Seite 6 von 8

Platz 3: Born To Die (2012)

Zu rechtfertigen, dass dieses Album nur den dritten, und nicht den ersten Platz erhält, ist schmerzhaft und dennoch, "Born To Die" ist mit Abstand Lanas wichtigstes Album - aber nicht ihr bestes.

Mit diesem Album wurde aus Lizzy Grant (Lanas gebürtiger Name) Lana del Rey. Wer 2012 nicht dabei war, versteht es dennoch, denn dieses Werk ist zeitlose Kunst. "Born To Die" kombiniert Genres wie Alternative Rock, Indie, Hip Hop, R'n'B und Pop. Spätestens hier sollte klar sein, dass eine Schubladenunterweisung unmöglich ist. Man bedenke die Popstars der 2010er Jahre. Katy Perry und Lady Gaga prägen mit buntem Elektropop und Dancepop den Mainstream. Mit Lana Del Reys "Video Games" kam eine Single ins Radio, mit einem vorher nie dagewesenen Sound. Mit koketten, manchmal heimsuchenden Vocals schafft Lana eine Old Hollywood Glamour Ästhetik, die sie zeitgleich in ihren Texten als tückisch entlarvt.

Es geht nicht nur um Drogenmissbrauch, Party und Herzschmerz, sondern um die Erfahrung einer jungen, amerikanischen Frau in einem scheinbar glamourösen Patriarchat, und ihre Versuche sich in die Idee des "American Dream" einzugliedern - oder davon loszureißen. Dabei inszeniert sie sich als sogenanntes "Manic Pixie Dream Girl". Sie singt von weiblicher Unterwerfung und geht auf die männliche Fantasie einer verrückten, traurigen Frau ein. Sie kann dieser Archetyp der amerikanischen Frau sein, auch wenn ihr dies nicht entspricht, aber genau diese Rolle einzunehmen, macht sie wiederum verrückt und depressiv. Damit spiegelt sie die Verwirrung junger Frauen wieder, die in einer Welt aufwachsen, die im Kern gegen sie ist. Es geht also nicht nur um destruktive Liebesdynamiken, sondern auch um Selbstzerstörung, Frausein und die damit einhergehende Existenzkrise.

Der Ton des Albums ist aber weniger traurig als theatralisch, und zwar ohne dass es kitschig wird. Denn Lana ist auf eine so coole Art melancholisch, dass sie in all ihrem Leid wie ein Gangster wirkt - aber ohne ihren Glamour zu verlieren. Und genau das macht ihre Persona so faszinierend.

Zwar werfen kritische Stimmen der Sängerin immer wieder Überspitzung und Glorifizierung ihrer oft problembehafteten Erfahrungsberichte vor, allerdings betont sie seit Beginn ihrer Karriere, dass ihre Texte ihren eigenen Erlebnissen entspringen. Statt überspitzter Glorifizierung sehe ich satirische Betonung der Absurdität, die dem patriarchalen und amerikanischen Ideal zugrunde liegt.

Mit diesem Album wurde der Grundbaustein für Lana Del Reys Karriere gelegt. "Born To Die" bleibt einerseits ein Glamour-Pop-Album, das im Vergleich zu Lanas späteren Alben mehrheitlich radiotypische Songs beinhaltet. Andererseits gilt es durch die Kombination verschiedener Genre-Elemente und der lyrischen Ästhetik als innovativ. Es vermittelt wichtige Themen, ummantelt von einer nostalgischen Eleganz, wie sie im alten Hollywood zu sehen war. Damit machte sie sich zur stilvollsten Bad Bitch der Geschichte.

Highlights: "Off The Races", "National Anthem", "Radio"

Kaufen?

Born To Die*

Wenn du über diesen Link etwas bei amazon.de bestellst, unterstützt du laut.de mit ein paar Cent. Dankeschön!

Seite 6 von 8

Weiterlesen

Lana Del Rey Alle Alben im Ranking

Die Diskografie der traurigsten Frau Amerikas liest sich wie ein Tagebuch aus goldenen Tränen und kaputten Träumen. Wo klingt die Melancholie am schönsten?

Noch keine Kommentare