laut.de-Kritik
Lieblicher Country-Folk mit pittoresken Momenten.
Review von Johannes JimenoLana Del Rey kennt keine Ruhepausen. Innerhalb elf Jahren erschienen nunmehr sieben Studioalben und ein Gedichtband. Auf "Chemtrails Over The Country Club" zeigt sie wieder einmal ganz andere Facetten und wechselt das Genre. Weg vom ambitionierten Art-Pop des Vorgängers, hin zu in sich gekehrtem Country und Indie-Folk.
Kommt einem das vielleicht bekannt vor? Nun, Taylor Swift vollzog eine ähnliche Veränderung, streifte sich letztes Jahr das Hipster-Karohemd auf "Folklore" über und frönte dem Minimalismus im Wald. Lana gibt sich indes als Grande Dame, die in elitären Kreisen über ihre Jugend nachdenkt, mit Schmuck in den Swimming Pool hüpft und sich über Verschwörungstheorien lustig macht: "Chemtrails Over The Country Club" steht eindeutig für sich.
Diese Veränderung hat sie nicht alleine auf sich genommen. Neben den langjährigen Weggefährten Jack Antonoff und Rick Nowels gesellen sich drei Frauen an ihre Seite: Country-Sängerin Nikki Lane, die im Desert Rock beheimatete Zella Day und die Psychedelic Folk-Musikerin Weyes Blood. Mit den beiden Letztgenannten nimmt sie sogar ein Cover der Folk-Ikone Joni Mitchell ("For Free") auf.
Zunächst schlägt sie jedoch die Brücke zu "Norman Fucking Rockwell!" im artsy Opener "White Dress", wenn sie in hoher Stimmlage bewusst etwas schief klingt und für ihre Verhältnisse gar hektisch singt. Derweil erzählt sie von früheren Tagen als leichtgläubige Kellnerin, die der Überzeugung war, sie hätte alles im Griff, dabei mochte sie doch nur Kings Of Leon am Strand hören. Ein durchaus interessanter Einstieg.
Wie üblich bei Lana dürfen bittersüße Sommertage nicht fehlen, die im anschließenden Titeltrack Erwähnung finden: "Meet you for coffee at the elementary schools / We laugh about nothing as the summer gets cool / It's beautiful how this deep normality settles down over me / I'm not bored or unhappy, I'm still so strange and wild". Eine zentrale Stelle für das ganze Album, sucht sie doch nach Heimat, Normalität, Liebe, Bestätigung und Verständnis. In etlichen Songs bringt sie ihre Sehnsüchte ans Mikrofon und spricht verwandten Seelen Mut zu, wie im liebreizenden "Not All Who Wander Are Lost", wenn verspielte Gitarren versöhnliche Melodien anstimmen und Lana die Ohrenschmeichlerin mimt.
Erneut verlässt sich die US-Amerikanerin auf viele Balladen und kostet die ruhigen Momente aus, die äußerlich ähnlich anmuten, bei genauerer Prüfung jedoch feine Unterschiede offenbaren. Das zärtliche "Let Me Love You Like A Woman" berichtet von fehlender Nähe, das unterkühlte "Breaking Up Slowly" mit Nikki Lane entpuppt sich als reines Gitarrenstück, "Dance Till We Die" zieht im letzten Drittel sogar das Tempo an und gewinnt an Drive, während ein verhuschtes Saxophon ab und an ein Paar Töne abgibt. Das musikalisch abwechslungsreiche "Dark But Just A Game" pendelt zwischen Film noir, Free Jazz-Einlagen und poppigem Refrain.
Den Höhepunkt bildet das pittoreske "Yosemite", das weite, karge Landschaften vor dem inneren Auge evoziert und eine wehmütige Lana ihre Verletzlichkeit preisgibt. Ein emotional ergreifendes Stück, das auch entfernt an die irische Sängerin Aoife Ní Fhearraigh erinnert.
"Chemtrails Over The Country Club" bleibt ein in sich geschlossenes, subtiles und langsames Werk, dem es aber an dem gewissen Etwas mangelt. Ihre sonstige Coolness ("Doin' Time"), Laszivität ("High By The Beach") oder schroffe Hits ("West Coast") sucht man vergebens. Stattdessen behält Lana Del Rey ihre schwelende Traurigkeit bei, ergibt sich ihr aber nicht wie in der Vergangenheit, sondern transportiert sie reflektiert in eine neue Umgebung. Das dadurch entstandene glatte Adagio bringt wahrscheinlich ihr zugänglichstes Album hervor, das sich auch für Nicht-Lana-Fans eignet.
16 Kommentare mit 42 Antworten
Bei Para und Schwinger verklebt die Buxxx.
Sagt der richtige!
:-*
Dir geht jedesmal einer ab, wenn du in genrefremden Gefilden wilderst, wir sind also gleichauf.
Oh Schwingi...man merkt halt oft, dass du einfach kein WAHRER ALTVORDERER bist.
Ach ja?
Kurze Zwischenfrage, was zeichnet denn einen wahren Altvorderen aus?
Teil der erlauchten Community seit der laut.bar
Finde ich leider im Net nichts zu.
Einfach tiefer diggen.
Ist es eigentlich Zufall, dass Craze sich einen Evolutionsverweigerer als Avatar ausgesucht hat?
Ja Schwingi, denn sonst würdest du wissen, dass ich komplett unironisch auch ein kleiner Lana Fanboy bin. Bester Mann Para weiß das natürlich.
"Yosemite" schonmal ganz groß!
Teilweise nah an Joanna Newson.
"dass Craze sich einen Evolutionsverweigerer..."
Wohl eher "perfekt an die Umweltbedingungen angepasst".
Rekta scheint ein wenig minderbemittelt zu sein und hat im Biologieunterricht beim Thema "Evolution" wohl nicht besonders gut aufgepasst.
Zu Rektas Verteidigung: In den Sechzigigern sahen die Lehrpläne noch ganz anders aus
"Ja Schwingi, denn sonst würdest du wissen, dass ich komplett unironisch auch ein kleiner Lana Fanboy bin."
Da bin ich aber platt, dass du in deinem fortgeschrittenen Alter noch zu richtiger Musik gefunden hast. Herzlichen Glückwunsch!
Beruhig dich direkt wieder, werde dich trotzdem weiterhin geißeln, wenn du Zauselmüll feierst
Schon wieder der selbe, nervige Jammersong, verteilt auf 11 Tracks ????
Da du mir damals ja mW nicht geantwortet hast, frage ich hier nochmal:
Alter, bist du taub?
Wann kommt deine 10. Sinfonie, Ludwig Van?
Promophase läuft ganz offensichtlich schon.
@Soulburn: die Frage muss ich überhört haben. Nein, ich bin nicht blau!
@Soulburn: was ist mW?
"meines Wissens".
Weil ich den Spruch halt vor Jahren schon mal bei dir gebracht habe, aber zu faul bin, in solchen Fällen jedes Mal ne Ziege zu schlachten und den ganzen anderen Kram beisammen zu suchen, den mensch für das Beschwörungsritual des Kraken benötigt.
Nicht Mal Käpt'n Ahab höchstselbst käme ohne Opfergabe davon, wenn der Kraken ihm jemals was aus den Tiefen des Lautgraben zurück ans Tageslicht holen soll!
Ich bin dir sehr dankbar, dass du in feuchten Quellen keine Wiege verpachtest! Oder den ganzen wandernden Rahm beisammen suchst für den Zerstörungszitteraal des Laken - aber was zur Hölle willst du mir damit sagen?
Lana del Rey jammert halt.
https://www.laut.de/Die-Toten-Hosen/Alben/…
Ach, scheiße. Die lebende Ziege und der Eislöffel sind ja nicht das Problem, aber weiß der gute Ludwig van eigentlich, wie kompliziert es ist, an einem Samstag Nachmittag in dieser Stadt gutes Obst, geschmacklose Acapulco-Hemd-Fälschungen und eine unterbezahlte Klezmer-Band aufzutreiben?
Ich hab gehört, Ludwigs Van ist fensterlos.
Danke @morpheau, nun habw ich nach 4 Jahren endlich auch meinen ersten shitstorm mitbekommen, und das nach 12 Jahren in diesem Forum
Ich hab ja gehört, Ludwigs Van ist überhaupt kein Van, sondern der Camper von Beethoven.
Ihr solltet euch dringend "Clockwork Orange" anschauen, dann wisst ihr's
Die Musik ???? muss man mögen von Lana Del Rey habe viele Alben von ihr hat eine Aussergewöhnliche Stimme Lana Del Rey.
Stimme zu. Viele Alben von ihr hat ne außergewöhnliche Stimme.
Ist der Gesang auf "White Dress" ernstgemeint? Der ist ja grausam. Auch textlich ist das der übliche Lana-Baukasten. Kann die noch über andere Dinge als über ihren "my man" singen? Die reitet das One-Trick-Pony aber auch zu Tode. Dazu noch der Bullshit über Trump. Nein, diese Dame brauche ich nicht mehr. Es soll ja demnächst schon das nächste Album kommen. Fließband-Lana.
Keine 5/5 wie NFR, aber 4/5 gehen absolut klar.
Was könnte man machen, wenn eine Karriere eigentlich vorbei ist? Wenn der Hypetrain schon längst abgefahren ist? Einfach ein Song gegen Trump und co. machen. Im besten Fall ein ganzes Album hinkoten, wie Adrian Younge. Das gibt wieder Aufmerksamkeit und die nächste Gucci Tasche ist gesichert.
Was ne Pfeife, echt mal. Veröffentlicht eine Musikerin doch glatt Musik, um Geld zu verdienen!