehnsüchtiges Echo aus einem Haus, in dem die Partygäste bereits gegangen sind, aber noch jemand das letzte Weinglas austrinkt.

Lana hat sich hier endgültig von der großen Inszenierung verabschiedet. Keine glitzernden Americana-Metaphern mehr, keine orchestralen Abgründe. Nur noch Poesie, Piano und Gitarre. Das klingt fast schon rebellisch unspektulär. Doch was als mutige Intimität beginnt, kippt schnell in Selbstreferenzialität. "Blue Banisters" ist weniger ein neues Kapitel als eine Fußnote zum eigenen Mythos.

Natürlich gibt es, wie auf jedem Lana-Album, Momente, in denen vor Begeisterung die Luft wegbleibt. In "Arcadia" vergleicht sie ihren Körper mit Los Angeles, als wäre sie vom Geist alter Hollywood-Tragik besessen. Oder wenn sie in "Dealer" unerwartet schreit, dann spürt man ihre Emotionen bis in die Knochen. Außerdem wäre da noch das Songwriting in Songs wie "Carolina", der von der Liebe zu ihrer Schwester handelt: "'Crypto forever', screams your stupid boyfriend/Fuck you, Kevin". Ihre sonst so durchdachte Poesie wirkt hier etwas willkürlich, aber das macht es auch so authentisch und nahbar. Das sind rohe, überraschende Augenblicke, aber leider zu selten auf dem Album. Es erlaubt, durch die altbekannte Del Rey-Ästhetik zu schlendern, die aber so langsam aber nach monotoner Vertrautheit klingt.

Es scheint so - allein schon wegen der geringen Albumpromotion - als hätte Lana dieses Album für sie selbst und ihren engsten Kreis geschrieben. Die Sounds sind fast trotzig unspektakulär. Da stellt sich die Frage ob es sich hier um ein indirektes Statement handelt, oder schon um Bequemlichkeit?

Zwar ist es schön zusehen, dass Lana nicht auf jedem Album die "Rolle" einer Ikone spielt, aber mir fehlt die Cool-Girl-Attitüde und ehrlich gesagt, hätte das Album ein bisschen mehr Theatralik vertragen können. Darüber könnte ich hinweg sehen, wenn das Album wenigstens einer klaren Dramaturgie folgen würde. Die einzelnen Songs sind wunderschön, keine Frage aber irgendwie auch ein bisschen langweilig.

Highlights: "Arcadia", "Violets For Roses", "Dealer"

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